In der westlichen Welt verliert der christliche Glaube zunehmend an Akzeptanz. Um sich die Welt zu erklären und zu deuten, brauchen viele Menschen Gott und Kirche nicht mehr. In der pluralen Gesellschaft kann sich die Kirche auf keinen alleinigen Wahrheitsanspruch mehr berufen. Sie ist mit ihren Angeboten eine unter vielen – und sie muss überzeugen, um nicht weiter an Bedeutung zu verlieren. Dies ist die Ausgangslage von den Verantwortlichen im Haupt- und Ehrenamt in den Pastoralen Räumen. Ihre Aufgabe ist es, Kirche in der pluralen Welt von heute neu ins Spiel zu bringen. In einer Gesellschaft, in der die Akzeptanz von Glauben und Kirche schwindet, darf der Blick nicht nur auf die Kerngemeinde gehen, also auf die Menschen, die Kirche vor Ort prägen und mitgestalten. Vielmehr geht der Blick auf alle Menschen, die im Pastoralen Raum leben, und ihre „Lebens- und Glaubensthemen“ (vgl. Zukunftsbild S. 80). Im Idealfall spiegelt kirchliches Handeln im Pastoralen Raum die Vielfalt der Menschen und ihrer Lebensentwürfe wider, die dort leben.
Pastorale Räume
Kirche in pluraler Welt ins Spiel bringen
Ein Netzwerk pastoraler Orte und Gelegenheiten
Diese Ausrichtung bringt es mit sich, dass Kirche im Pastoralen Raum an ganz unterschiedlichen Orten mit ihrem Angebot präsent ist – eben dort, wo Menschen leben und glauben. Übergeordnetes Ziel von Kirche im Pastoralen Raum ist es, nah bei den Menschen zu sein – als Institution, die Gemeinschaft stiftet und zu Diensten ist. Dies ist sie natürlich in der Feier der Eucharistie und an kirchlichen Orten wie zum Beispiel der Pfarrgemeinde, den katholischen Jugend- und Erwachsenenverbänden, Kindertagesstätten oder Schulen. Zu ihrem Auftrag zählt aber auch, den Sozialraum mitzugestalten und dafür mit verschiedenen Partnerinnen und Partnern zusammenzuarbeiten: andere christliche Konfessionen oder Religionsgemeinschaften, Akteurinnen und Akteure aus dem sozialen Bereich oder der Kultur. So entstehen pastorale Orte und Gelegenheiten für unterschiedliche Zielgruppen, die miteinander ein Netzwerk bilden und die Kirche im Pastoralen Raum ausmachen.
Die Pastoralvereinbarung sorgt für Verbindlichkeit
Wie die Pastoralen Räume dies umsetzen ist äußerst unterschiedlich. Was aber überall gleich ist: Die Schwerpunkte der Arbeit werden in einer Pastoralvereinbarung festgehalten. Diese ist ein Dokument von hoher Verbindlichkeit, denn sie wird sowohl von den Verantwortlichen vor Ort als auch vom zuständigen Dechanten und dem Erzbischof von Paderborn unterzeichnet. Die Pastoralvereinbarung legt die Schwerpunkte eines Pastoralen Raums fest, auf die sich vor Ort in einem längeren Beratungsprozess verständigt wird. Ausgangspunkt ist die konkrete Situation vor Ort: Wie leben die Menschen in den Städten und Dörfern? Welche Probleme haben sie und welche Anliegen? Welche Menschen engagieren sich bei uns und wie können wir ihre Talente einsetzen? Ausdrücklich gewünscht ist dabei das Ausprobieren neuer Ideen, die auch Menschen ansprechen, die bisher noch nicht im kirchlichen Umfeld auftauchen. Einen Orientierungsrahmen bieten dabei die vier im Zukunftsbild genannten Handlungsfelder: Evangelisierung – Ehrenamt – Missionarisch Kirche sein – Caritas und Weltverantwortung. Pastorale Räume existieren entweder als Pastoralverbünde mit rechtlich eigenständigen Pfarreien oder als Gesamtpfarrei mit einer Vermögensverwaltung für den ganzen Raum. In der Regel entscheiden die Verantwortlichen vor Ort in einem längeren Beratungsprozess darüber, welche Form für ihren Pastoralen Raum passend ist.