Carl Loewe: Die Auferweckung des Lazarus (aus dem Dritten Teil die Nummern 10 und 13-16)
Carl Loewe (1796-1869) gehört zu den großen Lieder- und Oratorienkomponisten des 19. Jahrhunderts. Die Auferweckung des Lazarus ist sein sechzehnter und letzter Beitrag zur Gattung „Oratorium“ (der Begriff leitet sich ab von „oratorio“ = Betssal, in denen im Rahmen der Gegenreformation geistliche Übungen abgehalten wurden, innerhalb derer die Musik eine bedeutende Rolle einnahm). Den Text hat Loewe aus Joh 11, 1-45 zusammengestellt. Gattungsentsprechend wechseln Rezitative, Arien und Chorsätze ab. Rezitative sind eine Art Sprechgesang und treiben die Erzählung voran. Typisch für Loewes Oratorium ist, dass die Musik auch bei diesen Rezitativen – entgegen der üblichen Praxis – ihren textdarstellend-malenden Charakter beibehält (vgl. vor allem die eigentliche Auferweckungsszene).
Arien und Chorsätze artikulieren inhaltliche Schwerpunkte und laden zum Innehalten ein. Der letzte Chorsatz (der Text dürfte aus der Feder Loewes stammen) ist eine Art conclusio, eine Schlussfolgerung aus dem Gehörten: „Kein Angst liegt so schwer auf mir, er [gemeint ist Jesus] wälzt ihn von des Herzens Tür.“