1. These: Kontakt ist am wichtigsten
Noch vor Gottesdienst-Streamings oder Telefon-und Onlineseelsorge hat der persönliche oder telefonische Kontakt vor Ort die größte Bedeutung. Den Menschen ist es wichtig, in ihren Fragen, Ängsten und Sorgen von vertrauten Seelsorgerinnen und Seelsorgern durch die Pandemie begleitet zu werden. Wo das ausbleibt, verzweifeln und vereinsamen viele.
2. These: Beteiligungsformate müssen aufrechterhalten werden
Sitzungen von Räten oder Gremien sind für das Gemeindeleben und die Beteiligung von Engagierten wichtig, konnten aber in der Pandemie oft nicht durchgeführt werden wie gewohnt. Vielerorts wurden (digitale) Alternativen geschaffen. Andernorts sind Sitzungen aber einfach ausgefallen. Das hat viele ehrenamtlich Engagierte verärgert, sie hatten dann das Gefühl, dass alte kirchliche Rollenmuster wieder aufbrechen und einfach über ihre Köpfe hinweg entschieden wird.
3. These: Die Mitarbeiter des Erzbistums Paderborn haben unterschiedlich auf die Situation reagiert
Ob Priester oder pastorale Mitarbeitende, ob Lehrkräfte oder in der Verwaltung Tätige: Die Berufsgruppen haben unterschiedliche Einstellungen gegenüber den Veränderungen gezeigt. Während manche stark verunsichert waren, haben andere sich als resilient oder erfinderisch erwiesen. Manchmal haben sich Pastoralteams selbst blockiert, weil zwischen unterschiedlichen Haltungen nicht vermitteln werden konnte – das lag mitunter auch daran, dass die Kommunikationskanäle im Team nicht gut funktioniert haben.
Hohe Resilienz weisen laut Prof. Thomas Wienhardt „die befragten Priester auf“. Sie seien „am wenigsten skeptisch unterwegs“. Nach Wienhardts Erkenntnis sind „Verwaltungsangestellte und Erzieherinnen und Erzieher eher skeptisch ausgerichtet“, Bildungsreferenten hingegen „Chancenseher“. Was daran liege, dass letztere Gruppe „meist digital gut aufgestellt und entsprechend versiert ist“. Ihre Devise: „Glauben geht auch digital.“
4. These: Jung und Alt bewerten die Veränderungen unterschiedlich
Menschen unter 36 Jahren sehen vermehrt die Chance, verändert – spirituell erfrischt, strategisch neu aufgestellt und priorisiert – aus der gegenwärtigen Situation heraus zu gehen. Menschen über 59 Jahren sind sehr skeptisch. Sie sorgen sich um den Abbruch bzw. Wandel der ihnen lieb gewonnenen Sozialformen in der Kirche. Einigen Älteren fällt es schwer, mit der verstärkten Digitalisierung der Kirche Schritt zu halten. Über alle Altersgrenzen hinweg war der eigene Glaube eine wichtige Stütze in der Krise.
5. These: Ehrenamtliche wollen sich auch in der Krise engagieren
Kirchlich gebundene Ehrenamtliche haben ihre Bereitschaft zum Engagement auch durch die Krise nicht verloren und sich in vielfältigen Formen engagiert. Gleichwohl gibt es Fälle, in denen sich Ehrenamtliche gerne noch stärker eingebracht hätten. Wegen der mancherorts fehlenden Andock-Punkte haben sie sich stattdessen im außerkirchlichen Ehrenamt eingebracht.
Insofern sollte die Pandemie auch zur strategischen Planung genutzt werden. Wo wird unsere Pfarrei im kommenden Jahr, wo in fünf und wo in zehn Jahren stehen? Viele Befragte können eine solche Strategie kaum erkennen.