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© William Perugini / Shutterstock.com

Ausbrechen aus festgefahrenen Denkstrukturen

Online-Forum in der Reihe „Kultur im Wandel“ fragte danach, wie man rassistischen Tendenzen in der Gesellschaft entgegenwirken kann

Vom 19. März bis zum 2. April 2023 setzen die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ ein Zeichen für Toleranz, Vielfalt und Zivilcourage. Im Zeichen eines solidarischen Miteinanders stand auch das Online-Forum in der Reihe „Kultur im Wandel“ am 20. März 2023. Es stand unter der Überschrift „Als Christ:innen sind wir doch ‚die Guten‘ und trotzdem sind wir Teil eines rassistischen Systems!?“ und wurde vom Liborianum angeboten.

Zu Beginn der Diskussionsrunde begrüßte Moderator Christian Maier, missio-Referent im Generalvikariat, alle Teilnehmenden und betonte, wie wichtig es gerade als Kirche sei, sich mit Fragen zum Thema auseinanderzusetzen, um Rassismus erfolgreich entgegen wirken zu können.

Wie stark rassistische Tendenzen immer noch strukturell in der Gesellschaft verankert sind, darüber informierte zunächst ein kurzes Video, das als Einstieg in die Diskussion gezeigt wurde. Es machte deutlich: Die Konfrontation mit rassistischen Handlungen oder Äußerungen gehören leider immer noch zur täglichen Alltagserfahrung vieler Menschen. Auch Nachteile bei der Job- und der Wohnungssuche sind für viele Menschen Realität.

Herausforderungen des Alltags

Was Kirche dagegen tun kann, darauf versuchte das Forum an diesem Abend eine Antwort zu geben. Magdalena Onyango, missio-Referentin der Abteilung Glauben im Dialog des Erzbistums Paderborn und selbst Mutter zweier afro-deutscher Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren, wusste aus eigener Erfahrung, wie irritierend es sein kann, wenn ihre Kinder gefragt würden, ob sie – Magdalena – mit weißer Hautfarbe ihre tatsächliche Mutter sei.

„Dadurch wird deutlich, wie groß die Herausforderungen sind, die der Alltag an betroffene Menschen stellt, und wie belastend es sein kann, sich täglich in seiner Identität behaupten zu müssen“, so Onyango. Aber auch sie mache sich nicht frei von gewissen Denkmustern, die „aufgrund unserer gesellschaftlichen Sozialisation in uns verankert sind.“ Für die kirchliche Arbeit ergebe sich daraus das konkrete Ziel, Kirche so offen zu gestalten, dass sich dort alle angenommen fühlten.

Niederschwellige Angebote schaffen

Dem konnte Nora Oertel-Ribeiro nur zustimmen. Die stellvertretende Leiterin und Referentin der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung an der Ruhr begreife durch die Projektarbeit in der Dortmunder Nordstadt – einem Stadtteil, in dem besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund leben – immer wieder neu, wie privilegiert man selbst leben dürfe. Und Möglichkeiten habe, die andere Menschen schlicht und ergreifend nicht hätten. „In unserer Arbeit sehen wir, wie stark Rassismus strukturell in der Gesellschaft verankert ist. Dem versuchen wir aktiv entgegenzuwirken, indem wir Ansätze entwickeln, um betroffenen Menschen niederschwellige Zugänge zu ermöglichen“, so Oertel-Ribeiro.

Reihe „Kultur im Wandel“

Die Online-Reihe „Kultur im Wandel“ möchte interessierte Menschen in den Austausch bringen und Anregungen zur Umsetzung im eigenen Umfeld bieten.

Das nächste Online-Forum findet am Montag, 17. April 2023 von 19:00 bis 20:30 Uhr statt. Der Abend steht unter dem Titel: „Wir können das alleine …“ –  Entwicklung ehrenamtlicher Mitverantwortung in kirchlichen Strukturen.

Die Teilnahme ist kostenfrei. Herzliche Einladung!

Dem Ungleichgewicht entgegenwirken

Ein weiteres Feld, in dem noch viel Handlungsbedarf bestehe, sei laut der Bildungsreferentin, dass Menschen mit Migrationshintergrund als selbstverständliche Empfangende von kirchlichen Solidaritätsmaßnahmen verstanden würden. Diese seien zwar gut und wichtig, man müsse allerdings versuchen, das gewohnte Narrativ aufzubrechen und eine aktive Teilhabe und Mitgestaltung an den Maßnahmen zu ermöglichen. Entsprechende Räume müssten geöffnet werden. Nur so könne man dem Ungleichgewicht, das hier nach wie vor herrsche, entgegenwirken.

Auch in der anschließenden Kleingruppendiskussion zeigten sich die Teilnehmenden selbstkritisch. Theologie sei rückblickend zu einem überwältigenden Großteil von weißen Männern geprägt, so eine Teilnehmerin. Gerade im Bereich der universitären Ausbildung, wo sie selbst tätig sei, bestünde noch viel Nachholbedarf, um diese Sichtweise zu öffnen.

Die eigenen Denkmuster zu hinterfragen, darin sieht eine andere Teilnehmerin eine gute Möglichkeit, um entsprechende Voraussetzungen für eine Öffnung der Sichtweisen zu schaffen. Jede und jeder könne sich in bestimmten Situationen selbst hinterfragen und so langsam aber sicher aus den festgefahrenen Denkstrukturen ausbrechen.  Dies gelinge zum Beispiel ganz gut, wenn man die eigene Person im Spiegel eines von Rassismus Betroffenen erlebe.

Herausfordernd aber notwendig

Einig waren sich alle, dass dieses Ausbrechen aus festgefahrenen Denkstrukturen ein herausfordernder und durchaus auch längerer Prozess sei, sowohl für den einzelnen selbst als auch für die Kirche im Speziellen. Aber nur wenn man sich dessen bewusst werde, könne die Veränderung überhaupt erst möglich gemacht werden.

Abschließend fasste Christian Maier das noch einmal sehr anschaulich zusammen, indem er sagte: „Dieser Prozess muss gegangen werden, egal wie herausfordernd er auch sein mag. Aber letztlich führt die oft auch schmerzhafte Auseinandersetzung zu einem neuen Blick auf uns selbst und auf unsere Mitmenschen. Sie schafft Raum für echte Begegnungen und neue Handlungsspielräume für die Umgestaltung von Kirche und Welt.“

Ein Beitrag von:
freie Mitarbeiterin

Anna Petri

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