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Auf dem Weg zu mehr Selbstorganisation

Online-Forum in der Reihe „Kultur im Wandel“ beschäftigte sich mit der Entwicklung ehrenamtlicher Mitverantwortung in kirchlichen Strukturen

Ehrenamtliches Engagement in Kirchengemeinden unterliegt Veränderungen. Mit der Frage, wie Kirche darauf reagieren kann, beschäftigt sich das Modellprojekt „Entwicklung der ehrenamtlichen Mitverantwortung“, welches das Erzbistum Paderborn zusammen mit der Universität Paderborn durchführt. Das Projekt war Thema beim Online-Forum in der Reihe „Kultur im Wandel“, das am 17. April 2023 stattfand. Die Überschrift der Veranstaltung lautete:  „‘Wir können das alleine …‘ –  Entwicklung ehrenamtlicher Mitverantwortung in kirchlichen Strukturen“.

Lisa Hofmeister von der Universität Paderborn, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Modellprojekt, führte in die Thematik ein. Ehrenamtliche Partizipation habe sich nicht erst mit Bildung der Pastoralen Räume im Jahr 2010 verändert, stellte sie fest. Das Zukunftsbild des Erzbistums Paderborn habe an diese Erkenntnis angeknüpft und gefragt, ob und inwiefern auch andere Wege ehrenamtlichen Engagements in Kirche möglich sind. Einige davon hat das Modellprojekt „Entwicklung der ehrenamtlichen Mitwirkung“ in den vergangenen Jahren untersucht. Die Mitarbeitenden des Projektes von Erzbistum und Uni Paderborn begleiteten Gemeinden und erprobten neue Modelle unter anderem der Selbstorganisation von Gremien ohne hauptamtliches Mitglied.

Interaktion ist in vielen Fällen klar strukturiert

Hierzu begrüßte Moderatorin Melina Sieker neben Lisa Hofmeister auch Professor Dr. Dr. Oliver Reis von der Universität Paderborn. Eine der bemerkenswertesten Erfahrungen, so Professor Reis, sei die Feststellung, wie festgefahren gewisse Strukturen in Kirchengemeinden seien. Im Rahmen der Sitzung eines Kirchengemeinderates, die von einem hauptamtlichen Mitglied geleitet worden war, habe sich beobachten lassen, dass sich die ehrenamtlichen Teilnehmenden weitestgehend passiv verhielten. Der Hauptamtliche gebe die Taktung vor, die Ehrenamtlichen seien in der Regel die Berichtenden. Interaktionen im Rahmen einer solchen Sitzung seien immer noch klar strukturiert.  Diese gelte es aufzubrechen, wenn entsprechende Veränderungen wirksam werden sollten.

Neue Wege der Selbstorganisation

Hierzu hat das Modellprojekt verschiedene Wege erprobt. Im Vordergrund stand dabei die Konzentration auf mehr Selbstorganisation innerhalb der einzelnen Gremien. So übernehme zwar ein Kirchengemeinderat pastorale Aufgaben, kümmere sich um seelsorgerische Belange und trage ebenfalls Verwaltungsverantwortung, sei aber durch festgelegte Strukturen, zum Beispiel mittels einer Geschäftsordnung oder auch einer bestimmten Budgetfestlegung, in seinem Handeln eingeschränkt, erklärte Lisa Hofmeister.

Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, habe das Modellprojekt bestimmte Schlüsselstellen ausgemacht. Gremien führten Sitzungen ohne die Teilnahme eines hauptamtlichen Mitglieds durch. Außerdem wurden die Rahmenbedingen durch die Überarbeitung der Geschäftsordnung verändert. Und auch die Arbeitsweise generell stellte man mittels der Eingrenzung zum Beispiel von administrativen Tätigkeiten, insbesondere einer Reduzierung der hierarchischen Vernetzung, auf den Prüfstand.

Freiräume schaffen und nutzen

Die Ergebnisse des Modellprojekts, so Professor Reis, seien durchaus bemerkenswert. So sei zum Beispiel in dem Modellraum die Teilnahme eines Hauptamtlichen kaum vermisst worden. Dies zeige: Fiele die bewusste Beschränkung von Freiräumen weg, ergäben sich automatisch ganz neue Entfaltungsmöglichkeiten für die Ehrenamtlichen. Solche Freiräume nutze man allerdings noch viel zu selten, ergänzte Lisa Hofmeister. Die Gemeinden müssten Wege finden, diese zu ermöglichen.

Theorie und Praxis

Die Mitarbeitenden im Modellprojekt sind sich bewusst: Wenn etwas in der Theorie gut klingt und auch in einzelnen Modellräumen hervorragend funktioniert hat, muss in anderen Gemeinden aber nicht unbedingt einfach umzusetzen sein. Und auch aus dem Publikum wurden im Laufe des Abends kritische Fragen aufgeworfen, inwiefern eine solche Selbstreflexion ohne die Moderation von außen gelingen könne. Dies sei in der Regel leider kein Selbstläufer, weiß eine Teilnehmerin aus Erfahrung. Hinzu komme, dass es manchmal auch innerhalb eines Pastoralen Raums unterschiedliche Wirklichkeiten gebe. Was in der einen Gemeinde gut funktionieren würde, stelle andernorts ein kleines oder auch größeres Problem dar

Erste Schritte zur Veränderung

„Eine einfache Antwort auf diese Fragen gibt es nicht“, stellte Professor Reis klar. Aber mit ersten Schritten könne es gelingen, schon kleine Veränderungen anzustoßen. Selbstreflexion sei hier natürlich ein wichtiges Stichwort. Wer Beratung von außen wünsche, solle unbedingt darauf achten, dass  diese Person jemand ist, die selbst das Ziel von Veränderung im Rahmen der Gemeindearbeit vor Augen hat. Aber auch durch das Hinterfragen festgefahrener Strukturen und das Etablieren einer gesunden Streitkultur könne manchmal schon viel bewirkt werden, um Konformität aufzubrechen.

Wichtig sei in erster Linie, dass der Wunsch zur Veränderung vorhanden ist. Dann könne man hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, so die Mitarbeitenden im Projekt.  Denn es lohne sich. Wenn das Modellprojekt eines gezeigt habe, dann das, dass sich für die Ehrenamtlichen die Freude und Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit wieder ganz neu erschlossen hätten.

Reihe „Kultur im Wandel“

Die Online-Reihe „Kultur im Wandel“ möchte interessierte Menschen in den Austausch bringen und Anregungen zur Umsetzung im eigenen Umfeld bieten.

Das nächste Online-Forum findet am 31.05.2023 um 19:00 Uhr statt. Der Abend steht unter dem Titel:

Zukunft der territorialen Seelsorge.

Die Teilnahme ist kostenfrei. Herzliche Einladung!

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