Lisa Hofmeister von der Universität Paderborn, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Modellprojekt, führte in die Thematik ein. Ehrenamtliche Partizipation habe sich nicht erst mit Bildung der Pastoralen Räume im Jahr 2010 verändert, stellte sie fest. Das Zukunftsbild des Erzbistums Paderborn habe an diese Erkenntnis angeknüpft und gefragt, ob und inwiefern auch andere Wege ehrenamtlichen Engagements in Kirche möglich sind. Einige davon hat das Modellprojekt „Entwicklung der ehrenamtlichen Mitwirkung“ in den vergangenen Jahren untersucht. Die Mitarbeitenden des Projektes von Erzbistum und Uni Paderborn begleiteten Gemeinden und erprobten neue Modelle unter anderem der Selbstorganisation von Gremien ohne hauptamtliches Mitglied.
Interaktion ist in vielen Fällen klar strukturiert
Hierzu begrüßte Moderatorin Melina Sieker neben Lisa Hofmeister auch Professor Dr. Dr. Oliver Reis von der Universität Paderborn. Eine der bemerkenswertesten Erfahrungen, so Professor Reis, sei die Feststellung, wie festgefahren gewisse Strukturen in Kirchengemeinden seien. Im Rahmen der Sitzung eines Kirchengemeinderates, die von einem hauptamtlichen Mitglied geleitet worden war, habe sich beobachten lassen, dass sich die ehrenamtlichen Teilnehmenden weitestgehend passiv verhielten. Der Hauptamtliche gebe die Taktung vor, die Ehrenamtlichen seien in der Regel die Berichtenden. Interaktionen im Rahmen einer solchen Sitzung seien immer noch klar strukturiert. Diese gelte es aufzubrechen, wenn entsprechende Veränderungen wirksam werden sollten.
Neue Wege der Selbstorganisation
Hierzu hat das Modellprojekt verschiedene Wege erprobt. Im Vordergrund stand dabei die Konzentration auf mehr Selbstorganisation innerhalb der einzelnen Gremien. So übernehme zwar ein Kirchengemeinderat pastorale Aufgaben, kümmere sich um seelsorgerische Belange und trage ebenfalls Verwaltungsverantwortung, sei aber durch festgelegte Strukturen, zum Beispiel mittels einer Geschäftsordnung oder auch einer bestimmten Budgetfestlegung, in seinem Handeln eingeschränkt, erklärte Lisa Hofmeister.
Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, habe das Modellprojekt bestimmte Schlüsselstellen ausgemacht. Gremien führten Sitzungen ohne die Teilnahme eines hauptamtlichen Mitglieds durch. Außerdem wurden die Rahmenbedingen durch die Überarbeitung der Geschäftsordnung verändert. Und auch die Arbeitsweise generell stellte man mittels der Eingrenzung zum Beispiel von administrativen Tätigkeiten, insbesondere einer Reduzierung der hierarchischen Vernetzung, auf den Prüfstand.