Mit anderen Worten: Was man heute ablehnt oder vermeidet, stellt sich unter Umständen morgen als absolut notwendig und wegweisend heraus. Aber – und das ist das Herausfordernde – man weiß es eben nicht immer eindeutig und verlässlich. Trotzdem muss man zwangsläufig Entscheidungen treffen, dabei muss man auf Helden verzichten und dennoch immer wieder Orientierung schaffen.
Gott mischt auf
Niemand hat letztlich den einen Masterplan, weder in der Kirche noch in der Gesellschaft. Meine Erfahrung hat mich skeptisch gemacht gegenüber Masterplänen – in der Pastoral wie beim Personal. Sie sind notwendig zur Vergewisserung unserer Entscheidungen, aber man darf man Planungen nicht absolut setzen. Ob Masterpläne gelingen oder nicht, hängt von den Menschen ab, die sie umsetzen und ihnen Leben einhauchen. Immer wieder habe ich erlebt: Die Wirklichkeit wird sich ihr Flussbett graben. Sie richtet sich nicht nach unseren Plänen. Natürlich wäre es unverantwortlich und fahrlässig, alles dem Zufall zu überlassen. Aber wir müssen uns demütig und selbstkritisch immer wieder der Vorläufigkeit und Korrekturnotwendigkeit unserer Planungen bewusst sein. Nicht alles liegt in unserer Verfügbarkeit. Deshalb möchte ich ein klares Plädoyer abgeben: Trauen wir dem Heiligen Geist wieder mehr zu!
Dass wir Gewinne und Verluste nicht so einfach beschreiben können, macht mich jedoch ganz und gar nicht resignativ. Im Gegenteil: Es fordert uns als Christen heraus, mit dieser Unterscheidung an diese Situation heranzugehen. Ich bin zutiefst überzeugt: Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit. Auch wenn er manchmal heftig zudrückt. Er begegnet uns in diesen komplexen Situationen. Ja, er mischt seine Kirche richtig auf. Dabei ist für mich entscheidend: Wir fangen nicht bei null an. Wir haben eine Botschaft, mit der wir unvertretbar sind. Das Evangelium ist unser Alleinstellungsmerkmal.