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Porträt Hannes Groß, DIrektor des Instituts für chrtistliche Organisationskultur (I-C-O)© Michael Bodin / Erzbistum Paderborn

Stand des Kirchlichen Arbeitsrechts

Interview mit Hannes Groß, Direktor des Instituts für christliche Organisationskultur (I-C-O) in Dortmund. Der Text ist die Langfassung des Interviews, das in der wirzeit 01/2023 veröffentlicht wurde (S.12).

Mit Wirkung vom 1. Januar 2023 wird die Neufassung des Kirchlichen Arbeitsrechts in Form der Grundordnung im Erzbistum Paderborn vorläufig angewendet. Eine abschließende Entscheidung über die Umsetzung im Erzbistum Paderborn bleibt dem künftigen Erzbischof vorbehalten. Regelungen, die den Bereich der privaten Lebensführung kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrafen, entfallen weitgehend. Für Hannes Groß, Direktor des Instituts für christliche Organisationskultur (I-C-O) in Dortmund ist dieser Punkt aber nicht der entscheidende. Er bezeichnet die neue Grundordnung vor allem deshalb als ein „starkes Dokument“ weil sie den kirchlichen Sendungsauftrag betont, wie er im Interview ausführt:

Redaktion

Sie sehen eine deutliche Verbindung der neuen Grundordnung zu der Arbeit des Instituts für christliche Organisationskultur in Dortmund?

Hannes Groß
Porträt Hannes Groß, DIrektor des Instituts für chrtistliche Organisationskultur (I-C-O)

© Michael Bodin / Erzbistum Paderborn

Das I-C-O ist ein Beratungsinstitut das christliches Profil schärfen will. Da hat das Erzbistum Paderborn gegenüber anderen Bistümern schon seit zehn Jahren etwas voraus. Hier sind genau die Schwerpunkte angelegt, welche die neue Grundordnung stärken und schärfen will.

Redaktion

Was meinen Sie damit?

Groß

Es geht bei unserer Arbeit um die Frage: Was ist unser kirchlicher Markenkern und sein Mehrwert? Was heißt es, wenn „katholisch“ drauf steht? Ist der Umgang untereinander anders als in anderen Unternehmen, sind die Ideen und Visionen andere? Es geht um die Fragestellung, ob wir als Kirche der Gesellschaft dienen und es schaffen, innerhalb dieser Gesellschaft etwas Positives zu gestalten. Die neue Grundordnung bestätigt diese Gedanken, die wir auch als Institut im Sinn haben.

Redaktion

Inwiefern?

Groß

Die Grundordnung fordert, dass die Einrichtungen ihr Profil fortwährend weiterentwickeln und die Umsetzung schärfen. Die christliche Kultur muss in den Einrichtungen mitgestaltet und wahrnehmbar erfahren werden. Das ist genau das, was wir als Institut in den letzten Jahren gefördert haben und weiterhin fördern.

Grundordnung wird ab 1. Januar vorläufig angewendet

Das Erzbistum Paderborn wird die geänderte Grundordnung des kirchlichen Dienstes mit Wirkung seit dem 1. Januar 2023 vorläufig anwenden. Eine entsprechende verbindliche Erklärung hat der Diözesanadministrator Msgr. Dr. Michael Bredeck unterzeichnet. Damit folgt das Erzbistum Paderborn dem Beschluss der Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands vom 22. November 2022, in der die Änderungen der Grundordnung des kirchlichen Dienstes von der Mehrheit der Bischöfe beschlossen und ihre Umsetzung in Diözesanrecht empfohlen wurde. In einem Interview für das Wir-Portal hatte bereits die Leiterin der Abteilung Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat, Julia Kroker, darauf verwiesen, dass die Regelungen der geänderten Grundordnung im Wesentlichen der im Erzbistum Paderborn bereits geltenden Rechtspraxis entsprechen, insbesondere im Hinblick auf die von Generalvikar Alfons Hardt mit Zustimmung von Erzbischof Hans-Josef Becker am 3. Februar 2022 veröffentlichte Erklärung.

Redaktion

Welchen Fortschritt sehen Sie vor diesem Hintergrund in der neuen Grundordnung?

Groß

Ein wichtiger Aspekt ist, dass nicht nur auf die Personen sondern mehr auf die Institutionen geschaut wird. So macht die Grundordnung beim Stichwort „Sendungsauftrag“ klar: Wir als Kirche sind nicht ein Unternehmen von vielen und machen unsere Sozial- und Gesundheitsleistungen, sondern wir haben eine besondere Färbung. Nach wie vor gibt es Missstände, wie etwa zu wenig Zeit in der Pflege. Als Kirche sollen wir aber sagen, wir versuchen es hier besser zu machen, wir wollen die Gesellschaft durch einen christlichen Mehrwert in unseren Einrichtungen positiv mitgestalten. Es gibt dann eine Wechselwirkung zwischen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und der Einrichtung. Alle Seiten müssen den christlichen Charakter repräsentieren.

Redaktion

Braucht man dazu ein besonderes Arbeitsrecht?

Groß

Wenn man unsere Organisationen nur als rein ethische Unternehmen sehen würde nicht. In der Grundordnung aber geht es um die Verwirklichung des Reiches Gottes in der Welt. Das Wort „Sendungsauftrag“ kommt an sehr vielen Stellen im Text vor. Wir betreiben kein Krankenhaus und keine Erziehungshilfe, nur damit wir Geld verdienen. Wir betreiben keine Flüchtlingshilfe, um Ministranten oder Priester unter den Geflüchteten zu gewinnen. Wir tun all dies aus dem Gebot der Nächstenliebe heraus, weil wir die Menschen stärken und Sinnstifter in der Welt sein wollen. Diese Besonderheit des kirchlichen Dienstes macht die Grundordnung klar und darin liegt ein begründeter Unterschied zu säkularen Unternehmen.

© ESB Professional / Shutterstock.com
Redaktion

Stellt die neue Grundordnung mit diesem Fokus höhere Anforderungen an die kirchlichen Institutionen?

Groß

Ja und dies ganz zu Recht. Leitbilder allein reichen nicht. Es geht um kontinuierliche Fortbildungen und darum, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die christlichen Werte persönlich aneignen können. Die Grundordnung sieht vor, die Charismen und Haltungen der Menschen zu stärken, damit sie auch mit kritischen und belastenden Situationen in der Arbeit gut umgehen können.

Redaktion

Was ist mit den sogenannten Loyalitätspflichten in der persönlichen Lebensführung, die in der neuen Grundordnung weitgehend entfallen?

Groß

Diese Fragen spielen für die Grundordnung dem Dokument nach nicht die fundamentale Rolle. Fundamental ist vielmehr die Frage, wie wir unsere Idee der Jesus-Nachfolge mit jedem und jeder einzelnen leben können. Die Grundbedingung ist eine vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit in der Dienstgemeinschaft. Menschen arbeiten nicht bei der Kirche, nur um Geld zu verdienen, sondern weil sie überzeugt sind, durch ihre Arbeit die Welt positiv mitgestalten zu können.

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des I-C-O unter: www.i-c-o.org.

Ein Beitrag von:
Leiter des Teams Redaktion

Dirk Lankowski

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