logocontainer-upper
Wir-Portal
logocontainer-lower
© Piscine26 / Shutterstock.com

Nicht nur Gast, sondern Teil der Familie sein

Best Practices aus der pastoralen Arbeit von Gemeinden anderer Muttersprache

Italienisch, kroatisch, polnisch, spanisch, portugiesisch – neben deutsch werden im Erzbistum Paderborn über 14 verschiedene Sprachen in der Liturgie gesprochen. Denn von den Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum sind rund 18 Prozent mit einer anderen Muttersprache beziehungsweise mit einer weiteren Muttersprache als Deutsch aufgewachsen. Damit sie ihren Glauben auch in ihrer Muttersprache leben können, gibt es im Erzbistum 24 Gemeinden anderer Muttersprache. Diese haben sich nun schon zum zweiten Mal zu einem eigenen Pastoraltag im Bildungs- und Tagungshaus Liborianum in Paderborn getroffen und dabei von ihrer pastoralen Arbeit berichtet.

„In den Gemeinden lässt sich hier im Erzbistum ganz konkret Weltkirche erleben“, verdeutlicht Konrad J. Haase aus dem Bereich Pastorale Dienste im Erzbischöflichen Generalvikariat. Er ist für die Themen der Gemeinden anderer Muttersprache im Erzbistum Paderborn zuständig und hat den Pastoraltag mit Kolleginnen und Kollegen organisiert. „Der gemeinsame Austausch an diesem Tag fördert nicht nur das Wir-Gefühl als Gemeinschaft der Gläubigen, wir können auch viel voneinander lernen.“

© Lena Jordan / Erzbistum Paderborn
Beim zweiten Pastoraltag der muttersprachlichen Gemeinden im Liborianum nahmen über 30 Teilnehmende aus den verschiedenen muttersprachlichen Gemeinden im Erzbistum teil.

Etwas Verbindendes suchen

Ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, einfach einmal aufeinander zuzugehen und Neues auszuprobieren, konnte Pfarrer und Pater Jorge Aurelio Blanco Piñeros OSB von der Spanischen Katholischen Mission in Dortmund geben. „Bei uns in Dortmund gibt es sehr viele Gemeinden anderer Muttersprache: italienisch, kroatisch, polnisch, portugiesisch. Und ich habe mich gefragt, wie es möglich ist, mit allen gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen“, erläutert Pfarrer Piñeros. „Ich habe nach etwas Verbindendem gesucht, etwas, was alle Missionen feiern oder begehen, was gar nicht so leicht ist, denn jede Mission, jede Muttersprache feiert und begeht Feste unterschiedlich. Aber eines zelebrieren wir alle auf eine ähnliche Weise und hat einen ähnlichen Stellenwert: der Kreuzweg.“

Aus einem ersten unverbindlichen Treffen der internationalen Seelsorger bei Pfarrer Piñeros sei schließlich eine große, gemeinsame Aktion erwachsen, bei dem an jedem Freitagabend in der Fastenzeit eine Gemeinde anderer Muttersprache einen gemeinsamen Abend mit Gebet, Gesang und Gemeinschaft vorbereitet und ausgerichtet habe. „Die Abende waren alle unterschiedlich und doch gleich. Es sind so viele unterschiedliche Sprachen und Kulturen zusammengekommen und doch haben wir alle in einer Sprache, der Sprache Gottes, gesprochen und gefeiert.“

Erfahrungen mit dem Priesterrat

Am Pastoraltag dabei war auch Pfarrer Don Marwan Youssef aus der Italienischen Katholischen Mission in Lippstadt, das erste berufene Mitglied einer Gemeinde anderer Muttersprache im Priesterrat des Erzbistums Paderborn. „Seit dem Rücktritt von Erzbischof Hans-Josef Becker gibt es aktuell zwar keinen amtierenden Priesterrat, aber die Zeit als Mitglied hatte sehr viele Vorteile für mich. Ich habe mich viel mehr als Teil des Erzbistums gesehen und nicht mehr als Teil einer Insel-Gemeinde“, resümiert Pfarrer Youssef. Die Zeit im Priesterrat habe sein Selbstverständnis verändert. „Ich habe mich mehr einbezogen und anerkannt gefühlt und auch das Erzbistum, Entscheidungswege und Hintergründe viel besser kennengelernt.“

Wirklich integriert zu sein – im Sinne eines wechselseitigen Aufeinander-zu-Gehens und Zusammenarbeitens beziehungsweise die Erfüllung von Zugehörigkeit, Partizipation und Respekt für alle – das wünschen sich generell viele Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden anderer Muttersprachen. An vielen Stellen seien sie zwar ein Teil, ein Teil von Veranstaltungen, Teilnehmende der Liturgie, schlicht dabei. Aber nicht nur Gast, sondern vollwertiger Teil der Glaubensfamilie zu sein, das könne an vielen Stellen noch deutlicher werden.

Gremienarbeit kann Menschen zusammenbringen

Ein eindrucksvolles Beispiel für die übergreifende Gremienarbeit brachte Pfarrer Damian Lewinski, leitender Seelsorger in der Polnischen Katholischen Mission in Dortmund, ins Gespräch. Bis vor kurzem war Pfarrer Lewinski noch Seelsorger für die Polnische Katholische Mission in Hanau im Bistum Fulda. Dort seien unter anderem auch durch die strukturellen Veränderungen in der Seelsorge und der Anpassung der seelsorglichen Räume die Pfarrgemeinderäte der Gemeinden anderer Muttersprache und der Territorialgemeinden näher zusammengerückt. Durch das Zusammenkommen von Vertreterinnen und Vertretern aus den jeweiligen PGRs auf der nächsthöheren Gremienebene seien die Katholikinnen und Katholiken schließlich bewusster auf sich aufmerksam geworden. In weiteren Schritten wurden einige gute gemeinsame pastorale Aktivitäten umgesetzt.

Die Arbeit der Pfarrgemeinderäte in den Gemeinden anderer Muttersprache und den Territorialgemeinden ist nach Einschätzung von Konrad Haase gegenseitig nicht immer so bekannt: „Auch hier kann es eine Chance sein auf der Ebene der Gremien mehr aufeinander zuzugehen“.

Zusammenarbeiten oder Mitwirken?

Pastoralassistenz Carmen Sposito von der Italienischen Katholischen Mission in Paderborn fasst dies in der Frage nach einer gemeinsamen Zusammenarbeit mit territorialen Gemeinden oder lediglich einem Mitwirken zusammen. Ein schon positives Beispiel dazu sei der jährlich stattfindende Internationale Rosenkranz während Libori im Paderborner Dom. Hier werden die Gebete in mehreren Sprachen gesprochen, aber die Lieder sind in der Regel auf Deutsch. Hier wäre ihr Wunsch, dass während des Internationalen Rosenkranzes vielleicht mehr Elemente der verschiedenen Sprachen Platz hätten wie beispielsweise einzelne Lied-Strophen auf Italienisch, Polnisch oder dergleichen.

„Wenn der ein oder andere Teil der Liturgie in der jeweiligen Muttersprache gefeiert würde, würde so direkt ein viel größeres Gemeinschaftsgefühl entstehen“, verdeutlicht Sposito. Genauso sei auch der Pastoraltag gestartet, mit einem gemeinsamen Gottesdienst, an dem sich alle Gemeinden anderer Muttersprache beteiligt haben. „Die Zeit im Gottesdienst hat sich ein wenig wie Pfingsten angefühlt: viele unterschiedliche Sprachen und doch haben wir alle mit einer Stimme gesprochen.“

Was braucht es für gelingende Projekte in der pastoralen Arbeit mit Gemeinden anderer Muttersprache?

  • Von Anfang an zusammen denken.
  • Eine Idee, die noch nicht perfekt sein muss.
  • Gemeinsame Interessen ausmachen.
  • Eigene Erfahrungen teilen und sich austauschen.
  • Gefühl der Zugehörigkeit schaffen.
  • Unterschiedliche Traditionen berücksichtigen.
  • Vorurteile erkennen, benennen und abbauen.
  • Gegenseitige Akzeptanz und Respekt.
  • Mut anzufangen und weiterzumachen.
  • Wege des Zusammenarbeitens und nicht nur Mitwirkens gemeinsam finden.
© Andrii Yalanskyi / Shutterstock.com
© Andrii Yalanskyi / Shutterstock.com

Konrad Haase und die Mitarbeitenden der Gemeinden anderer Muttersprache freuen sich jederzeit über Anfragen und Ideen für gemeinsame Aktivitäten. Weitere Informationen und Kontakte finden Sie unter: https://www.erzbistum-paderborn.de/einrichtungen-gemeinden/gemeinden-anderer-muttersprache/

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi
Redakteurin

Lena Jordan

Weitere Einträge

© fizkes / shutterstock.com

News Halt in unhaltbaren Zeiten

Was vermag die institutionelle Jugendhilfe? Wo sind die Grenzen des Möglichen? Elmar Schäfer, Geschäftsführer der Jugendhilfe im Erzbistum Paderborn gemeinnützige GmbH, spricht im Interview über Jugendliche in Schwierigkeiten, Systemsprenger und das Herumalbern mit Jugendlichen als Hoffnungszeichen
© jittawit21 / Shutterstock.com

News Verlässlicher Fahrplan durch weitere Priorisierung

Lokale Immobilienstrategieprozesse laufen voraussichtlich bis Mitte 2030
© alphaspirit.it / Shutterstock.com

News Hoffnung Antrieb zum Handeln

Detlef Herbers, stellvertretender Direktor der Kommende, formuliert seine Gedanken zum Thema Hoffnung in einem Standpunkt. Sein Beitrag ist auf der Homepage des Sozialinstituts veröffentlicht.
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit