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Immobilienstrategie: Jetzt agieren!

Blog-Beitrag von Diözesanbaumeisterin Carmen Matery-Meding

„Lassen wir doch die Kirche im Dorf!“ Diese eigentlich als Redewendung benutzte Aufforderung gewinnt, wörtlich betrachtet, eine tief gehende Bedeutung: Zwar steht „die“ Kirche als Institution derzeit massiv in der Kritik. Aber als Gebäude im eigenen Dorf oder in der eigenen Heimatgemeinde hat die Kirche für viele ein hohes Identifikationspotenzial, das mit starken Emotionen verbunden ist – auch für Menschen, die sich nicht mehr kirchlich gebunden fühlen. Unser Dorf oder unsere Gemeinde ohne unsere Kirche? Das ist eine Vorstellung, die sehr weh tut.

 

Diesem berechtigten emotionalen Empfinden steht eine faktische Erkenntnis gegenüber: Wir haben im Erzbistum Paderborn zu viele und vor allem zu große kirchliche Gebäude – das betrifft sowohl Sakralgebäude als auch Pfarrheime und vergleichbare Gebäude. In vielen Orten unseres Erzbistums entsprechen diese Gebäude nicht mehr dem eigentlichen pastoralen Bedarf und liegen ungenutzt brach. Die Verantwortung für die Kirchengemeinden als Betreiber der Gebäude wird zudem immer komplexer.

Dringender Handlungsbedarf

Zwei wesentliche Fragen skizzieren deshalb den dringenden Handlungsbedarf, vor dem wir im Erzbistum stehen: Welche Aufgabe hat ein kirchliches Gebäude vor dem Hintergrund veränderter Rahmenbedingungen jeweils noch? Und in der Konsequenz: Welche Gebäude oder manchmal auch Gebäudeteile müssen sinnvollerweise aufgegeben werden? Beide Fragen implizieren ein konsequentes und sicher unbequemes Umdenken. Aber ohne ein solches Umdenken – und ohne verbindliche Entscheidungen – können wir die Zukunft unserer kirchlichen Immobilien nicht verantwortungsbewusst gestalten. Ein „Weiter so!“ kann es nicht mehr lange geben.

 

Mehrstufiges Modell

 

Die neue Immobilienstrategie des Erzbistums, die im kommenden Sommer starten soll, strebt zwei wesentliche Ziele an: Das Gebäuderisiko in den einzelnen Pfarreien soll vor Ort reduziert werden und es sollen pastorale Orte mit überregionaler Strahlkraft entstehen können. Ein mehrstufiges Modell sieht Folgendes vor: Dort, wo der Gebäudebestand nicht reduziert wird, können künftig ausschließlich bestandserhaltende und sicherungstechnische Maßnahmen gefördert werden. Wenn Pastorale Räume jedoch ihre Gebäudeflächen reduzieren, werden sie dabei beratend unterstützt und die finanzielle Förderung von Baumaßnahmen erhöht sich.

 

Auf einer nächsten, optionalen Stufe können im Pastoralen Raum Schwerpunkte gesetzt werden: So können zum Beispiel Projekte mit besonderer pastoraler Bedeutung, also mit überregionaler Strahlkraft, entstehen. Diese werden baulich und finanziell – sowie gegebenenfalls personell – unterstützt. Ebenso sind pastoral-strategische Schwerpunkte denkbar, die das Erzbistum in der Regel überregional auch durch Immobilien setzt – denken wir hier etwa an die „Kirche der Annäherung“ in Hardehausen, die seit ihrer Weihe 2017 zahlreiche Menschen angezogen und mit ihrer Spiritualität im besten Sinn „be-GEIST-ert“ hat.

Individuelle Immobilien-Lösungen

Es mag paradox erscheinen, wenn eine Diözesanbaumeisterin sagt: Wir dürfen Kirche nicht bloß von ihren Gebäuden her denken. Aber ich sage dies aus voller Überzeugung: Wir müssen Kirche noch stärker als Haus aus lebendigen Steinen verstehen. Dazu braucht es natürlich auch Orte und Räume. Wir brauchen Immobilien-Lösungen, die an pastoralen Erfordernissen orientiert sind, jedoch auch variabel für künftige Nutzungen bleiben. Genau das will die Immobilienstrategie erreichen. Es sollen vor Ort individuelle Lösungen erarbeitet werden, ohne vorgefertigte Schablonen-Modelle oder ähnliches.

 

Bei den vielen Herausforderungen, vor denen die Kirche heute steht, wird der Immobilienbereich nicht unbedingt an erster Stelle genannt. Dabei sind Gebäude oft das, was die Menschen vor Ort stark beschäftigt – im emotionalen wie im pragmatischen Sinn. Die finanziellen Mittel im Erzbistum werden auf absehbare Zeit durch den zu erwartenden Rückgang an Kirchensteuermitteln deutlich zurückgehen. Jetzt haben wir bei der Nutzung unserer Gebäude noch die Möglichkeit, gestaltend zu agieren, statt am Ende nur noch reagieren zu können. Auf diese Weise können wir die Pastoralen Räume fit für die Zukunft machen. Ich bin fest davon überzeugt, dass dabei sehr viel Positives und Kreatives entsteht. Wenn Menschen in den Pastoralen Räumen beim Nachdenken über die Nutzung ihrer Gebäude die Frage stellen „Wozu sind wir als Kirche vor Ort da?“, kann Gemeinschaft neu erfahren werden.

 

Ihre Carmen Matery-Meding

„Wir brauchen Immobilien-Lösungen, die an pastoralen Erfordernissen orientiert sind, jedoch auch variabel für künftige Nutzungen bleiben. Genau das will die Immobilienstrategie erreichen. Es sollen vor Ort individuelle Lösungen erarbeitet werden, ohne vorgefertigte Schablonen-Modelle oder ähnliches.“

 

Diözesanbaumeisterin Carmen Matery-Meding

 

Die Architektin Carmen Matery-Meding leitet seit November 2018 den Bereich Bauen im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn. In dieser Funktion ist sie mit ihrem Team sowohl für die bistumseigenen Bauprojekte als auch für die Begleitung der Kirchengemeinden bei Bauvorhaben zuständig.

Video zur Immobilienstrategie

Beim Diözesanen Forum am 23. Oktober 2021 wurde der Start der „Immobilienstrategie für das Erzbistum Paderborn“ für Juli 2022 angekündigt. Das Video erläutert, wie die Reduzierung und Anpassung des Immobilienbestandes aussehen soll.

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