Am Pfingstsonntag 2024 haben rund 200 katholische und evangelische Christen in der Herner Kreuzkirche am Europaplatz einen inklusiven Gottesdienst gefeiert. Seit 2016 gibt es dieses Angebot für Menschen mit und ohne Behinderungen. Gilbert Krüger gehört zum Vorbereitungsteam und ist auch sonst in Fragen praktischer Inklusion ehrenamtlich viel unterwegs. „Ich mache das natürlich auch aus persönlicher Betroffenheit“, erklärt der 37-Jährige beim Gespräch in einem Café in der Herner Innenstadt unweit der Kreuzkirche. Er lebt schon immer mit einer körperlichen Behinderung und ist seit einigen Jahren auch auf einen Rollstuhl angewiesen. Neben seiner Vollzeitbeschäftigung beim Sozialwerk St. Georg ist der studierte Gemeindepädagoge vielfach ehrenamtlich engagiert.
„Es erfüllt mich, wenn ich etwas für Menschen, die nach Spiritualität suchen, tun kann“, beschreibt Gilbert Krüger seine Motivation. So engagiert er sich als Inklusionsbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Herne, bietet bei der Lebenshilfe einen Bibelkreis für Menschen mit so genannter geistiger Behinderung an und plant und organisiert mehrmals im Jahr wechselnde inklusive Ausflüge. Zudem ist er aktuell in der Projektleitung für den Evangelischen Kirchentag in Hannover.
„Trägheit des Herzens“
2012 gab es so etwas wie einen Auslöser, der Gilbert Krüger zu seinem Engagement für inklusive Gottesdienste anspornte. Bei der Feier eines Abendmahls habe damals der Pfarrer zunächst die Menschen mit Behinderungen nach vorne gebeten und gesagt, dass danach dann das „richtige Abendmahl“ gefeiert werde. „Ich war erschrocken und bin dann gar nicht hingegangen“, erinnert er sich. Solche Aussagen bezeichnet er als „Trägheit des Herzens“. Unbedachtheit, die ausgrenzt. Das wollte er anders erleben und initiierte 2016 den ersten inklusiven Gottesdienst in der Kreuzkirche in Herne. Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen sowie ohne Behinderung sollten sich konfessionsübergreifend angesprochen fühlen. „Inklusion geht nicht ohne Ökumene, denn es geht ja gerade darum, niemanden auszugrenzen“, erläutert er. Anfangs kamen noch nicht so viele. Mit der Zeit hat sich das jährliche Angebot etabliert und es kommen in der Spitze bis zu 320 Menschen in den Gottesdienst. „Der inklusive Gottesdienst gehört mittlerweile zu den Highlights des kirchlichen Lebens vor Ort und darüber hinaus“, freut sich Gilbert Krüger.