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So blicken Engagierte auf ihre Arbeit

Beim Digitalen Dialograum „Engagement fördern“ wurden Ergebnisse einer Umfrage vorgestellt

Beim Digitalen Dialograums „Engagement fördern“ im Rahmen des Diözesanen Weges 2030+ tauschten sich am Mittwochabend rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Erzbistum Paderborn über die Bedeutung kirchlichen und ehrenamtlichen Engagements aus. Schwerpunkte waren die Ergebnisse einer breit angelegten Studie, aber auch persönliche Erfahrungsberichte.

Grundlage des Austauschs war eine vom Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP) der Ruhruniversität Bochum durchgeführte Umfrage, an der sich im Zeitraum von Mitte März bis Mitte Mai diesen Jahres 738 Ehrenamtliche und Hauptberufliche aus der Diözese beteiligt hatten. 69 Prozent der Teilnehmenden zählten zu den Ehrenamtlichen, 18 Prozent gehörtem dem pastoralen Personal an und 12 Prozent waren andere Hauptberufliche.

Der Titel der Online-Befragung lautete „Antrieb und Hürden der Engagement-Förderung“. Sie enthielt folgende Fragenkomplexe:

  • Was ist Ihnen im Engagement wichtig und wie erleben Sie Ihr Engagement?
  • Als wie „professionell“ nehmen Sie Ihr Engagement wahr?
  • Was treibt Sie an, was brauchen Sie und was stört Sie?

Entwicklung und Grenzen des Engagements

Zum Auftakt der anderthalbstündigen Diskussionsrunde stellte Veronika Eufinger vom ZAP die wesentlichen Ergebnisse der Befragung vor und zeigte auf, wo viele Ehrenamtliche grundlegende Probleme ihres Engagements sehen. Ein sehr wichtiger Faktor sei die Zeit: Viele ehrenamtlich Tätige, rund 40 Prozent der Befragten, übten dieses Amt zusätzlich zu einer Vollzeitstelle aus und würden so manches Mal an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen.

Außerdem falle auf, dass gerade unter den jüngeren Leuten der Wunsch bestehe, sich eher projektbezogen und kurzfristig zu engagieren. Die Motivation für ein ehrenamtliches Engagement würde aber etwa gleichermaßen von allen Generationen geäußert. Was die Studie ebenfalls aufzeigte: Rund 70 Prozent der Engagierten sind Frauen und im Durchschnitt 52 Jahre alt.

Deutlich wurde, dass sich viele der befragten Frauen im Rahmen ihrer Tätigkeit nicht ausreichend wahrgenommen fühlen. Veronika Eufinger belegte das mit Zitaten von Studienteilnehmerinnen. So sagte eine ehrenamtlich Engagierte (Jahrgang 1958): „Mir ist während des letzten Jahres bewusst geworden, wie außerordentlich stark die katholische Kirche vom Engagement der Frauen abhängig ist. Mir ist aber auch viel deutlicher geworden, wie wenig Frauen in der Kirche zu sagen haben, nämlich gar nichts.“

Insgesamt zeigte die Studie auf, dass zwar 82 Prozent mit ihrem Engagement „eher“ bis „voll und ganz“ zufrieden seien, zugleich hätten 74 Prozent der ehrenamtlich Engagierten und fast 60 Prozent des pastoralen Personals und der anderen Hauptberuflichen schon darüber nachgedacht, mit dem Engagement aufzuhören. Der Faktor Zeit spielte dabei die größte Rolle.

Wunsch nach mehr Feedbackkultur

Die Studie fragte auch nach der Ausrichtung am Potential der Engagierten. Zwar gaben 78 Prozent der Ehrenamtlichen an, mit der Entfaltung ihres Potentials zufrieden zu sein, jedoch wünschten sich die Befragten insgesamt mehr zertifizierte Weiterbildungsangebote, die Förderung eigener Kompetenzen und die Möglichkeit, sich als Person in ihrem Engagement weiterzuentwickeln. Vertrauen, Teamarbeit und ausreichend Freiheit in der Ausübung ihrer Tätigkeiten spielten dabei für einen Großteil der Befragten eine wichtige Rolle. Auch hier führte Veronika ein Zitat zur Veranschaulichung an. So sagte eine Vertreterin des pastoralen Personals zur Frage, was sie benötigen würde, um ihre Potentiale zu verwirklichen: „Freiheit und Raum um Auszuprobieren, Fehler zu machen, Gutes zu entwickeln, Möglichkeiten aufzudecken und Vertrauen und leider oft auch Geld, um einzelne Projekte ins Leben zu rufen.“

Darüber hinaus bestehe bei vielen Befragten der Wunsch nach mehr Feedback für ihre Tätigkeit, etwa durch regelmäßige Mitarbeiter- und Reflexionsgespräche. Derzeit gäben etwa die Hälfte der Engagierten an, dass bei ihnen eine Feedback-Kultur existiere, so Eufinger. Gegenseitige Rückmeldung gäbe es bei 47 Prozent der Ehrenamtlichen, bei 50 Prozent des pastoralen Personals und bei 51 Prozent der anderen Hauptberuflichen.

Mitglieder der Schlüsselthemengruppe diskutierten

Nach der Vorstellung der Umfrage-Ergebnisse diskutierten die Mitglieder der Schlüsselthemengruppe „Engagement fördern“ das soeben gehörte. Rainer Beckmann, Dekanatsreferent im Märkischen Sauerland, beschrieb, dass nach seiner Erfahrung ein gelungenes Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen mit die wichtigste Säule dieser Zusammenarbeit sei. Der Wunsch danach zeige sich durch ein Ins-Gespräch-Kommen über Themen, die die Einzelnen bewege, aber auch durch die Entwicklung gemeinsamer Zielperspektiven für ihr Miteinander.

Alice Lessing, Dekanatsreferentin für Jugend und Familie aus Waldeck, konnte ein zentrales Ergebnis der Studie aus eigener Erfahrung bestätigen: Es herrsche dort hohe Zufriedenheit , wo den Menschen viele Freiheiten gelassen würden. Und auch den Wunsch nach einer Feedback-Kultur kann die Themengruppe bestätigen. Astrid Holzbeck, Pfarrgemeinderatsmitglied aus St. Katharina Unna, meinte, dass es oftmals erst zu Rückmeldungen komme, wenn ein richtiger Konflikt bestehe.

Arbeit in Kleingruppen

Für gut zwanzig Minuten wurde dann allen Teilnehmenden des Freiraums die Möglichkeit gegeben, sich in Kleingruppen zusammenzufinden und über bestimmte Teilaspekte der Engagement-Förderung zu sprechen. Danach wurden die Ergebnisse kurz vorgestellt. Eine Teilnehmerin aus der Jugendverbandsarbeit zum Beispiel meinte, dass Angebotene offener gestaltet werden müssten, um das Potential der Mitarbeitenden zur Entfaltung zu bringen. Viele Menschen wüssten nicht, was sie wirklich könnten und bräuchten Raum, dies für sich zu entdecken.

Eine der Kleingruppen fasste einen zentralen Punkt des Abends zusammen: Wer sich als ganzer Mensch angenommen fühle, durch Entfaltung seines Potentials, durch Respekt gegenüber seiner Lebenswirklichkeit, und wer in einer angenehmen Atmosphäre arbeiten könne, könne dieser Tätigkeit umso ausgeglichener und zufriedener, und auch umso engagierter nachgehen.

Ein Beitrag von:

Anna Petri

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