„Fasten your seatbelt“ – diese Ansage werden Sie vermutlich aus dem Flugzeug kennen. Sie fordert dazu auf, den Sitzgurt festzuschnallen, um beim Start, bei der Landung oder bei Turbulenzen für mehr Sicherheit zu sorgen. Hätten Sie gewusst, dass diese Worte – „Fasten your seatbelt“ – vom Wortursprung sehr nahe bei der „Fasten-Zeit“ liegen? Aber was genau hat das „Festschnallen“ mit dem Fasten zu tun?
Das Wort „Fasten“ kommt vom Mittelhochdeutschen „vasten“ und hat dann die Bedeutung „fest“ bekommen. Deshalb geht man davon aus, dass das Wort „Fasten“ ursprünglich wohl bedeutete, an den (Fasten)-Geboten festzuhalten. Genau das versuchen fastende Menschen ja auch heute: Sie wollen an den Vorsätzen festhalten, die sie sich für die 40 vorösterlichen Tage gesetzt haben.
Vielfältiges Fasten
Dabei geht es zumeist um Verzicht oder Einschränkungen – aber längst nicht mehr nur im Hinblick auf bestimmte Nahrungsmittel, sondern man denke auch an Beispiele wie das Handy- oder auch an Plastik-Fasten für mehr Nachhaltigkeit. Eine andere Blickrichtung des Fastens geht hin zu einem bewussteren Konsum: kein gänzlicher Verzicht, sondern vielleicht ein bewussterer dankbarer Genuss von scheinbar selbstverständlichen Dingen.
Woran halten wir eigentlich fest?
Wenn wir vom Wortursprung des Fastens, dem Festhalten, ausgehen, eröffnet das noch eine ganz neue Denk-Perspektive für die Fastenzeit: Woran halten wir eigentlich im Alltag fest? Woran lohnt es sich, festzuhalten? Was ist es aber auch nicht wert, daran festzuhalten? Wo ist es vielleicht sogar destruktiv, wenn wir daran festhalten?
Wir können für diese Fragen Antworten in unserem ganz persönlichen Leben suchen. Wir können die Fragen in Bezug auf die Gewohnheiten stellen, die unser Zusammenleben mit anderen Menschen oder unsere Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen prägen. Und nicht zuletzt stellen sich diese Fragen vielleicht besonders dringlich in unseren Kirchengemeinden.
Ballast loslassen
In unseren Gemeinden stehen viele Menschen an einem wichtigen Scheideweg: An welchen Angeboten muss festgehalten und woran kann und sollte nicht mehr festgehalten werden? Diese Entscheidung muss getroffen werden – weil sonst über kurz oder lang ein Zustand der Zermürbung droht. Vielleicht kann die Fastenzeit hier ein Impuls sein, über das „Loslassen“ von Ballast nachzudenken, der mehr hindert, als dass er nützt. Denn es gilt, unseren Glauben und die Frohe Botschaft mit Freude weiterzugeben und nicht mit zunehmender Resignation und Erschöpfung.