Den Menschen geben, was sie brauchen
Wir müssen ideenreich lernen, wie wir das Herz der Menschen mit Jesu Botschaft erreichen können. Wir sehen derzeit, dass vielen Menschen Gottesdienste und auch die persönliche Ansprache fehlen – und wir haben zum Beispiel durch Live-Streams von Gottesdiensten Lösungen auf die Beine gestellt. Haben diese nun eine durch die Krise entstandene Lücke gefüllt oder sind es alternative digitale Formate, die wir ausbauen sollten, um virtuell präsenter zu sein? So führt uns die Krise zu einer der wichtigsten Fragen, über die wir immer wieder nachdenken sollten: Wie können wir immer weiter fähig werden, den Menschen das zu geben, was sie von uns brauchen?
Den Mut für wichtige Schritte finden
Die Corona-Krise wird weder heute noch morgen einfach vorbei sein. Vielleicht müssen wir uns von unserer Vorstellung von Normalität verabschieden. Die Welt wird sich weiter drehen, aber unsere Gesellschaft und unsere Kirche werden vielleicht ein Stück weit „anders“ bleiben. Wäre das so schlimm? Vielleicht haben wir uns „eingerichtet“ in unserer bisherigen Situation: Wir wissen schon lange, dass sich etwas ändern muss, haben aber bisher oft nicht den Mut gefunden für die wirklich wichtigen, manchmal auch schmerzhaften Schritte. Wir haben bisher vielfach vermieden, unsere „Komfort-Zone“ zu verlassen – obwohl diese eigentlich schon lange nicht mehr komfortabel ist. Wir wissen alle, dass wir manche Dinge eigentlich gar nicht mehr leisten können – versuchen sie aber dennoch zu leisten. Das wird niemandem gerecht.
Ressourcen fördern statt Defizite beklagen
Bei uns im Erzbistum Paderborn haben wir uns in den letzten Jahren viele Gedanken gemacht, wir haben diskutiert und miteinander gerungen, was die Entwicklung unserer Pastoral angeht. All das war und ist wichtig. Planung und Organisation waren und sind wichtig. Doch die Corona-Krise lässt deutlich werden, wie belebend und inspirierend Kreativität ist. Dass es nicht nur darum geht, mit etwas „rechnen“ zu können – außer mit dem Wirken des Heiligen Geistes. Die Krise zeigt uns, dass wir in unserem Erzbistum auf Kreativität und dieses Wirken des Geistes vertrauen können. Oft schauen wir nur klagend auf unsere Defizite: Was fehlt uns, was bricht uns weg?
Die Krise hat uns stattdessen unsere Ressourcen vor Augen geführt, die wir immer noch vielerorts haben: gute pastorale Ideen in gut zusammenarbeitenden Teams – und damit den Willen, die frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen. Das ist es doch, was wirklich wichtig ist. Deswegen möchte ich Sie eindringlich ermutigen, in diesem Willen nicht nachzulassen. Ich möchte Sie ermutigen, vor Ort mit Mut und Kreativität gute Ideen zu verwirklichen. Sich für den Nächsten und für die Schöpfung engagiert einzusetzen. Denn das ist unser Auftrag. Und je überzeugter wir diesen Auftrag erfüllen, desto glaubwürdiger ist unser Zeugnis als Christen.