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© Till Kupitz / Erzbistum Paderborn

Die Medienarbeit der Kirche braucht eine Neuausrichtung

„Heiland im Neuland“ - Fachtag zum religiösen Erzählen in Kirche, Gesellschaft und Medien

„Heiland im Neuland“- ein Fachtag mit unterschiedlichen Eindrücken und Informationen, allen voran die große Frage: „Befindet sich die katholische Kirche aktuell schon wieder im Neuland?“ Viele Engagierte aus den verschiedensten Einrichtungen und Gemeinden im Erzbistum Paderborn aber auch Mitarbeitende aus dem Generalvikariat waren zahlreich vertreten, um sich über diese Frage auszutauschen. Kirchliche Kommunikation ist ein Thema, das schließlich alle beschäftigt. Mit der Vortragsreihe gestartet ist Professorin Viera Pirker von der Goethe Universität Frankfurt. Ihr Vortrag widmete sich dem Thema „Grenzflächen Pastoral – religiöse Kommunikation im Wandel“.

Leicht bedienbare Online-Kommunikation für ältere Menschen

Über die Einladung hatte sie sich gefreut, denn sie arbeitet schon lange religionspädagogisch. „Dieses Thema bedeutet mir sehr viel“, sagt Prof. Pirker, bevor sie beginnt, die Ergebnisse des MGD-Trendmonitors Religiöse Kommunikation 2020/2021 vorzustellen. Dieser gibt Auskunft über die Einstellung der Katholikinnen und Katholiken zu Kirche, Religion und Glaube – und auch über ihre Mediennutzung und Informationsquellen.

Prof. Pirker, derzeit selbst sehr aktiv in den sozialen Medien, ist im Hinblick auf die Ergebnisse überzeugt davon, dass sich Religion momentan neu in unserer Gesellschaft verankert. „Wir brauchen mehr Mut, um unsere Kirche verändernd zu gestalten. Wichtig ist hierbei eine Ehrlichkeitsdynamik. Da wünsche ich mir zukünftig einfach mehr“, sagt sie weiter.

Für die Studie befragt wurden 1690 Menschen zu ihren persönlichen Erfahrungen mit religiöser und kirchlicher Kommunikation. Der MGD Trendmonitor richtete sich dabei auch an die jüngere Generation zwischen 14 und 17 Jahren. Zudem wurde ebenso an die vielen älteren Menschen gedacht. „Nur weil die Menschen älter sind als 60 Jahre heißt das nicht gleichzeitig, dass sie auch die alten Wege der Kommunikation nutzen“, betont Prof. Pirker. Sie hält es für besonders wichtig, dass die älteren Gruppen nicht vergessen werden. Sie bedürfen einer leicht bedienbaren Online-Kommunikation.

Darauf einstellen, Kirche als Diaspora zu verstehen

Zudem habe sich mittlerweile für viele Menschen die Einstellung zum Glauben verändert. Zukünftig müssten wir uns darauf einstellen, Christsein als Diaspora zu verstehen. Gelebter Glaube würde sich zukünftig vermehrt in den örtlichen Gemeinschaften ereignen – auch wenn sich die Zahl der Gläubigen radikal verändern wird.

Beim Trendmonitor wurden die Menschen gefragt, in welchen Bereichen sich die Kirche positionieren soll. Und genau da gebe es eine ganz bestimmte Erwartungshaltung, welche Themen die Gläubigen von der Kirche kommuniziert haben möchten. „Die Menschen wollen, dass sich die Kirche mit ethischen Fragen beschäftigt“, erklärt Prof. Pirker im Hinblick auf die Ergebnisse der Studie.

Verlust an religiöser Sprachfähigkeit

Aber was bedeutet das für die kirchliche Kommunikation aus Sicht der Pastoral? Religiöse Kommunikation ist ein wichtiger Aspekt, der sowohl in der Kirche vor Ort als auch im digitalen Raum gestärkt werden muss. Dafür sollten die dort Aktiven in ihren kommunikativen Bemühungen ermutigt und unterstützt werden.

Somit werden insbesondere zielgruppenspezifische Ansprachen immer notwendiger, das heißt: Ein Ausbau von Online-Angeboten für höhere Altersgruppen und eine glaubwürdige Präsenz in den Medien, die junge Erwachsene nutzen. „Jugendliche brauchen eine alterstypische Ansprache“, betont Prof. Pirker. Kommunikation bedeutet für sie eine lebendige Gestaltung. Und laut den Ergebnissen der Studie verzeichnet gerade diese Altersgruppe einen hohen Verlust an religiöser Sprachfähigkeit.

© Till Kupitz / Erzbistum Paderborn
Die Koordinatoren und Referierenden des Fachtags: Dr. Werner Sosna, Bildungsreferent am Liborianum, Matthias Stumpe, Bildungsreferent des Dekanats Rietberg-Wiedenbrück, Professorin Viera Pirker, Dirk Lankowski, Leiter des Teams Redaktion in der Abteilung Kommunikation, und Professor Dr. Lars Rademacher (v.l.).

Not all ist lost that’s lost

Im Anschluss widmete sich der Kommunikationswissenschaftler Professor Dr. Lars Rademacher den Handlungsoptionen, die Pfarreien oder Pastorale Räume sowie den Akteurinnen und Akteuren auf diözesanen Ebenen in der aktuellen Situation offen stünden. Schwerpunkte seines mit dem hoffnungsspendenden Titel „Not all is lost that’s lost“ überschriebenen Vortrag waren unter anderem Zielgruppenerweiterung und Innovationssteuerung.

Dazu widmete sich Professor Rademacher ebenso wie Professorin Pirker dem MDG-Trendmonitor 2020/21 und nahm auch die neue 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU 6) der EKD hinzu. Dabei konnte er zu Beginn direkt belegen, dass seit 1994 in der Gesellschaft eine konstante Religiosität besteht. Von 100 Befragten geben Jahr für Jahr rund die Hälfte der Personen an ein religiöser Mensch zu sein. Allerdings nimmt die Kirchenbindung immer mehr ab. Im Jahr 2020 gaben nur noch 14 Prozent an ein gläubiges Mitglied der Kirche zu sein und sich ihr verbunden zu fühlen. Die Mehrheit, 34 Prozent, gaben zwar an, sich als Christ oder Christin zu fühlen, die Kirche bedeute ihnen aber nicht viel.

Meine Kirche muss sich grundlegend ändern

Aus diesen und den zahlreichen weiteren Ergebnissen der Forschungen resümiert Professor Rademacher, dass die Kirche die Menschen mit ihren medialen Angeboten offensichtlich nicht (mehr) erreicht. Besonders die Jugendlichen, die erstmals Teil der Untersuchung waren, befänden sich außerhalb der Reichweite kirchlicher Medien – und daran sei systematisch überhaupt nichts zu ändern. Anders als im säkularen Medienmarkt gelinge die Transformation zu Digitalangeboten aber nicht oder kaum.

Laut Professor Rademacher würden die 18 bis 29-Jährigen als die wichtigste Zielgruppe betrachtet. Und gerade diese erwarten sich von der Kirche aber ein stärkeres Engagement und aktive Stellungnahme, etwa zu sozialer Gerechtigkeit, Diskriminierung und Rassismus, Dialog der Religionen, Kriegen, Konflikten, zur Stellung der Frau, Rechtsextremismus – insgesamt eine Einmischung in gesellschaftliche Diskurse.

Kirche braucht eine Neuausrichtung

Daher empfiehlt Professor Rademacher die jungen Zielgruppen mit einem Medienmix anzusprechen und das zu den Themen, die bei ihnen Relevanz erzeugen. Digitale Medien seien die einzigen Wachstumsmöglichkeiten und Zugangswege zur jungen Generation. Dazu fehlten den meisten Kommunikationsverantwortlichen in den Bistümern jedoch bislang die notwendigen Kompetenzen, um Formate auf Tiktok, Instagram oder Reddit gewinnend zu bespielen.

Aus diesem Grund bräuchte die Medienarbeit der Kirche jetzt eine Neuausrichtung, die den Verantwortlichen Spielräume und finanzielle Flexibilität eröffneten. Zudem bräuchte es kurzfristig Qualifizierungs-Angebote für hauptamtliche wie ehrenamtliche Kommunikatorinnen und Kommunikatoren, um mit ihnen Formate zu entwickeln, die den Nerv der Zielgruppen treffen.

Experience Hub

Nach den Fachvorträgen von Professorin Dr. Viera Pirker und Professor Dr. Lars Rademacher schloss sich ein Experience Hub an, in dem Fachleute einen Einblick in sich bereits vollziehende Entwicklungen innerhalb des Erzbistums gegeben haben. Die Teilnehmenden hatten so die Möglichkeit die unterschiedlichen Projekte und Erfahrungen damit direkt über die Verantwortlichen kennenzulernen.

Diese Projekte und Initiativen waren beim Experience Hub dabei:

Das Trainingsbuch zum Zielbild 2030+ bietet multimedial aufbereitete Impulse zur Auseinandersetzung mit den Inhalten des Diözesanen Entwicklungsprozesses. Das Trainingsbuch ist in Teams und Gruppen optimal einsetzbar – ein Hilfsmittel, das gleichermaßen die lokale Kirchenentwicklung anschiebt und die geistliche Dimension von 2030+ in den Blick nimmt.

https://pastorale-informationen.wir-erzbistum-paderborn.de/dioezesaner-weg-2030-fuer-alle-die-die-zukunft-mitgestalten-wollen/die-materialien/trainingsbuch/

Mit digitalen Angeboten und Systemen ist es pastoralen Akteurinnen und Akteuren einfach möglich, eine verlässliche, dauerhafte Bindung zu Gläubigen und Interessierten aufzubauen und weiterzuentwickeln. Unter anderem die App „Churchpool“ bietet dies an. Nun sollen erste konkrete Schritte der Umsetzung dieses Hilfsmittels erfolgen.

https://www.churchpool.com/de/

Für unseren Glauben, unsere Kirche und für unser Engagement sprechen 1000 gute Gründe. Und noch viele mehr. Es ist Zeit, von ihnen zu erzählen! Ohne etwas zu verschweigen oder schön zu reden. Sondern, indem wir auch das Gute wieder zur Sprache bringen und sichtbar machen, wie lebenswert und vielfältig das katholische Glaubensleben ist.

https://noch-ein-grund-mehr.de/

Was kommt nach dem Zusammenbruch der volkskirchlichen Versorgungs-Flächen-Pastoral? Mit dieser Frage beschäftigt sich das „Netzwerk Gemeinde Pflanzen“ und kommt mit auch internationalen Akteuren aus dem Bereich church planting, Evangelisierung und Jüngerschaft ins Gespräch, um Bausteine für eine Kirche der Zukunft zu sammeln.

https://www.gemeinde-pflanzen.net/

Anja Fecke konnte in den letzten Jahren in verschiedenen digitalen Formaten Erfahrungen mit der Verkündigung in leichter Sprache sammeln. Diese hat sie weitergegeben und außerdem davon berichtet, weshalb sich ihr zielgruppenorientierter Einsatz lohnt. Dabei berücksichtigt sie auch die sozialen Medien und konnte konkrete Tipps für die eigene Umsetzung geben.

https://www.erzbistum-paderborn.de/news/mit-den-menschen-reden-nicht-ueber-sie/

Gute Bilder machen einen guten Eindruck. Im Medienpool des Erzbistums finden sich rechtssichere Bilder und Medien aller Art. Im Copyshop können Plakate, Flyer, Grußkarten und viel mehr ganz einfach und gut gestaltet werden.

https://medienpool.erzbistum-paderborn.de/login/

https://medienpool.erzbistum-paderborn.de/login/

Das Sinus-Modell beschreibt soziologische Gruppen Gleichgesinnter. Mit Hilfe dieser Studie kann zum Beispiel die Kommunikation der eigenen Organisation zielgruppenspezifisch überprüft und ausgerichtet werden.

https://www.rietberg-wiedenbrueck.de/news/zeitzeuginnen-und-zeitzeugen-gesucht-2-2/

Der flexible Internet-Baukasten für das Erzbistum Paderborn ermöglicht ein professionelles Webdesign für alle Homepages. Er ist einfach zu bedienen, zukunftsfähig und rechtssicher.

https://flib.wir-erzbistum-paderborn.de/

Die ruach.jetzt academy hilft, heute bewusst und professionell über Glaube zu kommunizieren. Sie bietet Angebote zu Themen der Kirchenentwicklung und Glaubenskommunikation und macht diese verständlich zugänglich. Praxisnah können sowohl die theoretischen Hintergründe von Digitalisierung und digitalem Wandel als auch die dafür benötigten Tools, Plattformen und Kommunikationsstrategien kennengelernt werden.

https://academy.ruach.jetzt/

An diesem Stand sind die Teilnehmenden in den Austausch über die Social-Media-Kanäle des Erzbistums Paderborn gekommen. Einige zukunftsorientierte Ausblicke wurden skizziert und die ein oder anderen Tipps und Kniffe für die Gestaltung des eigenen Accounts verraten.

https://www.facebook.com/erzbistumpaderborn/

https://www.instagram.com/erzbistum_paderborn/

https://www.youtube.com/channel/UCPPJo9tT9JUjNZ3unnURPuw

https://www.xing.com/pages/erzbistumpaderborn

Ein Beitrag von:
Redakteurin

Miriam Westfechtel

© Besim Mazhiqi
Redakteurin

Lena Jordan

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