Oft werden der Missbrauchsskandal und Reformstau als Gründe für einen Kirchenaustritt vermutet. Das trifft nur indirekt zu. Die Kirchenaustrittsforschung unterschiedet zwischen dem Austrittsgrund und dem Austrittsanlass.
Austrittsgrund
Der tiefer liegende Grund für einen Kirchenaustritt ist in den meisten Fällen die Entfremdung zwischen Kirche und Kirchenmitgliedern sowie eine fehlende Kirchenbindung. Studien zeigen, dass sich immer weniger Menschen als kirchlich verbunden bzw. religiös erleben. Kirche und christliche Religion werden als irrelevant für das eigene Leben empfunden.
Austrittsanlass
Ein äußerer Anlass – in den meisten Fällen der Missbrauchsskandal und der Umgang damit – bewirkt dann, dass der Kirchenaustritt, der aufgrund der fehlenden Kirchenbindung meist schon länger erwogen wurde, schließlich in die Tat umgesetzt wird.
Allerdings treten tatsächlich die meisten Menschen ohne einen besonderen Anlass aus der Kirche aus, wie die letzten Studien klar zeigen. Viele verabschieden sich in jungen Jahren zu Beginn des Arbeitslebens von der Kirche, wenn sie zum ersten Mal wahrnehmen, dass sie Kirchensteuern zahlen müssen.