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Warum eigentlich Kirche?!

Blog-Beitrag von Generalvikar Alfons Hardt

Erst vor wenigen Wochen wurden erneut rekordverdächtige Austrittszahlen für die ganze katholische Kirche in Deutschland vermeldet. Immer wieder hörte man in diesem Kontext den Satz: „Um meinen Glauben zu leben, brauche ich die Kirche nicht.“ Aber ist es wirklich so einfach? Ist das im Sinne des Gründers unserer Kirche? Haben wir ihn bei solchen Aussagen wirklich im Blick?

Schauen wir gemeinsam auf den Ursprung der Kirche Jesu Christi: Alles fing damit an, dass Jesus Menschen ansprach und einlud, ihm zu folgen. Fast drei Jahre lang „trainierte“ er seinen Freundeskreis darin, so zu leben wie er, seine Lehre zu verstehen und diese an andere weiterzugeben. Den zwölf Aposteln gab er sogar „Kraft und Vollmacht über alle Dämonen und um Krankheiten zu heilen“ und sandte sie anschließend aus, die gleichen Wunder zu tun wie er (vgl. Lk 9,1-6). In dieser Ausrichtung steht auch der letzte Auftrag, den Jesus seinen Jüngern vor seiner Himmelfahrt hinterlässt: „Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28, 18-20)

An all dem wird ganz klar ersichtlich: Der Auftrag Jesu an seine Nachfolger ist es eben nicht, sich in ihr stilles Kämmerlein zurückzuziehen und dort in seliger Erinnerung an ihn zu schwelgen. Jesus möchte Nachfolgerinnen und Nachfolger, die hinaus in die Welt gehen, von ihm erzählen, um Menschen durch die Taufe zum Teil der Gruppe zu machen, die sich zu ihm bekennt. Die Prämisse für alles Wirken dieser Gemeinschaft ist jedoch klar: Sie fußt alleine auf der Vollmacht Gottes. Weil Gott sich dazu entschieden hat, dass seine Nachfolger in seinem Namen taufen können, können sie taufen. Weil Gott sich dazu entschieden hat, dass sie Kranke heilen können und Sünden vergeben können, können sie dies tun. Nicht, weil die Jünger so gute, heilige Menschen waren.

Dieses bemerkenswerte Geschenk finden wir in den Sakramenten. Es hängt nicht von der persönlichen Güte des Priesters ab, ob sich Brot und Wein in Leib und Blut Jesu wandeln. Es hängt nicht von der persönlichen Güte des Priesters ab, ob eine Taufe gültig ist. Es hängt nicht von der persönlichen Güte des Priesters ab, ob einem durch die Beichte vergeben ist. Es hängt alles davon ab, dass Gott uns versprochen hat, dass es so ist. Selbst menschliches Versagen kann diese Vollmacht, die Jesus in den Sakramenten seiner Kirche hinterlassen hat, nicht mindern. Erinnern wir uns: Alle der Jünger, denen Jesus nach seiner Auferstehung besagten Auftrag gibt, hatten ihn in seiner dunkelsten Stunde verlassen. Unter dem Kreuz stand nur ein einziger seiner Jünger, Johannes. Und trotzdem erhalten alle denselben Auftrag und an Pfingsten den Heiligen Geist.

Der Geist wirkt in Gemeinschaft

Doch der Heilige Geist kam nicht einfach so. Der Heilige Geist kam nämlich zu einem Zeitpunkt auf sie herab, als sie „einmütig im Gebet“ (Apg 1,14) versammelt waren. Die Gemeinschaft ist ein essentieller Teil, in der der Heilige Geist wirkt. Und dies ist noch nicht alles. Die Urkirche, die aus den Menschen bestand, die drei Jahre mit Jesus gelebt hatten, zeigt uns, was diese Gemeinschaft ausmacht: „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten.“ (Apg 2,42) Dies ist es, wie Jesus in der Welt weiterleben will. Die Kirche ist das, was Jesus uns hinterlassen hat.

Und diese Kirche, auch wenn wir es uns in unseren Breitengraden schwer vorstellen können, wächst stetig. Weltweit verzeichnet die katholische Kirche nämlich ein Wachstum. Von 2018 bis 2019 stieg die Anzahl der Mitglieder der katholischen Kirche um 15,4 Millionen – im Verhältnis zu einem Verlust von 292.000 Mitgliedern in Europa.

Heute, rund 2.000 Jahre nach der Gründung der Kirche durch Jesus dürfen wir ihm deshalb glauben, wenn er über seine Kirche sagt: „die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Ein Blick in die Kirchengeschichte gibt uns allen Grund dazu, das zu glauben. Angesichts der Vertrauenskrise unserer Kirche kann man sich die Frage stellen: „Wie kann es eigentlich sein, dass es die Kirche noch gibt?“ Die Antwort: Jesu Versprechen.

Ihr Generalvikar Alfons Hardt

„Der Auftrag Jesu an seine Nachfolger ist es eben nicht, sich in ihr stilles Kämmerlein zurückzuziehen und dort in seliger Erinnerung an ihn zu schwelgen. Jesus möchte Nachfolgerinnen und Nachfolger, die hinaus in die Welt gehen, von ihm erzählen, um Menschen durch die Taufe zum Teil der Gruppe zu machen, die sich zu ihm bekennt.“

Generalvikar Alfons Hardt

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