Wir stehen kurz vor dem Karfreitag, an dem wir den Kreuzweg Jesu mitgehen und uns sein Leiden vergegenwärtigen. Das Bewusstsein, dass Jüdinnen und Juden, die Glaubens-Geschwister unseres Herrn, durch Anfeindungen gelitten haben und noch immer leiden, rüttelt gerade in dieser Zeit der Karwoche auf. Das Erzbistum Paderborn vertritt dazu eine eindeutige Haltung: Wir stellen uns gegen jede Form von Antisemitismus und Antijudaismus. Wir betonen die geschwisterliche Beziehung zwischen Judentum und Christentum sowie das tiefe Verhältnis beider Religionen zueinander.
Zugleich müssen wir jedoch bekennen, dass das nicht immer so war. Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt: Das theologische Denken gegenüber dem Judentum war bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil deutlich negativ geprägt. Jüdinnen und Juden wurde die Verantwortung für den Tod Jesu und damit für den „Gottesmord“ angelastet. Erschwerend wurde unterstellt, dass das jüdische Volk von Gott verworfen sei, da es sich nicht zum gottgewollten Christentum wendete. Auf dieser Grundlage wuchs eine Welle des Antijudaismus, die fast zwei Jahrtausende durch Religion und Gesellschaft rollte und auch viele antijüdische Darstellungen an kirchlichen Gebäuden hervorbrachte.
Wende durch Zweites Vatikanisches Konzil
Ein verändertes theologisches Denken entstand erst durch das Zweite Vatikanum mit dem Konzilstext Nostra Aetate, den das Konzil am 26. Oktober 1965 verabschiedete. Die Erklärung drückt aus, dass das Judentum in der Heilsgewissheit Gottes steht und das Christentum eng mit dem Judentum verbunden ist. Aus heutiger Sicht ist kaum zu verstehen, warum die Kirche so lange für ein geschwisterliches Verhältnis zu dem Volk brauchte, dem Jesus selbst angehörte. Neben vielen weiteren positiven Verdiensten schuf das Zweite Vatikanische Konzil somit die Grundlage für einen interreligiösen Dialog in der katholischen Kirche – nicht nur mit dem Judentum, sondern auch mit anderen Religionen.