In zehn Jahren ist es so weit
All diese Trends, Entwicklungen und Abbrüche werden die Kirche der Zukunft prägen. Stephan Lange schätzt, dass in spätestens zehn Jahren offensichtlich ist, dass es eine Transformation der Kirche gegeben hat. Da ist vieles nicht steuerbar oder planbar und wie eine transformierte Kirche aussen wird, ist noch nicht klar zu erkennen. Ähnlich wie bei der Raupe, die sich in den Kokon eingepuppt hat. Wer würde schon denken, dass aus ihr mal ein Schmetterling wird?
Wer über die Transformation der Kirche schreibt und spricht, schaut also immer ein wenig in die Glaskugel. Wenn Stephan Lange über eine zukunftsfähige Sozialform von Kirche spricht, dann fällt vor allem ein Stichwort: Netzwerk. Es geht ihm um vielfältige Orte und Gelegenheiten, an denen Menschen mit ihren Sorgen und Nöten sowie mit ihren Charismen und Potentailen gesehen und wahrgenommen werden. Dort, wo sich das pastorale Handeln daran ausrichtet, kann Neues entstehen und Wachstum möglich sein.
Neuer Akzent auf Ehrenamtliche
Er sieht viele engagierte Menschen, die aus der Kraft des Evangeliums leben, Orte der Gemeinschaft suchen und sich für andere einsetzen wollen. Hierfür gute Rahmenbedingungen zu schaffen und Netzwerke zu ermögliche, ist eine aktuelle Herausforderung. Es werde einen neuen Akzent auf Ehrenamtliche geben, „die nicht nur seelsorglich versorgt werden, sondern selbst zu Akteurinnen und Akteuren werden.“
Kirche als Netzwerk, ein neuer Akzent auf Laien, die Ausrichtung an den Bedürfnissen der Menschen – Lange weiß auch, dass das keine neuen Vorstellungen sind. Auch heute schon ist Kirche ein Netzwerk. Auch heute schon ist Kirche keine One-Man-Show. Jedoch: Die Bedeutung, ja Dringlichkeit dieser Schwerpunkte werde in Zukunft eine ganz andere sein, sagt Lange. Und die Verantwortung für die Entwicklung von Schwerpunkten wird nicht allein an den hauptamlichen Kräften hängen. Geteilte Verantwortung setzt neue Energien frei.
Wie sieht das Netzwerk Kirche außerdem aus? Wenn es nach dem Zielbild des Erzbistums Paderborn geht, sollen Verwaltungen in unterschiedlichen Bereichen noch mehr zusammengelegt und professionalisiert werden. Wichtig bleibt, dass die Menschen weiterhin ihren Glauben feiern und Gemeinschaft leben können. Dies ermöglichen Eigenverantwortung und Selbstorganisation vor Ort. Ergänzend dazu wird über pastorale Zentren nachgedacht, wenn es um die Grundvollzüge kirchlichen Lebens geht, wie die Feier der Sakramente, die hauptberuflich gewährleistet werden.