Erster Akt: Ein Auftritt außerhalb des Skripts: Kunst als Schockmoment
Der Festakt beginnt, mit Grußworten und Musik. Dann: der Auftritt des Ensembles bodytalk. Deren im Ablaufplan angekündigtes Programm war abgestimmt. Was kam, war nicht abgesprochen. Statt Tanz mit Saxophonbegleitung: halbnackte Körper, echte Hähnchen in Windeln – ein sakraler Raum wird Bühne für eine irritierende Provokation.
Die Gastgeber, Ehrengäste und Anwesenden – mindestens erstaunt, für einen Moment sprachlos.
Wie reagiert man professionell auf eine unvorhergesehene Störung? Man folgt dem Ablauf – ruhig, ohne Eklat, ohne Unterbrechung, ohne erkennbare Dramatisierung. Keine Zensur, sondern Contenance. Rückblickend war es vermutlich die souveränste Reaktion, die in den folgenden Tagen gezeigt wurde – gerade weil sie nicht Gleichgültigkeit bedeutete, sondern Raum ließ für eine spätere sachliche Klärung. Denn was im Moment ausgespart wurde, wurde im Anschluss besprochen – intern, offen, kritisch.
Zweiter Akt: Zwischen Irritation und Erklärung
Die öffentliche Resonanz lässt nicht lange auf sich warten.
Schon kurz nach der Veranstaltung melden sich klassische Medien – zunächst zurückhaltend, sachlich, dann zunehmend einordnend.
Es ist von Irritation die Rede, von Erstaunen über Form und Umfeld der Performance. Kommentatoren beschreiben das Geschehen als befremdlich – aber nicht skandalös.
Gleichzeitig werden die Rahmenbedingungen transparent gemacht:
Das Programm verantwortete der LWL, das Metropolitankapitel stellte als Hausherr den Raum zur Verfügung.
Die konkrete Ausgestaltung der Performance veränderte das Ensemble spontan – sie entspricht nicht dem angekündigten Ablauf.
Ein Kommunikationsfall – erklärbar, ein Fehlgriff – vielleicht, aber kein bewusster Affront.
Parallel dazu gehen beim Erzbistum und beim Metropolitankapitel zahlreiche direkte Rückmeldungen ein – vor allem von Gläubigen, die sich in ihrem religiösen Empfinden verletzt, irritiert oder überrumpelt fühlen.
Diese Stimmen klingen klar und deutlich. In Gesprächen, E-Mails, Anrufen und Leserbriefen melden sich Menschen, denen der Dom als geistlicher Ort am Herzen liegt.
Die Kritik ist differenziert: Es geht um die Entgrenzung der Darstellung, das Unverständnis gegenüber der Form – und das Gefühl einer Grenzüberschreitung im liturgischen Raum.
Vonseiten des Bistums und des Kapitels folgt umgehend eine Reaktion:
Es wird Bedauern ausgedrückt – dort, wo Menschen sich verletzt fühlen.
Die Rückmeldungen werden ernst genommen, mit Respekt gelesen – und nicht bagatellisiert.