„Krise haben wir nicht gelernt. So eine Situation, dass es plötzlich keine Gottesdienste mehr gibt, kam in meiner Ausbildung nicht vor“, brachte Pater Werner die große Not der pastoralen Mitarbeitenden ins Wort. Nicht als Entschuldigung, aber als Beschreibung: „Wir waren an den Strand geworfen“. Insofern konnten auch die Gemeindeteams nicht in gewohnter Form tagen und weiter entwickelt werden. Aber: Als es um die Wiederaufnahme von Gottesdiensten ging, habe sich die Stärke der Gemeindeteams schnell gezeigt. „Wir vom Pastoralteam aus hätten uns unter den Hygienebedingungen höchstens ein oder zwei Kirchen vorstellen können, wo wir Gottesdienste gefeiert hätten“, so Pater Werner. Aber die Gemeindeteams hätten eigenständig und selbstbewusst mitgewirkt an der Entscheidung, dass in weit mehr Kirchen coronakonforme Gottesdienste stattfinden konnten.
Wo Kreativität und Vielfalt sichtbar wird
Manuela Koritensky, Dekanatsreferentin im Dekanat Büren-Delbrück, begleitet den Gesamtpfarrgemeinderat im Pastoralen Raum Delbrück-Hövelhof. Außerdem konnte sie auf Erfahrungen mit wöchentlichen Videokonferenzen mit den Leitern der Pastoralen Räume in ihrem Dekanat zurückgreifen. Die Corona-Krise habe gezeigt: Wo das Selbstverständnis der Gremien darin bestehe, vor Ort den Status Quo aufrecht zu erhalten, verfielen sie in Lethargie, sobald Kontaktbeschränkungen ihren üblichen Tätigkeiten Grenzen setzten. „Die lokale Ebene braucht verantwortliches Führen und Entscheidungsfreiheit“, so Manuela Koritensky. Das gelte nicht nur in Corona-Zeiten. Kreativität und Vielfalt würden eher da sichtbar, wo Menschen sich vor Ort in freien Zusammenschlüssen zu bestimmten Themen engagieren. Das stelle eine Anfrage, auch mit Blick auf die anstehenden PGR-Wahlen nächstes Jahr: „Wer hilft Gremien eigentlich loszulassen?“
Nicht nur in Pandemie-Zeiten sei gelingende Kommunikation zwischen hauptberuflich und ehrenamtlich Verantwortlichen ein Kernthema. Matthias Kolk, verantwortlich für die Rätearbeit im Erzbischöflichen Generalvikariat und Leiter des Modellprojekts, bezeichnete es als Aufgabe der Diözese und der Dekanate, „Autobahnen“ für Kommunikation zu bauen, etwa über die Plattform „wir.desk“ des Erzbistums. „Wo das gelingt, wird neue Energie freigesetzt“, ist seine Erfahrung. Die ersten Schritte der Gemeindeteams vor Ort, die im Modellprojekt auch in unterschiedlicher Weise unterwegs sind, machten Mut, in diese Richtung weiterzugehen.
Die Moderation des Webinars hatte Dr. Annegret Meyer übernommen, Leiterin der Abteilung „Glauben im Dialog“, die das Online-Seminar in Kooperation und Trägerschaft des Bildungs- und Tagungshauses Liborianum anbot.