Die Geburt Jesu gilt – übrigens nicht nur für Christinnen und Christen, sondern auch in der Geschichtsschreibung – als Beginn einer neuen Zeitrechnung und damit als Wende der Zeiten. Ist es legitim, zwischen einem Schreckens-Ereignis, das im Februar 2022 im Herzen Europas seinen Anfang nahm, und dem epochalen Heils-Ereignis unserer Zeit vor rund 2000 Jahren verbale Parallelen zu ziehen? Grundsätzlich betrachtet sicher nicht: Das eine ist grausame, irdische Realpolitik, das andere berührt den Urgrund unseres Glaubens.
Woran es aber keinen Zweifel geben kann: Nachdem die Welt schon durch die Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren aus dem Gleichgewicht geraten und quasi aus der Zeit gefallen schien, haben sich die Zeiten durch den russischen Angriffskrieg nochmals dramatisch geändert. Dieser Krieg zwingt noch immer unschuldige Männer zum Kämpfen und ihre Frauen, Kinder und Angehörige zur Flucht. In so vielen Kontexten ist von Krise die Rede: in Bezug auf Flüchtlingsströme, Energieknappheit und Inflation – die Klimakrise noch nicht mitgezählt. All das legt die Auswirkungen schonungslos offen, die Entscheidungen in einer globalisierten Welt in immer schnellerem Tempo mit sich bringen. Ja, Zeiten wenden sich – und zwar immer rapider.