Die Vision sichtbar machen
Diese Vision ist so alt wie das Christentum selbst, doch sie muss im Jahr 2020 neu erschlossen werden. Dazu dient das Schaubild. Wenn man es auf drei wesentliche Funktionen reduzieren müsste, dann wäre dies eine davon: die Vision sichtbar machen.
Eine andere würde lauten: Alle Mitarbeitenden auf einen Stand bringen. Das Schaubild verdeutlicht, welche Gründe sich für die momentane Situation der Kirche in Deutschland finden lassen. Woran es liegt, dass Hunderttausende Menschen pro Jahr aus der Kirche austreten, immer weniger an Jesus Christus glauben und sich haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche engagieren.
Auf den Kirchturm im Schaubild drücken von links, rechts und unten Einflüsse wie das Ende der Volkskirche, der Bedeutungsverlust der Kirche und der Rückgang der Finanzen, die für einzelne Trends und Tendenzen stehen. Wie leicht sich diese verstärken können, wurde für Generalvikar Hardt besonders in der Corona-Krise deutlich. Kirche wurde digitaler, als es noch Tage vor den Ausgangsbeschränkungen denkbar war. Gottesdienste im Live-Stream, Bibelteilen per Videokonferenz. Und im gleichen Atemzug noch eine Aussage: „Ich bin bereit zu akzeptieren, dass junge Menschen andere Zugänge brauchen, den Glauben zu leben und zu verkünden.“
Ideen und Konzepte für das Glaubensleben der Zukunft
Später im Gespräch, jedoch zum selben Thema, sagt Dr. Bredeck: „Das flächendeckende Modell der Gemeinde, das wir kennen und größtenteils noch leben, lässt sich so nicht mehr fortführen.“ Ideen und Konzepte für das Glaubensleben der Zukunft gäbe es viele, weiß Generalvikar Hardt. Die meisten Pastoraltheologen tendieren dahin, die tradierte Pastoral von Bistum und Pfarrei zu verändern. „Die Erkenntnis der letzten Jahre ist, dass wir auch andere Orte und Formen brauchen, ganz andere gesellschaftliche Plätze in den Blick nehmen und dort investieren müssen, um präsent zu bleiben“, erklärt Generalvikar Hardt. Aussagen, die auch klar aus dem Schaubild folgen – was nicht heißt, dass schon klar ist, wie eine Pastoral der Zukunft aussehen soll.
Hier greift die dritte wesentliche Funktion des Schaubilds: Leitlinie für künftige Entscheidungen sein, damit dieser Weg in die Zukunft der Pastoral gegangen werden kann. Denn klar ist Generalvikar Hardt und Bereichsleiter Bredeck, dass so eine Strategie nicht verordnet werden kann. „Das ist ein langer Prozess“, sagt Bredeck. „Deshalb treibt uns jetzt die Frage an, wie wir die Strategie transportieren können. Und auch, wie künftige Entscheidungen daraufhin geprüft werden, ob sie der Strategie entsprechen oder nicht.“ Generalvikar Hardt bringt es auf die Faustregel: Je mehr erkennbar ist, welche Entscheidungen anhand der Strategie getroffen werden, desto verbindlicher wird sie.