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Vom Zukunftsbild zum Zielbild

Wie hängen Zukunftsbild und Zielbild eigentlich zusammen? Bei der Beantwortung dieser Frage hilft ein Blick in die Geschichte der Bistumsentwicklung.

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn?“ – Seit dem Diözesanen Forum 2009 begleitet diese Frage die Menschen im Erzbistum. Gestellt hat sie Erzbischof Hans-Josef Becker. Schon damals stand im Hintergrund die Erkenntnis, dass die katholische Kirche vor massiven Veränderungen steht: mit Blick auf die Strukturen, auf die verfügbaren Ressourcen, auf eine abnehmende Bedeutung des Glaubens in der Gesellschaft.

2014: Das Zukunftsbild wird veröffentlicht

„Wozu bist du da, Kirche von Paderborn?“ Auf diese Frage von 2009 gab das Zukunftsbild 2014 einen 102 Seiten langen Antwortvorschlag. Wesentliche Aussagen waren,

  • dass es bleibender Auftrag der Kirche ist, das Evangelium von der Liebe Gottes zu verkünden, auch in einer unübersichtlich gewordenen Welt,
  • dass die Kirche von Paderborn dazu da ist, die Charismen und Talente der Getauften zu entdecken und zu fördern,
  • dass die Förderung am besten möglich ist, wenn zwischen allen Gliedern der Kirche eine Kultur des Vertrauens und der Verantwortung herrscht
  • dass die Kirche von Paderborn dazu da ist, nach den Lebensthemen der Menschen im Pastoralen Raum zu forschen und ihr Handeln an diesen Lebensthemen auszurichten.

Das Zukunftsbild wurde unterschiedlich aufgenommen. „Mancherorts war die Euphorie groß, ebenso das Engagement, die Inhalte aufzugreifen und umzusetzen“, erinnert sich Dr. Annegret Meyer, die heute dem Team zur Prozessleitung des Diözesanen Wegs 2030+ angehört. „Doch manche Menschen konnten nicht viel mit dem Zukunftsbild anfangen. Oder es kam erst gar nicht richtig bei ihnen an.“

Grund dafür könnte der offene Charakter des Zukunftsbildes gewesen sein. „Es hat keine konkrete Handlungsanweisung gegeben, sondern eine weite Landschaft eröffnet, mit vielen verschiedenen Impulsen“, so Stephan Lange, ebenfalls aus dem Team der Prozessleitung.

2017: Diözesanes Forum in Unna diskutiert 40 Themen

Dass in der offenen Landschaft des Zukunftsbildes viel Neues entstand, konnte man spätestens beim Diözesanen Forum 2017 in Unna bestaunen: Hauptberufliche und Ehrenamtliche präsentierten über 40 Themen, die alle in einem Zusammenhang zum Zukunftsbild standen.

„Die Menschen haben die Freiräume genutzt, die das Zukunftsbild geboten hat“, so Stephan Lange. Doch es zeichnete sich ab, dass für die weitere diözesane Entwicklung eine Fokussierung sinnvoll war. 40 Themen waren schlicht zu viele, um von einer Strategie für die weitere Entwicklung aufgegriffen zu werden. Aus der offenen Landschaft sollte ein greifbarer Vorschlag werden.

Der Weg zu diesem Vorschlag führte über zunächst fünf Schlüsselthemen, zu denen ehrenamtlich und hauptberuflich Mitarbeitende Arbeitsgruppen bildeten. Sie beschäftigten sich unter anderem mit Fragen zu Liturgie und Sakramenten, zu Engagement, zu den Möglichkeiten von Leitung, zu Pastoralen Räumen und zu diakonischem Handeln.

2018 / 2019: MHG-Studie und Synodaler Weg

Die fünf Arbeitskreise starteten in einer Zeit, in der die Kirche massiv unter Druck geriet. Die 2018 veröffentlichte MHG-Studie legte das volle Ausmaß des kirchlichen Missbrauchsskandals offen und führte zu einem massiven Vertrauensverlust, dessen Schockwellen aufgrund weiterer Veröffentlichungen nicht abebben.

Als Folge des Skandals startete 2019 der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland und fragte danach, welche Konsequenzen aus dem kirchlichen Versagen mit Blick auf die Missbrauchsfälle gezogen werden müssen. Die Diskussionen beeinflussen die Planungen in den Diözesen und damit auch die im Erzbistum.

2020: Die Corona-Pandemie bricht aus

Die Krise verstärkte sich, als die Corona-Pandemie ab Frühjahr 2020 das kirchliche Leben für lange Zeit ausbremste. Zwei Jahre andauernde Kontaktbeschränkungen beschleunigten die Abbrüche dramatisch, sowohl was die Gottesdienstbesuche, die Arbeit in Gruppen und Gremien sowie das ehrenamtliche Engagement angeht.

Vor diesem Hintergrund wurden die fünf Schlüsselthemen um ein weiteres Thema ergänzt: „Corona und die Zukunft der Kirche“. Die dafür gebildete Arbeitsgruppe führte im Sommer 2021 eine Umfrage durch. Diese zeigte zwar, dass die Sehnsucht nach Kontakt, Gemeinschaft und Spiritualität ungebrochen da ist. Die Menschen finden sie aber oft nicht (mehr) im gemeindlichen Leben.

„Die Frage ‚Wozu bis du da, Kirche von Paderborn?‘ schien da oft nicht mehr den Kern zu treffen“, so Dr. Annegret Meyer. „Die Anfrage fühlt sich für viele grundsätzlicher an, im Sinne von: ‚Braucht man dich überhaupt noch, Kirche von Paderborn?‘“

Der Diözesane Weg 2030+ wird eröffnet

Im November 2020 wurde im Rahmen eines digitalen Diözesantages der Diözesane Weg 2030+ eröffnet. Sein Ziel: möglichst schnell jene Weichenstellungen vorzunehmen, die die Kirche im Erzbistum an den Wandel anpassen. Denn spätestens 2030, davon ist auszugehen, wird es keine Volkskirche mehr geben. Katholische Gläubige befinden sich dann in einer Minderheit, bei finanziellen Ressourcen und beim pastoralen Personal sind Einbrüche zu erwarten.

Inmitten dieses grundlegenden Wandels richtete sich der Blick auf jene Entwicklungen, Traditionen, Ideen und Haltungen, die trotz allem als verlässlich und als kraftvoll erlebt werden. Dazu entwickeln die sechs Arbeitsgruppen der Schlüsselthemen Vorschläge, welche Entscheidungen im Erzbistum nun notwendig sind und in eine gute Zukunft führen.

2021: Das Zielbild 2030+ wird veröffentlicht

Diese Vorschläge der Arbeitsgruppen flossen ins Zielbild 2030+ ein, das zum Diözesanen Forum im Oktober 2021 veröffentlicht wurde. Es löste das Zukunftsbild nicht ab, sondern führt die dort getroffenen Aussagen für die Engagierten im Erzbistum zu einem Gestaltungsauftrag und -rahmen zusammen.

Die zentrale Aussage findet sich gleich zu Beginn dieses Zielbildes: „Wir im Erzbistum Paderborn gewinnen Zukunft aus der lebensverändernden Kraft des Evangeliums und unserem Einsatz für die Gesellschaft.“

Stephan Lange aus dem Team zur Prozessleitung des Diözesanen Wegs 2030+ erläutert den zentralen Satz so: „Als Erstes dran ist, dass wir die Botschaft des Evangeliums neu entdecken.“ Damit spricht das Zielbild aber nicht nur die Menschen an, die das Evangelium noch nicht kennen. Zur Neuentdeckung sind auch und gerade jene aufgerufen, die mit Kiche und Glaube vertraut sind. „Wir hoffen auf neue Glaubenserfahrungen und dass diese so motivieren, dass wir sie mit anderen teilen wollen und darüber eine Stimme in der Gesellschaft bleiben.“

Annegret Meyer aus dem Team der Prozessleitung unterstreicht, dass das Zielbild dazu motiviert, offen auf die Gesellschaft zuzugehen: „Wir wollen präsent bleiben und uns in ihr engagieren. Denn uns gehen die Menschen ans Herz, die in unserem Umfeld leben. Wir wollen in der Weise für sie da sein, in der sie uns brauchen. Dieser Blick auf die Sorgen und Nöte der Menschen geht die gesamte Kirche an.“

Mit dieser Ausrichtung ermutigt das Zielbild alle Engagierten dazu, sich für eine Kirche einzusetzen, die nach wie vor für etwas gut ist und gebraucht wird, die ehrlich ist, demütig und die trotz allem selbstbewusst in die Zukunft geht.

Ein Beitrag aus der wirzeit

Dieser Beitrag erschien erstmals in der wirzeit, der neuen Zeitschrift für Engagierte im Erzbistum Paderborn. Die erste Ausgabe wurde Ende Juni an Pastorale Räume, Einrichtungen  und Ehrenamtliche verschickt. Wer die wirzeit künftig erhalten möchte, kann diese auf einfachen Wegen bestellen – im Print oder digital. Alle weiteren Informationen gibt es auf der Seite der wirzeit.

 

Ein Beitrag von:
Redaktion

Dr. Claudia Nieser

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