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© Sabrinity/Erzbistum Paderborn

Theologie hat Antworten

Blog-Beitrag von Professor Dr. Stefan Kopp

Wir leben in einer Zeit enormer gesellschaftlicher Herausforderungen: Seit Monaten wirft die Corona-Pandemie viele kontroverse Fragen auf. Darüber hinaus werden Themen wie die Klimakatastrophe oder auch soziale Ungerechtigkeiten öffentlich teils polarisierend diskutiert. Welchen Beitrag kann die Theologie hier zu einem fairen und sachlichen Diskurs leisten?

Der Theologie geht es als wissenschaftlicher Disziplin nicht allein um etwas Transzendentes, etwas, das über den Dingen steht. Wir glauben, dass Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat, weil Gott die Welt liebt. Die Theologie hat also als Lehre von Gott immer auch den Auftrag, angesichts aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen und politischer Debatten anschlussfähig zu bleiben und sich einzubringen – wenn man so will: eine aktuelle Theologie zu sein, deren Relevanz sie im Hier und Jetzt einlöst.

Zukunftsthemen auf der Agenda

Ein Beispiel für eine Theologie am Puls der Zeit ist für mich das Graduiertenkolleg der Theologischen Fakultät Paderborn. Unter dem programmatischen Titel „Kirche-Sein in Zeiten der Veränderung“ greift es durch Vernetzung und Kooperationen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Glauben Veränderungen in Kirche und Gesellschaft auf. Es fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs und die interdisziplinäre Forschung – in meinen Augen wird diese vor dem Hintergrund immer komplexerer Problemstellungen in unserer Gesellschaft noch deutlich an Relevanz gewinnen.

Viele weitere Zukunftsthemen stehen auf der gesellschaftlichen Agenda. Zahlreiche Menschen, auch in Teilen unseres Erzbistums, haben zum Beispiel die Auswirkungen des Klimawandels bei der Hochwasserkatastrophe im Sommer am eigenen Leib gespürt und erleiden müssen. Gerade in Sachen Klimaschutz muss die Theologie sich zu Wort melden: Die Bewahrung der Schöpfung ist ein ur-christlicher Auftrag, der sich biblisch grundgelegt durch alle Facetten des Glaubenslebens hindurchzieht. Wichtig erscheint mir dabei vor allem die Perspektive der jungen Generation, die eine Vorreiter-Rolle im Einsatz für Klimagerechtigkeit übernimmt und eine Zukunft für sich selber fordert.

Wertvolle Perspektiven auf viele Fragen

Blicke ich auf die Lehrstühle unserer Theologischen Fakultät, lassen sich daran so viele – nicht nur aktuelle, sondern auch bleibende – Fragen andocken: Welche Orientierungsfunktion hat die katholische Glaubenslehre für das menschliche Miteinander? Welche Erfahrungsschätze bergen das Alte und das Neue Testament, wo fordert uns die Heilige Schrift zur Reflektion gesellschaftlicher Phänomene auf? Gerade in der Corona-Pandemie wurden immer wieder Fragen an die Moraltheologie und an die christliche Gesellschaftslehre gestellt. Nicht zuletzt ist auch die Pastoralpsychologie angesichts der rückläufigen Zahlen des pastoralen Personals bei größer werdenden Seelsorgeeinheiten und der damit verbundenen Belastungen ein hoch-aktuelles Forschungsfeld. Auf all diese Fragen blicken nicht nur Lehrende, sondern auch junge Menschen als Studierende mit ihren wertvollen Perspektiven.

Wissenschaft braucht Förderung

Wissenschaft ist kein Selbstzweck. Jede Disziplin hat auf ihre Weise ihren Wert für die Gesellschaft. In den letzten Monaten standen zu Recht die Medizin und die Naturwissenschaften im Fokus, da dank ihrer Erkenntnisse Menschenleben gerettet und in kürzester Zeit ein Impfstoff entwickelt werden konnte. Aber in dieser Zeit, die viele existenzielle Fragen aufgeworfen hat, hat gerade auch die Theologie Antworten und vielleicht sogar mögliche Korrektive zu bieten, die – wir haben es erlebt – gefragt sind und gesucht werden.

Wissenschaft benötigt Förderung. Unsere Theologische Fakultät steht Gott sei Dank durch die Finanzierung seitens des Erzbischöflichen Stuhls auf einem soliden Fundament. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn hehre Absichten allein bringen die Wissenschaft nicht weiter. Ohne eine gute tragfähige finanzielle Basis bleibt sie im wahrsten Sinne des Wortes brotlose Kunst. Das wird ihrem Anspruch nicht gerecht: Wissenschaft – und somit auch Theologie – will Gesellschaft mitgestalten. Es lohnt sich, Theologie zu treiben, die anschlussfähig ist, die auf Basis des christlichen Welt- und Menschenbildes beste Voraussetzungen besitzt, Inhalte für gelingendes Leben zu erhellen, wenn sie von Glaube und Vernunft getragen sind. Hier können wir einen Beitrag leisten, gerne überlegt und klug, nicht überheblich, aber entschieden und klar.

Ihr Professor Dr. Stefan Kopp

„Wissenschaft ist kein Selbstzweck. Jede Disziplin hat auf ihre Weise ihren Wert für die Gesellschaft. In den letzten Monaten standen zu Recht die Medizin und die Naturwissenschaften im Fokus, da dank ihrer Erkenntnisse Menschenleben gerettet und in kürzester Zeit ein Impfstoff entwickelt werden konnte. Aber in dieser Zeit, die viele existenzielle Fragen aufgeworfen hat, hat gerade auch die Theologie Antworten und vielleicht sogar mögliche Korrektive zu bieten, die – wir haben es erlebt – gefragt sind und gesucht werden.“

 

Professor Dr. Stefan Kopp

 

Professor Dr. Stefan Kopp ist seit 2019 Rektor der Theologischen Fakultät Paderborn, an der er den Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft innehat.

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