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Michaela Labudda, Vorsitzende des „Bundesverbands der Gemeindereferent/-innen Deutschlands“© Tobias Schulte / Erzbistum Paderborn

„Spüre gemeinsamen Willen zur Veränderung“

Interview mit Michaela Labudda, Vorsitzende des „Bundesverbands der Gemeindereferent/-innen Deutschlands“

„Größer hätte der Knall kaum sein können“, sagt Michaela Labudda über die MHG-Studie, die den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland untersucht hat. Die 49-Jährige, ledig, eine Tochter, arbeitet seit 25 Jahren als Gemeindereferentin im Erzbistum Paderborn – aktuell in St. Katharina in Unna. Die Themenfelder,  die die MHG-Studie als missbrauchsbegünstigend eingestuft hat sollen nun im Synodalen Weg der deutschen Kirche angegangen werden.

Als Vorsitzende des „Bundesverbands der Gemeindereferent/-innen Deutschlands“ bereitet die 49 Jährige im Forum „Priesterliche Lebensform“ diesen Weg mit vor. Bei zwei Treffen hat sie gemeinsam mit Bischöfen, Hochschulprofessoren  und Mitgliedern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) festgelegt, wie das Themenfeld bearbeitet werden soll. Im Interview spricht sie über ihre Hoffnungen auf den Synodalen Weg und wie sich die Kirche gen Zukunft orientieren sollte.

Redaktion

Frau Labudda, am Freitag und Samstag soll definiert werden, wie der Synodale Weg seine vier Themen angeht. Transparenz und Augenhöhe sind dabei oft genannte Schlagworte. Wie sehr wurde das in dem Forum, in dem Sie sich engagieren, umgesetzt?

Michaela Labudda

Wir haben offen miteinander gesprochen, es kamen auch strittige Themen auf den Tisch. Ich spüre einen gemeinsamen Willen zur Veränderung und ein gemeinsames Verantwortungsgefühl, Themen nicht aufzusparen und dabei weder zu theologisch noch zu populistisch zu agieren. Die Bischöfe, die mitmachen, haben den Willen, die Themen anzupacken und veränderungsbereit zu sein.

Redaktion

Wie liefen die zwei Treffen des Forums ab?

Michaela Labudda

Wir haben uns an einem Runden Tisch in Köln getroffen – dann hat sich ein offenes Gespräch entwickelt, bei dem jeder seine Meinung sagen konnte. Im Prinzip haben wir ein großes Brainstorming dazu gemacht, welcher Bedarf da ist und wo die Knackpunkte liegen. Als Ergebnis haben wir – wie die drei anderen Foren auch – ein Thesenpapier erarbeitet, das veröffentlicht wird.

Inhaltlich ging es darum, welche Anforderungen heutzutage und in Zukunft an Priester gestellt werden und wie sie leben können, um kirchliche Zukunft zu gestalten. Das ist ein weites Feld: von einer zeitgemäßen Form des Zölibats über die Frage nach Amt zwischen Dienst und Macht und die Frage der Gemeinschaft der pastoralen Dienste und Menschen zueinander. Der Grundtenor ist, dass wir die gesamte Pastoral betrachten müssen – also auch Fragen nach der Sendungsberufung der einzelnen Menschen und dem allgemeinen Priestertum der Menschen in der Kirche. Die strittigen Fragen rund um Zölibat und Frauen im Priestertum sind benannt und stehen mit drin, aber nicht so prominent.

Redaktion

Was war Ihr Beitrag in den Diskussionen?

Michaela Labudda

Als Gemeindereferentin habe ich viele Erfahrungen in der Arbeit mit Priestern gemacht – oft werden wir als Dolmetscher zwischen Geweihten und Laien gesehen. Außerdem bringe ich als wissenschaftliche Referentin an der Katholischen Hochschule (KatHO) Paderborn einen Blick für pastorale Zusammenhänge mit.  Unser Erzbistum ist stark daran interessiert, die Erfordernisse an das pastorale Personal neu zu gestalten. Wenn sich dort etwas ändert, muss sich auch das Miteinander der Dienste und Ämter ändern.

Jetzt scheint ein guter Zeitrahmen zu sein, um die Veränderungen ganzheitlich anzugehen. Insofern ist mein Beitrag in der Gruppe vielleicht, die Frage vom Speziellen auf das Allgemeine zu weiten. Ich habe den Fokus, dass es beim Synodalen Weg um eine zukunftsfähige Veränderung unserer Kirche geht, denn in meiner 25-jährigen Berufserfahrung habe ich erlebt, dass sehr vieles aufhört. Ich habe sehr viele frustrierte Menschen gehen sehen. Mein Anliegen ist es, dass das ein Ende hat.

Redaktion

Wie kann die Kirche durch den Synodalen Weg da gegensteuern?

Michaela Labudda

Viele munkeln ja, dass es eh zu spät sei, aber da habe ich noch zu viel Hoffnung. Ich habe für die Zukunft der Kirche kein Patentrezept, aber ich hoffe, dass sich neue Wege eröffnen, wenn wir über die Themen reden. Dabei bewegen wir uns auf dem Boden des Lehramts, aber entwickeln ein Bewusstsein dafür, dass Veränderungsbedarf da ist.

Ich denke, dass Kirche zu hierarchisch aufgebaut und geprägt wurde. Jetzt ist es an der Zeit, mehr vom Heiligen Geist aus zu denken, was solche Schlagworte wie Taufberufung, Ermöglichungspastoral, Verantwortung als getaufte und gefirmte Christen möglich macht. Das ist theologisch grundgelegt und es wird zum Teil schon in der Pastoral umgesetzt. Jetzt geht es darum, das in der Leitungsebene der Kirche und in den theologischen Grundlagenpapieren neu zu akzentuieren.

Redaktion

Welche Erwartungshaltung nehmen sie an den Synodalen Weg wahr?

Michaela Labudda

Die Menschen, die in der Kirche engagiert sind, haben fast alle eine Erwartungshaltung an den Synodalen Weg – dagegen interessiert es die meisten Menschen außerhalb der Kirche nicht. In meinem persönlichen Umkreis höre ich Leute, die die Hoffnung größtenteils schon aufgegeben haben. Dagegen sagen andere: Das ist die letzte Chance, da müssen wir alle Kraft reinpacken. Das ist die Spannbreite.

Genauso sind die Erwartungen an das Thema „Priesterliche Lebensform“ unterschiedlich. Die einen sagen, man müsse den Schatz des Zölibates wahren und auf der anderen Seite gibt es Menschen, die der Meinung sind, der Zölibat gehöre abgeschafft, weil durch ihn der Missbrauch begünstigt  worden wäre.

Redaktion

Was können Sie sich persönlich vorstellen?

Michaela Labudda

Wir sollten Priester nicht nur als Pfarrer und Amtsträger denken, da sich der Beruf in Zukunft mehr in Richtung Dienst und geistliche Begleitung entwickeln sollte. Je vielfältiger die Besetzung dabei ist, desto besser. Also kann ich mir auch verheiratete Männer im und auch Frauen im priesterlichen Dienst vorstellen. Ich finde die Frage nach dem Zölibat aber eigentlich zweitrangig, weil es darum geht, was Menschen brauchen, um den Glauben leben zu können.

Redaktion

Was brauchen Menschen denn, um den Glauben leben zu können?

Michaela Labudda

Begleitung – und das, was man als Coaching versteht. Also Menschen zu helfen, dass sie ihre Begabung umsetzen können. Das hat etwas mit Fortbildung, Bestärkung und einer Verlässlichkeit zu tun, die ich anbieten muss, wenn Menschen Dinge selbst umsetzen. Exemplarisch wird das deutliche an den Leitern von Wortgottesfeiern. Die müssen Menschen ermutigt werden, sich zu melden. Sie müssen sich fortbilden und Ansprechpartner haben, bei denen sie sich mit den Fragen aufgehoben fühlen.

Redaktion

Wie kann die Zukunft der Kirche durch den Synodalen Weg gestaltet werden?

Michaela Labudda

Wenn ich nicht glauben würde, dass der Weg einen positiven Effekt haben kann, wäre ich dort falsch. Meine Hoffnung ist, dass die Lebenswirklichkeit der Menschen und die Botschaft des Evangeliums wieder besser zusammenkommen können. Dass das aktuell nicht immer der Fall ist, liegt meiner Meinung nach an den neuralgischen Punkten, die die MHG-Studie aufgezeigt hat und die nun in den Foren angegangen werden.

Ich hoffe, dass das Angehen der Themen zu einer neuen Wende führen kann. Wie konkret das wird, liegt hinterher bei den einzelnen Bistümern und beim Papst in Rom. An diesen Stellen wird sich dann entscheiden, was das für einen Effekt hat. Auch für unser Erzbistum, in dem viele Dinge schon auf dem Weg sind, erhoffe ich mir, dass sich der Weg weiterentwickelt, sodass wir am Ende sagen können: Das ist eine Kirche, zu der ich stehen kann.

Redaktion

Frau Labudda, vielen Dank für das Gespräch.

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Redaktion

Tobias Schulte

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