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Seelsorge, Caritas, Bildung und Kultur stärken

Im Interview spricht Geschäftsführer Andreas Kröger über Struktur und Aufgaben des Erzbischöflichen Stuhls

Im Interview spricht Geschäftsführer Andreas Kröger über Struktur und Aufgaben des Erzbischöflichen Stuhls

Erstmalig wurde ein umfassender Finanzbericht des Erzbischöflichen Stuhls zu Paderborn mit seinen sieben Stiftungen vorgelegt. Die Entstehung dieses Gebildes reicht weit in die Geschichte zurück. Heute ist das Vermögen so geordnet und aufbereitet, dass eine Darstellung auf Basis handelsrechtlicher Grundsätze möglich ist.  Wir sprachen mit Andreas Kröger, dem Geschäftsführer dieser Körperschaft des öffentlichen Rechts. Er beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Veröffentlichung des Finanzberichts.

 

Redaktion

Das Erzbistum Paderborn veröffentlicht schon seit einigen Jahren einen Finanzbericht. Warum legt der Erzbischöfliche Stuhl erst jetzt seine Finanzen offen?

Andreas Kröger

Im Zuge der Transparenzinitiative im Erzbistum Paderborn hat der Erzbischof gemeinsam mit dem Kuratorium des Erzbischöflichen Stuhls die Offenlegung der Finanzen beschlossen. Neben der Umstellung auf kaufmännische Rechnungslegung erforderte das eine sorgfältige Aufbereitung und die Klärung von komplexen rechtlichen Fragen. Das war ein langwieriger Prozess. Dieser war dem Erzbischof und dem Kuratorium als Aufsichts- und Kontrollorgan sehr wichtig.

Redaktion

Warum war dieser Prozess so komplex?

Kröger

Wir mussten die historischen Hintergründe der Vermögensstruktur erforschen, dann hat das Kuratorium unter Wahrung der Zweckbindungen der Stiftungen deren Handlungsfelder erweitert und an die heutigen gesellschaftlichen Bedürfnisse angepasst. Eine Frage war beispielsweise, wie Einrichtungen und Sachgüter zugeordnet werden können. Insbesondere war zunächst nicht eindeutig zu belegen, wie das Vermögen der Theologischen Fakultät einzuordnen ist, die heute zur Stiftung Dietrich IV. von Fürstenberg gehört.

Redaktion

Kommen wir einmal auf das Gesamtvermögen zu sprechen. Wie groß ist das Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls?

Kröger

Die Stiftung Erzbischof von Paderborn, also der Erzbischöfliche Stuhl im engeren Sinn, hat eine Bilanzsumme von rund 177 Millionen Euro. Die übrigen sechs Stiftungen sind mit zweckgebundenen Mitteln zwischen 250 Millionen und 660 Millionen Euro ausgestattet und verfolgen unterschiedliche Aufgaben. Wenn man die Bilanzsummen der sieben Stiftungen zusammenzählt, ergibt das knapp 2,7 Milliarden Euro – wobei ein Addieren der Vermögenswerte der sieben Stiftungen eigentlich keinen Sinn ergibt.

Redaktion

Warum nicht?

Kröger

Weil es sich um sieben einzelne Stiftungen handelt , die je eigene Stiftungszwecke verfolgen und mit eigenem Vermögen ausgestattet sind.   Die Stiftungen dienen also unterschiedlichen Zwecken und sind an diese Zwecke gebunden. Im Hinblick auf diese Zwecke werden das jeweilige Vermögen und die verfügbaren Mittel verwaltet und eingesetzt. Übrigens: Die Stiftungen können als Fördermittel nur die Erträge der jeweiligen Stiftungsvermögen einsetzten – und nicht das Vermögen selbst.

“Die Neuausrichtung der Stiftungen zielt gerade darauf ab, die verfügbaren Mittel dort einzusetzen, wo die formalen Strukturen des Erzbistums nicht greifen und keine Kirchensteuermittel eingesetzt werden können. Neben Bildung, Kultur, Forschung und Lehre gehört dazu auch das soziale Engagement. So konnten in den vergangenen Monaten erhebliche Finanzmittel für die Unterstützung von Einrichtungen in der Coronakrise eingesetzt werden.”

Redaktion

Warum können Sie das Vermögen selbst nicht einsetzen?

Kröger

Weil ein wichtiger Grundsatz für Stiftungen ist, dass das jeweilige Stiftungsvermögen erhalten wird. Wir können nur das Geld ausgeben, das wir beispielsweise aus Geldanlagen in Aktien, Renten und Immobilien erwirtschaften. Das Vermögen der Stiftungen selbst muss real erhalten werden, weshalb auch Erträge in die Kapitalerhaltungsrücklage fließen. Das ist so ähnlich wie bei einem Sparbuch. Die Inflation mindert den Wert des Kapitals, wenn nicht genug Zinserträge erwirtschaftet werden.

Redaktion

Können dafür auch Kirchensteuermittel eingesetzt werden?

Kröger

Nein, die Stiftungen erhalten keine Kirchensteuern, sondern verfügen praktisch ausschließlich über ihre Kapitalerträge. Das unterscheidet die Stiftungen vom Erzbistum, das mit den laufenden Erträgen aus der Kirchensteuer fast 25 Mal so umsetzungsstark ist wie die Stiftungen.

Redaktion

Wir haben jetzt viel über die Strukturen gesprochen. Aber: Welche Aufgaben haben die Stiftungen?

Kröger

Im Vordergrund stehen Seelsorge, caritative Aufgaben, Bildung und Kultur. Die Stiftungen unterstützen den Erzbischof in seiner Leitungsfunktion, sie dienen aber auch der Absicherung der kirchlichen und sozialen Einrichtungen und der Trägerschaft der Theologischen Fakultät. Verkürzt kann man sagen, dass die Zwecke der Stiftungen wichtigen kirchlichen Handlungsfeldern zu Gute kommen.

Die Ausrichtung der Stiftungen zielt darauf ab, die verfügbaren Mittel dort einzusetzen, wo die formalen Strukturen des Erzbistums nicht greifen und keine Kirchensteuermittel eingesetzt werden können. Neben Bildung, Kultur, Forschung und Lehre gehört dazu auch das soziale Engagement. So konnten in den vergangenen Monaten erhebliche Finanzmittel für die Unterstützung von Einrichtungen in der Coronakrise eingesetzt werden. Das wird sich dann im nächsten Finanzbericht zeigen.

Redaktion

Sie stärken also das Glaubensleben im Erzbistum, wo es sonst keine Unterstützung geben würde?

Kröger

Seelsorge, Caritas, Bildung und Kultur sind Wege bei der Verkündigung des Glaubens. Das Erzbistum Paderborn setzt in diesen Bereichen jedes Jahr Kirchensteuermittel in großem Umfang ein, kann aber aufgrund geltender Förderrichtlinien nicht jedes Projekt unterstützen. Der Erzbischöfliche Stuhl ist genau dort engagiert. Das betrifft besondere Anliegen in Kultur, Bildung und Caritas, aber auch bei besonderen seelsorglichen Themen, die sich vielleicht einer formalen Bewertung eher entziehen. Hier können die Stiftungen wichtige Anliegen der Kirche von Paderborn flexibel und passgenau fördern.

Redaktion

Welche Erträge erzielt denn der Erzbischöfliche Stuhl insgesamt?

Kröger

Alle sieben Stiftungen des Erzbischofs von Paderborn erzielten im Jahr 2019 Erträge von insgesamt rund 23,6 Millionen Euro. Für den Betrieb der Theologischen Fakultät und für die Förderung von Projekten wurden insgesamt rund 9,2 Millionen Euro verwendet. Der restliche Betrag muss zur Erhaltung des Kapitals eingesetzt werden. .Da der Überschuss von 14,5 Millionen Euro hierfür nicht ausreichte, wurden in den einzelnen Stiftungen Mittel aus der Allgemeinen Rücklage entnommen und der Kapitalerhaltungsrücklage zugeführt.

Redaktion

Herr Kröger, vielen Dank für das Gespräch.

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