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„Schule ist mehr als Unterricht“

Interviewreihe „7 Leitsätze zur Organisationsentwicklung“ mit Adelheid Büker-Oel

Interviewreihe „7 Leitsätze zur Organisationsentwicklung“: Adelheid Büker-Oel darüber, wie wichtig es ist die Vielfalt an Schulen aufrecht zu erhalten und zu fördern

Wenige Monate nach Veröffentlichung des Zukunftsbildes erhielten die Mitarbeitenden im Erzbischöflichen Generalvikariat einen Satz bunter Karten mit „7 Leitsätzen der Organisationentwicklung“. Diese Sätze zeigten eine erste Richtung an, wie der vom Zukunftsbild beabsichtigte Kulturwandel im Generalvikariat aussehen könnte.

Fünf Jahre danach fragen wir bei Abteilungsleitungen nach: Werden die Leitsätze gelebt? Wie hat sich die Kultur in unserer Behörde schon verändert? Adelheid Büker-Oel, Leiterin der Abteilung Schulpastoral im Bereich Schule und Hochschule, gibt Auskunft zum Leitsatz „Wir fördern Vielfalt, indem wir ermutigen und ermöglichen.“

Redaktion

Frau Büker-Oel, wie entsteht für Sie Vielfalt?

Adelheid Büker-Oel

Ich sehe den Menschen sowohl als Individuum, wie auch als einen Teil einer großen Gemeinschaft, mit der er ständig interagiert. Persönlichkeitsentwicklung geschieht nicht allein intrinsisch, sondern im stetigen Austausch mit der Umwelt. Durch dieses Spannungsfeld entwickelt sich meiner Meinung nach die große menschliche Vielfalt.

Redaktion

In der Abteilung Schulpastoral sind Schülerinnen und Schüler Ihre größte Zielgruppe. Diese sind gerade erst dabei ihre Persönlichkeit zu entdecken. Wie unterstützen Sie diesen Prozess?

Adelheid Büker-Oel

Uns ist es wichtig, dass wir den Schülerinnen und Schülern Angebote in einem bewertungsfreien Raum geben. In der Schule, im Unterricht, geht es natürlich besonders um Leistung und Wissensvermittlung – dafür ist die Schule da -, aber die eigene Persönlichkeit bildet sich nicht allein durch das Lernen von Vokabeln und Formeln heraus. Schülerinnen und Schüler müssen sich ausprobieren dürfen, ihre eigene Meinung zu verschiedenen Glaubens- und Lebensthemen entwickeln lernen, über ihr Innerstes sprechen dürfen. So etwas geht natürlich leichter in kleinen Gruppen und mit jungen Teamern als mit dem Lehrer oder der Lehrerin, die am Ende des Schuljahres eine Note geben müssen.

Die Möglichkeit hierzu bieten wir ihnen zum Beispiel in religiösen Schulwochen oder Besinnungstagen, an denen jährlich mehr als 2.000 junge Menschen teilnehmen. Diese Zeit dient den Jugendlichen zum Ausprobieren, dazu eigene Meinungen und Haltungen zu entwickeln und genauso andere Ansichten kennenzulernen und zu verstehen. Wir betrachten die Gesprächsangebote, das Formen eigener Standpunkte als eine Förderung von Vielfalt.

Redaktion

Richten sich diese Angebote denn nur an Schülerinnen und Schüler der Schulen in erzbischöflicher Trägerschaft?

Adelheid Büker-Oel

Keinesfalls. An den 20 Schulen in unser Trägerschaft erreichen wir zwar bereits rund 10.000 Schülerinnen und Schüler und ungefähr 1.000 Lehrerinnen und Lehrer, das ist aber nur eine kleine Zahl, wenn wir betrachten, dass an den Schulen im gesamten Erzbistum rund 600.000 Kinder und Jugendliche lernen.

Als Abteilung Schulpastoral mit den verschiedenen Themen erhalten wir sehr viele Anfragen von den Schulen in staatlicher und anderer Trägerschaft, die u. a. ihren Schülerinnen und Schülern eine Religiöse Schulwoche oder den Lehrerinnen und Lehrern ein lehrerpastorales Angebot ermöglichen wollen. Es gibt so viele Möglichkeiten, von einem fünf Minuten Impuls im Unterricht bis hin zu Pilgerangeboten, und die Schulen bauen ganz unterschiedliche Akzente in ihren Schulalltag ein.

Wir unterstützen sie dabei, indem wir Anregungen geben, Fortbildungen und Auszeiten anbieten. Das alles wird sehr gerne angenommen, um auszuprobieren, was das passende Angebot für die eigene Schule ist. Denn alle, die sich für die Schulpastoral an ihrer Schule einsetzen, wollen zeigen, dass Schule viel mehr ist als der Unterricht.

"Schule ist ein Ort, an dem ich in meinem Leben nicht vorbei komme. Wir möchten allen an Schule-Beteiligten nahe bringen, dass sie von Gott gewollt und geliebt sind. Wenn das eine der Botschaften wäre, die ich aus meiner Schulzeit mitnehme, wäre das eine wunderbare Sache."

– Adelheid Büker-Oel

Redaktion

Wie meinen Sie das?

Adelheid Büker-Oel

Das wurde und wird jetzt gerade in der Corona-Zeit sehr deutlich. Als die Schulen geschlossen waren, hat sowohl den Schülerinnen und Schülern als auch den Eltern etwas Essenzielles gefehlt. Die gemeinsame Zeit an der Schule bedeutet nicht nur gemeinsames Lernen, sondern auch gemeinsames Entwickeln und An-einander-wachsen. Schule hat sehr viele und vielfältige Aufgaben und hat dadurch meiner Ansicht nach etwas Stabilisierendes und gibt Struktur und Orientierung.

Zudem ist die Schulzeit eine ungemein prägende Zeit im Leben eines jeden Menschen. Jeder von uns, egal wie alt, hat seine ganz eigenen Schul-Erfahrungen gemacht. Manche haben weniger gute Erinnerungen, manche bessere, aber wir alle haben sie und sie haben uns geprägt. Daher ist Schule auch ein immens wichtiger pastoraler Ort.

Redaktion

Schule als pastoraler Ort? Das sieht vermutlich nicht jeder so…

Adelheid Büker-Oel

Das ist gut möglich, aber meiner Meinung nach gibt es für uns als Kirche keinen anderen Ort, an dem wir so einfach die Menschen erreichen wie an einer Schule. An den Schulen sind die Menschen da und ich meine nicht nur die Schülerinnen und Schüler. Ich erreiche dort auch die Lehrerinnen und Lehrer, die Eltern, Geschwister und weitere Verwandte und Freunde. Schule ist ein Ort, an dem ich in meinem Leben nicht vorbei komme.

Uns ist es in der Abteilung Schulpastoral ein Anliegen, auf eine der zentralen Botschaften des Christentums aufmerksam zu machen: „Du bist ein von Gott geliebter Mensch.“ Wir möchten allen an Schule-Beteiligten nahe bringen, dass sie, egal, wie sie aussehen, woher sie kommen, welche Vorlieben sie haben, genauso von Gott gewollt und geliebt sind. Und wenn das eine der Botschaften wäre, die ich aus meiner Schulzeit mitnehme, dann wäre das eine wunderbare Sache.

Daher wünsche ich mir auch, dass die Schule als pastoraler Ort stärker in der Bistumsentwicklung gesehen wird und Berücksichtigung findet.

Redaktion

Gibt es noch weitere Dinge, die Sie in Sachen Vielfalt für die Arbeit im Generalvikariat wünschen?

Adelheid Büker-Oel

Wir sollten die Entwicklung fortsetzen, weniger in Abteilungen und Bereichen zu denken. Ich bin jetzt seit gut 25 Jahren im Haus und in dieser Zeit haben sich schon viele Dinge bewegt und geändert, und ich stelle an vielen Punkten eine stärkere Öffnung zum abteilungsübergreifenden Denken fest. (Aber natürlich ist da noch „Luft nach oben“!)

Um ehrlich zu sein glaube ich nicht, dass es nach außen hin so wichtig ist, von welcher Abteilung etwas kommt. Es ist wichtiger gemeinschaftlich als katholische Kirche im Erzbistum Paderborn aufzutreten, die Vielfalt ausstrahlt und ermöglicht.

Vielen Dank für das Gespräch.

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