Kirche & Digitalisierung: St. Vincenz-Altenzentrum setzt erfolgreich auf Roboter im weißen Fell
„Paro“ reagiert auf Zuruf. Ihr Kopf mit den großen, dunklen Kulleraugen dreht sich der Bewohnerin zu und schaut sie an wie es Hundewelpen nicht bewegender machen könnten. Die Seniorin nimmt die Zuwendung an und streichelt sanft das flauschige Fell von „Paro“, die sich mit einem freundlichen Fiepen bedankt. Eine freundschaftliche Bande ist geschlossen. Erst in dem Moment, in dem die Bewohnerin zu erzählen beginnt, nimmt Alltagsbegleiterin Anita Lingnau den Faden auf und mischt sich in den Dialog ein. Eine typische Situation im Alltag des St. Vincenz-Altenzentrums in Paderborn, wenn „Paro“ ihrer Empathie freien Lauf lässt.
Optisch ist „Paro“ eine Robbe im weißen Fell ist, die ganz dem Kindchenschema entspricht und somit emotionale Reaktionen auslöst. Unter der Haut allerdings steckt hochentwickelte Technik eines Roboters, der einen Wert von knapp 7.000 Euro hat. Er ist programmiert auf künstliche soziale Kommunikation und Interaktion zwischen Mensch und Roboter. Er erkennt, kommuniziert und reagiert täuschend echt. Ausgestattet ist „Paro“ mit Sensoren, die ihr Standort und Berührung vermitteln, einer Kamera, die ihr Menschen zeigt, und sensibler Technik, die ihr ermöglicht ihren Namen zu hören oder den Körper robbengerecht zu bewegen.
Roboter funktioniert nur mit Menschen
„Doch Paro ist nur so gut wie die Menschen, die dahinter stehen“, erklärt Burkhard Albers, Diplom-Pädagoge und Mitarbeiter im Sozialen Dienst des Seniorenzentrums in der Adolf-Kolping-Straße und nimmt damit dem Vorurteil, dass künstliche Intelligenz eine Entfremdung im sozialen Miteinander sei, den Wind aus den Segeln. „Bei uns ist der Roboter kein technisches Gerät zum Bespaßen. Auch keine Robbe, die wir an die Bewohner ausleihen und sie dabei allein lassen. Paro ist ein Medium, hinter dem immer ein Mensch steht“, sagt Burkhard Albers. Im Altenzentrum St. Vincenz sei beim Einsatz von „Paro“ immer eine ausgebildete Alltagsbegleitung dabei, die hoch aufmerksam beobachte und reagiere.
Außerdem könne man für die Pflege schwer kranker und dementer Personen beim Einsatz von „Paro“ lernen. „Jede Information, die wir zur Persönlichkeit, der Situation und Vorlieben erhalten, können bedeutsam sein. Denn diese Menschen müssen häufig von Tag zu Tag neu verstanden und in ihren Eigenarten angenommen werden“, so Albers weiter, der der flauschigen Robe durchaus die Attribute Herzensbrecher und Türöffner zugesteht.