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Nach der Bischofssynode: Ein neuer Stil von Kirche?

Im Rom ist am Sonntag die erste Etappe der Bischofssynode zu Ende gegangen. Aus dem Erzbistum Paderborn war niemand bei der Synode dabei. Verfolgt wurde das Ereignis natürlich trotzdem. Wie waren die Eindrücke? Wir haben nachgefragt.

In Rom endete am vergangenen Sonntag (29. Oktober 2023) die erste Etappe der von Papst Franziskus einberufenen Bischofssynode. Seit dem 4. Oktober 2023 hatten sich dazu mehr als 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter dem Leitwort „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ im Vatikan versammelt.

Aus dem Erzbistum Paderborn war niemand bei der Synode dabei. Verfolgt wurde das Ereignis natürlich trotzdem. Wir haben Andrea Jansen und Dr. Sven Boenneke aus dem Bereich Pastorale Dienste im Generalvikariat nach Ihren Eindrücken zur Bischofssynode gefragt. Andrea Jansen, Leiterin der Abteilung „Pastoral in verschiedenen Lebensbereichen“, ist Koordinatorin für den weltweiten synodalen Prozess im Erzbistum Paderborn. Dr. Sven Boenneke aus der Abteilung „Glaube im Dialog“ hat während des synodalen Prozesses die Umfragen begleitet, mit denen Menschen aus dem Erzbistum ihre Anliegen an die Synode formulieren konnten.

Und wir haben bei Präfekt Dominik Riedl nachgefragt, wie er die Synode erlebt hat. Riedl ist Priester des Erzbistums Paderborn und hält sich derzeit zum Studium in Rom auf.

Ein Hauch von Pfingsten? Eindrücke von Andrea Jansen

Ein wenig erinnert mich die Weltsynode an das Pfingstereignis, wenn es auch ein Pfingstereignis an Tischgruppen und eingebunden in eine Tagesordnung war. Mir kommen die Apostel in den Sinn: verschlossene Türen, die Ausrichtung auf Jesus Christus, Unsicherheit, die Versammlung im Gebet, das Element des unerwarteten gegenseitigen Verstehens, Aufbruch… Ein wenig Sprachverwirrung bleibt, wenn sowohl die Bezeichnung Weltsynode als auch Bischofssynode und Weltbischofssynode gebraucht werden.

Von außen betrachtet wirkt die Weltsynode gar nicht so dramatisch. Es sind erstmals Laien beteiligt – okay. Es sind auch Frauen beteiligt – okay. Die Bischöfe müssen in der Aula keine Sutane tragen – aha. Sprachgruppen sitzen an runden Tischen zusammen und das Präsidium sitzt ebenfalls an einem runden Tisch auf der gleichen Ebene, wie die übrigen – interessant. Die Tagesordnung strukturiert stark und ist gleichzeitig anpassungsfähig – Standard. Und doch: das alles passierte nicht irgendwo, sondern in Rom – ein Hauch von Pfingsten?!

Was mich stark beeindruckt ist, dass konsequent an der Methode des Gespräches im Geist oder der Geistliche Konversation festgehalten und diese praktiziert wird und was das bei den Teilnehmenden auslöst. Kardinal Hollerich spricht davon:

„Die Moderatoren berichten, dass es den Circuli Minores [d.h. den runden Tischen] im Durchschnitt in der zweiten Runde schwerer fällt. Dies ist genau der Moment, in dem jede Person aufgefordert ist, für einen Moment ihren Standpunkt, ihr eigenes Denken beiseite zu legen, um auf die Resonanzen zu achten, die das Zuhören der anderen in ihnen weckt. Es handelt sich (…) um eine Gelegenheit, sich für etwas Neues zu öffnen, etwas, das wir so vielleicht noch nie gedacht haben. Dies ist die Gabe, die der Geist für jeden von uns bereithält.“

Synodalität braucht eine Struktur und sie braucht eine Kultur. Hier liegt glaube ich etwas, das wir von der Weltsynode lernen können.

Synodale Stilfragen. Eindrücke  von Dr. Sven Boenneke

Die Sitzung der Weltsynode in diesem Oktober hat für mich eine Vorgeschichte. Erstmals wurde nämlich vor einer Bischofssynode ein sogenannter Synodaler Prozess durchgeführt und wurden weltweit Resonanzen zu Themen und Meinungsbilder gesammelt. Im Erzbistum Paderborn haben wir im Mai 2022 und Januar 2023 unsere Berichte dazu beigetragen. Diese Berichte wurden weltweit erstellt und in mehreren Stufen zusammengeführt; Echos davon konnte man dann und wann in den Medien aufschnappen. Aber die Weltsynode rückte damit auf die Weltebene, also gefühlt weiter weg.

Am 5. Oktober, dem Start der Arbeitssitzungen, bin ich zufällig in die Liveübertragung im Internet gestolpert – und da war die Weltsynode wieder ganz nah. Die Bilder von den vielen runden Tischen waren eine positive Überraschung. In den Wochen seither waren nicht allein gemischt sitzende Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu sehen, sondern auch hemdsärmeliges Diskutieren usw. Starke Eindrücke! Dazu kamen entsprechende Statements in den offiziösen Synoden-Briefings. Könnte so vielleicht der andere, eigene Stil einer synodalen Kirche aussehen? Ist für diesen Moment, dieses Stadium der Beratungen der Weltsynode, nicht dieser eigene synodale Stil das Besondere und Neue?

Diese Stilfragen tauchten den Oktober über auch immer wieder in der Presse auf, aber am Rande. Denn die bekannten Themen der Beratungen waren verständlicherweise stärker präsent. Die Beratung und auch Entscheidungen zu diesen bekannten Themen werden unumgänglich sein. Wie immer dies angegangen werden wird, was immer im „Synthese-Dokument“ stehen wird, das den aktuellen Arbeitsstand der Weltsynode zusammenfassen soll – der eigene Stil einer synodalen Kirche, wie er in den letzten Wochen in Rom ahnbar wurde, sollte darüber nicht aus dem Blick geraten.

Mit dem Zukunftsbild, dem Zielbild 2030+, dem Diözesanen Weg …  haben wir im Erzbistum Paderborn bereits vieles, das in Richtung Synodalität weist. Der Stil der Weltsynode könnte, ja: sollte uns jenseits der bekannten Themen inspirieren, unseren eigenen synodalen Stil miteinander zu kultivieren und zu konkretisieren. Meine Hoffnung nach dem ersten Teil der Weltsynode ist also, dass ihr Geist die Prozesse unserer Erzdiözese inspiriert und dass wir mit dem Beistand dieses Geistes vorankommen.

„Die Synode ist als geistliches Experiment gelungen“. Eindrücke von Dominik Riedl

Präfekt Dominik Riedl ist Priester des Erzbistums Paderborn und hält sich derzeit in Rom zum Studium auf. Wie hat er – aus nächster Nähe – die Synode erlebt? Wir haben nachgefragt.

Redaktion: Was bekommt man als Geistlicher, der nicht an der Synode teilnimmt, aber in Rom lebt, von der Synode mit?

Riedl: Als besonders eindrücklich empfand ich die Gespräche an der Universität. Durch die Besuche der Synodalen in den verschiedenen Kollegien oder durch einige Professoren, die an der Synode teilnahmen, habe ich erste Eindrücke gesammelt. In den teils kontroversen Diskussionen mit anderen Studierenden konnte ich diese Eindrücke ergänzen und vertiefen. Wertvoll waren auch die vorsynodalen Konferenzen, wo wir von den Erfahrungen der anglikanischen oder orthodoxen Kirchen mit Synodalität lernen konnten. So erwies sich die Universität als Resonanzraum der Synode.

Redaktion: Was sind Ihre Eindrücke vom Verlauf und Ergebnis der Synode?

Riedl: Ein erster Eindruck ist, dass die Synode als geistliches Experiment gelungen ist. Synodale mit erkennbar gegensätzlichen Überzeugungen lobten ihre Methodik. Ein zweiter Eindruck ist: Synodalität als Form kann nur schwer abstrakt ohne konkrete theologische Inhalte eingeübt werden. Der dritte Eindruck ist meines Erachtens der wichtigste: Unterschiedlichkeit auszuhalten kann durchaus eine große Herausforderung sein. Unterschiedlich sind ja nicht nur die Herkunft, Debattenkultur und Erwartungen der Teilnehmenden, sondern auch die Sichtweisen auf ein gemeinsames Thema. Gemeinschaft und Teilhabe zu fördern, bedeutet dann auch, sich selbst in Frage stellen zu lassen oder mehr Geduld aufzubringen.

Redaktion: Was sind Ihre Erwartungen und Hoffnungen für den weiteren weltsynodalen Prozess?

Riedl: In einer Zeit zahlreicher Umbrüche und Transformationen erhoffe ich vom weltsynodalen Prozess einen Funkenschlag der Erneuerung an den Reibungsflächen der Weltkirche.

Ein Beitrag von:
Redakteurin

Dr. Claudia Nieser

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