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© Vladimir Melnik / Shutterstock.com

Miteinander sprechen, nicht übereinander

Online-Forum über die Möglichkeiten des interreligiösen Dialogs

Zum Auftakt der Interkulturellen Woche begrüßte Dr. Annegret Meyer am Montag, den 27. September die Teilnehmenden der Online-Forumsreihe „Kultur im Wandel“ zu einer besonderen Veranstaltung, die ganz im Zeichen des Interreligiösen Dialogs stand. Anlass zu diesem Thema war die Interkulturelle Woche, die vom 27. September bis zum 3. Oktober stattfand und sich unter dem Hashtag #offengeht klar gegen Ausgrenzung und Rassismus positioniert.

#offengeht sei auch eine Gottesbotschaft, die für ein Zusammenleben in einer offenen und bunten Gesellschaft stehe, die friedlich miteinander umgehe, leitete Annegret Meyer den Abend ein. Daher sei es ein erklärtes Ziel, immer wieder neue Ebenen des Dialogs zu finden und, wie auch der Titel des Seminars überschrieben war, nicht müde zu werden, das Gute zu tun, so Meyer.

Großes Interesse am interreligiösen Dialog in den Gemeinden

Dem konnte Astrid Fichtner-Wienhues nur zustimmen. Die stellvertretende Leiterin der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung Ostwestfalen, Standort Paderborn fördert die Ausbildung sogenannter Religionsscouts, junge Leute, die durch gegenseitigen Austausch über die eigene Religion informieren. In den katholischen Gemeinden des Erzbistums Paderborn gebe es ein großes Interesse am Dialog zwischen den großen Weltreligionen. Eine Herausforderung sei dabei die Wissensvermittlung, so Fichtner-Wienhues. „Es gibt vielfältiges Basiswissen, aber wenn es in die Tiefe geht, dann wird es oftmals schwierig, geeignete Dozierende zu finden“, sagte sie. Ein erklärtes Ziel des Religionsscout-Projektes, das von ihr und der ehemaligen Diözesan-Beauftragten für den interreligiösen Dialog Eva-Maria di Noia ins Leben gerufen wurde, sei es, nicht über sondern miteinander zu sprechen.

Regelmäßiger Austausch in christlich-muslimischer Ehe

Darüber konnte Thomas Mecha, von Berufs wegen Friedens- und Konfliktforscher, aus ganz persönlicher Erfahrung berichten. Er lebt seit zwei Jahren in einer christlich-muslimischen Ehe und erlebt den regelmäßigen Austausch als ausgesprochen bereichernd für sein Glaubensleben. Durch Fragestellungen seiner Frau würde er immer wieder neu herausgefordert, bestimmte Sachverhalte selbst zu hinterfragen und habe das Gefühl, dass er dadurch in seinem Glauben wachsen würde. Wichtig sei es, sich als Eheleute nicht als Andersgläubige wahrzunehmen, sondern auf dem Fundament der Liebe miteinander zu leben.

Pater Hans-Joachim Lohre berichtet aus Mali

Aus Mali zugeschaltet war an diesem Abend Pater Hans-Joachim „Hajo“ Lohre, der als Generalsekretär der Bischofskonferenz für den christlich-islamischen Dialog vor Ort arbeitet, um zum Frieden in der Region beizutragen. Als Leiter des „Zentrums Glaube und Begegnung“ verantwortet Pater Lohre regelmäßige Vortragsreihen, die einen Dialog zwischen Muslimen und Christen anregen sollen. Ziel sei es, mit Menschen unterschiedlicher Religionen ins Gespräch zu kommen, Vorurteile abzubauen und Beziehungen zu knüpfen, so Lohre. Ein zentrales Problem für diese Arbeit sieht er allerdings in der aktuellen politischen Situation im westafrikanischen Mali. Zwei Drittel des Landes stünden gegenwärtig unter fundamentalistischer islamistischer Verwaltung, weshalb islamistischer Terror leider an der Tagesordnung stünde. Umso wichtiger sei laut dem Missionar das Engagement für den Dialog, um gegenseitiges Verständnis in den Gemeinden untereinander zu schaffen.

Monat der Weltmission im Zeichen des interreligiösen Dialogs

Christian Maier, missio-Referent im Erzbistum, gehörte an diesem Abend ebenfalls zu den Teilnehmenden des Podiums und konnte die Notwendigkeit für einen gegenseitigen Austausch nur unterstützen. Der Monat der Weltmission stehe in diesem Jahr ganz im Zeichen des interreligiösen Dialogs. Hier sah Maier gute Chancen, sichtbar zu werden und auf entsprechende Projekte aufmerksam zu machen.

Austausch über Motivation für die Dialogarbeit

Das Thema Chancen griff Annegret Meyer direkt auf und stellte der Runde die Frage nach der Motivation für die Dialogarbeit. Gerade für Pater Lohre, der vor Ort in Mali mit vielen Widerständen zu kämpfen hätte, sei es doch sicherlich herausfordernd, sich immer wieder neu zu motivieren. Darauf gab der Leiter des „Zentrums Glaube und Begegnung“ eine klare Antwort:
„Ich sehe das als meine Berufung und bin zutiefst davon überzeugt, dass das, was ich tue, gut und richtig ist.“

Trotzdem stellte er klar, dass es auch von Seiten der katholischen Kirche in Mali durchaus mehr Unterstützung geben könnte. Er habe den Eindruck, dass die Verantwortlichen dem Interreligiösen Dialog nicht so aufgeschlossen gegenüber eingestellt seien, wie er sich das wünschen würde. Dies lähme mitunter schon, so Pater Lohre.

Auch hierzulande reagiere man nach Ansicht von Astrid Fichtner-Wienhues manchmal etwas schwerfällig. Eine Lösung könne darin bestehen, über kulturelle Themen in den Dialog zu treten. Gesellschaftliche Fragen beträfen alle und würden von unterschiedlichen Seiten auch unterschiedlich bewertet.

"Uns verbindet, dass wir Menschen sind"

Trotzdem waren sich alle Teilnehmenden darüber einig, dass es einen Dialog geben müsse. Thomas Mecha bezeichnete Dialogfähigkeit als zentralen Bestandteil seines Glaubenslebens. Christsein bedeute für ihn auch immer, mit anderen in den Austausch zu gehen. Dadurch würde der persönliche Glaube erst richtig lebendig. Wichtig sei es, Geduld zu haben, verstehen zu lernen und Vorurteile abzubauen. Es gilt das Motto „Dran bleiben“. Wie bei so vielem im Leben.
Mecha warnte allerdings davor, durch künstlich angeheizte Debatten das Konfliktpotential zu erhöhen und bewusst Konflikte zu schaffen, nur um anschließend darüber diskutieren zu können. Dies berge die Gefahr der Stärkung von Vorurteilen, anstatt diese abzubauen.
Dem konnte sich Pater Hajo Lohre nur anschließen und gab dem Abend damit einen hoffnungsvollen Abschluss, indem er ein altes afrikanisches Sprichwort zitierte:
„Was uns alle verbindet, ist die Tatsache, dass wir Menschen sind.“
Bei allem, was uns in kultureller und religiöser Hinsicht trenne, dürfe man nicht aus den Augen verlieren, dass wir in erster Linie alles Menschen seien. Wenn man sich dies immer wieder ins Bewusstsein rufe, seien damit auch schon die Weichen für einen fruchtbaren und friedlichen Dialog gelegt.

Online-Seminarreihe „Kultur im Wandel“

Die Online-Seminarreihe „Kultur im Wandel“ bietet einen Diskussionsraum, in dem erfahrene Praktikerinnen und Praktiker kurze Impulse aus ihren Tätigkeitsfeldern geben. Veranstaltet wird dieses Online-Forum von der Abteilung „Glauben im Dialog“ in Kooperation und Trägerschaft des Bildungs- und Tagungshauses Liborianum. Eine Besonderheit ist, dass sich alle Teilnehmenden im Chat mit ihren Fragen und Perspektiven in das ExpertInnengespräch der Podiumsgäste einbringen können. Mit einer Veranstaltung zum Interreligiösen Dialog meldet sich die Seminarreihe dieses Mal zum Auftakt der Interkulturellen Woche.

Ein Beitrag von:

Anna Petri

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