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News
14. November 2020

„Konzepte aus den 80er Jahren sind heute nicht mehr geeignet“

Interview zum Diözesantag mit Ulrich Martinschledde, Gemeindereferent im Pastoralen Raum Wittekindsland

Interview mit Ulrich Martinschledde, Gemeindereferent im Pastoralen Raum Wittekindsland

Der erste digitale Diözesantag ist vorbei. Zu den Teilnehmern zählte auch Gemeindereferent Ulrich Martinschledde aus dem Pastoralverbund Wittekindsland. Im Interview schildert er seine Erfahrungen und Eindrücke.

Redaktion

Wie war der erste digitale Diözesantag für Sie?

Ulrich Martinschledde

Beim Zutritt in den virtuellen Freiraum hatte ich Probleme bei der Mikrophon-Prüfung – das hat mich etwas Zeit gekostet. Verfolgen konnte ich die Diskussion aber, und ich konnte auch meine Fragen per Chat einbringen. Insgesamt fand ich den Stream sehr professionell. Die Qualität hat mich ans Fernsehen erinnert.

Redaktion

Wie ist es, sich mit den vielen anderen Teilnehmenden am Bildschirm zu treffen?

Ulrich Martinschledde

In den virtuellen Räumen habe ich Menschen gesehen, die ich seit Jahren kenne. Da war dann natürlich der Wunsch da, sich jetzt tatsächlich treffen zu können, sich auszutauschen oder auch die Mittagssuppe miteinander zu essen. Die „Beziehungsarbeit“ fällt halt bei diesen Formaten weitgehend weg.

Redaktion

Inhaltlich standen sieben Schlüsselthemen im Zentrum des Diözesantages. Welches davon war Ihnen am wichtigsten?

Ulrich Martinschledde

Zunächst einmal hat mich die Freigabe der Wortgottesfeiern mit Kommunionausteilung sehr gefreut – das hätte ich mir schon vor drei Jahren gewünscht. Beim Schlüsselthema „Engagement fördern“ ist mir noch einmal neu deutlich geworden, wie wichtig die Haltung ist, mit denen ich Ehrenamtlichen begegne. Wie ich sie begleite, welche Freiräume ich ihnen gebe und ob ich auch bereit bin, Leitung abzugeben. In diesem Zusammenhang beschäftigt mich auch der Gedanke, ob für manche ehrenamtlichen Dienste nicht auch eine Aufwandsentschädigung sinnvoll wäre – bei der Leitung von Wortgottesfeiern zum Beispiel oder beim Begräbnisdienst. Auch das hat etwas mit Anerkennung und Wertschätzung zu tun. Da ich bei uns im Pastoralverbund den Mittagstisch leite, ist für mich die Diakonie natürlich auch ein wichtiges Thema – das habe ich im Zukunftsbild auch gut wiedergefunden.

Redaktion

Gab es Momente und Aussagen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Ulrich Martinschledde

Da gab es einiges, je nachdem, welche Brille man aufsetzt. Dass Pastorale Räume ein Immobilienkonzept entwerfen, ist natürlich ein ganz dringendes Thema, da wünsche ich mir aber viel mehr Rückendeckung vom Erzbistum, wenn wir das angehen. Evangelisierung und – wie schon gesagt – die Diakonie sind ebenfalls wichtig, wenn wir glaubwürdig und ehrlich sein wollen. Die Konzepte, die da in den 80er Jahren gut waren, sind heute weniger geeignet.

“Wir befinden uns gefühlt noch in einer Volkskirche, sind aber längst schon Missionsland. Unsere Bistumsleitung hat das erkannt, aber viele Menschen im Erzbistum noch nicht. Viele bleiben noch bei ihren Vorstellungen aus den 80er Jahren… Das wäre mein Wunsch, dass das Erzbistum es schafft, noch mehr Menschen mitzunehmen. Wir brauchen Menschen, die in die Zukunft gehen.”

Ulrich Martinschledde

Redaktion

Was waren Ihre Gedanken, als die Strategie 2030+ vorgestellt wurde?

Ulrich Martinschledde

Zunächst einmal, dass 2030 das Jahr ist, in dem ich in den Ruhestand gehe… Ich bin ja mit einer halben Stelle für die E-Kirche in Herford zuständig, in der wir Ausstellungen und Konzerte anbieten. Und ich merke, dass zehn Jahre überhaupt nicht lang sind, wenn es etwa um die Organisation von Ausstellungen geht… Ich finde den Schritt, den das Erzbistum jetzt geht, folgerichtig. Ich habe den ganzen Weg verfolgt, seit der Perspektive 2014 und sehe diesen Weg bis 2030 als notwendig an.

Redaktion

Sie haben als Gemeindereferent den Diözesantag verfolgt. Haben Sie für Ihre Berufsgruppe etwas mitgenommen?

Ulrich Martinschledde

Ich erlebe in den letzten Jahren eine immer größer werdende Wertschätzung unserer Berufsgruppe. Ein Zeichen dafür sind die heute angekündigten multiprofessionellen Teams und die neue Art Stellen zu beschreiben – dass junge Kolleginnen und Kollegen künftig genau schauen können: Ist diese Stelle etwas für mich? Oder muss ich mich noch fortbilden, um auf diese Stelle zu gehen? Vielleicht kommen ja auch Menschen aus ganz anderen Bereichen in diese Teams, ein Theaterregisseur zum Beispiel. Die Rolle der Gemeindereferentinnen und -referenten wandelt sich jedenfalls und wird im Jahr 2030 nicht mehr die gleiche sein.

Redaktion

Gibt es eine Frage, die Sie der Bistumsleitung noch gerne gestellt hätten?

Ulrich Martinschledde

Diese Rückmeldung gab es auch in den virtuellen Freiräumen: Das Thema Klimawandel kam zu kurz. Dieses Thema wird uns bald mehr beschäftigen als Corona. Ich finde, da müssen wir uns als Kirche deutlich positionieren und darauf pochen: So geht es nicht weiter. Sonst brauchen wir bald nicht mehr viel weiter als 2040 zu denken.

Redaktion

Gibt es Dinge, die beim Diözesantag besser hätten laufen können?

Ulrich Martinschledde

Es war schade, dass es nicht die Möglichkeit gab, zwischendurch Resonanzen einzuholen. Bei einer Präsenzveranstaltung wäre das möglich gewesen. Aber das ist Klagen auf hohem Niveau. Wie schon gesagt: Der Tag war sehr professionell.

Redaktion

Der Diözesantag war der Auftakt für einen längeren Weg – zum nächsten Diözesanen Forum und bis ins Jahr 2030 und darüber hinaus. Können Sie sich vorstellen, dabei zu bleiben?

Ulrich Martinschledde

Ich sehe keinen Grund auszusteigen, und über den „Runden Tisch“ meiner Berufsgruppe und den Diözesanpastoralrat fühle ich mich auch gut eingebunden. Ich gehe davon aus, dass ich auch dem nächsten Erzbischof von Paderborn noch zur Verfügung stehe.

Redaktion

Was wünschen Sie dem Erzbistum Paderborn für die Zukunft?

Ulrich Martinschledde

Dass es den Spagat aushält oder vielleicht besser: dass es den Sprung schafft. Wir befinden uns gefühlt noch in einer Volkskirche, sind aber längst schon Missionsland. Unsere Bistumsleitung hat das erkannt, aber viele Menschen im Erzbistum noch nicht. Viele bleiben noch bei ihren Vorstellungen aus den 80er Jahren… Das wäre mein Wunsch, dass das Erzbistum es schafft, noch mehr Menschen mitzunehmen. Wir brauchen Menschen, die in die Zukunft gehen.

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