“Da wir schon von Corona sprechen: Gerade jetzt dürfen wir nicht die Menschen vergessen, die einsam sind. Das ist jetzt akut dringend. Wir müssen den Kontakt zu den Menschen suchen, die in Not sind.”
Susanne Stimpl
Der erste digitale Diözesantag ist vorbei. Über Erfahrungen und Eindrücke haben wir mit der Teilnehmerin Susanne Stimpl gesprochen. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Pastoralverbundsrats Attendorn.
Wie war der erste digitale Diözesantag für Sie?
Mit dem Stream und den virtuellen Freiräumen hat bei mir alles gut funktioniert. Ich habe aber mitbekommen, dass manche Schwierigkeiten hatten, in die virtuellen Freiräume hineinzukommen – da gab es wohl technische Probleme.
Wie ist es, sich mit den vielen anderen Teilnehmenden am Bildschirm zu treffen?
Unter den gegebenen Bedingungen ausreichend gut. Natürlich fehlt die Möglichkeit, sich mit anderen auch tatsächlich zu treffen. Ich war auch 2017 beim Diözesanen Forum in Unna dabei, da bekommt man einfach noch mehr Atmosphäre mit. Insofern muss man sicher ein paar Abstriche machen, aber es war schön, dass man sich zumindest in den Freiräumen begegnen konnte.
Inhaltlich standen sieben Schlüsselthemen im Zentrum des Diözesantages. Welches davon war Ihnen am wichtigsten?
Für mich ist natürlich Ehrenamt ein wichtiges Thema – weil ich selbst Ehrenamtliche bin. Was mich sehr berührt hat, war das Thema „Liturgie und Sakramente feiern“. Weil durch Corona sichtbar wurde, was da gerade fehlt. Allerdings finde ich auch, dass alle Themen miteinander verknüpft sind. Wenn man etwa an Liturgie und Caritas denkt – beides ist ohne Ehrenamt nicht möglich.
Gab es Momente und Aussagen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Ganz unterschiedliche. Im Livestream zum Beispiel, dass Erzbischof Becker so sehr das Vertrauen in die Menschen betont hat. Und dass er jetzt die Wortgottesfeiern mit Kommunionausteilung frei gibt in die Verantwortung vor Ort. Da denke ich: Inzwischen wird mehr auf die Situation vor Ort geschaut. Auch bei den Begegnungen im Freiraum gab es eindrucksvolle Momente. Jemand sagte zum Beispiel, dass wir mutig sein, mit den Veränderungen starten und nicht lange darauf warten sollen, mit einer Idee loszulegen. An anderer Stelle sagte jemand, wie wichtig jetzt in der Pandemie-Zeit die ganz simple Form des Da-Seins, des Präsent-Seins ist. Man muss nicht immer mit aufwändigen Projekten auffahren. Manchmal genügt schon ein Telefonat, um für Menschen da zu sein.
Gibt es ein Thema, das aus Ihrer Sicht als erstes angegangen werden muss?
Da wir schon von Corona sprechen: Gerade jetzt dürfen wir nicht die Menschen vergessen, die einsam sind. Das ist jetzt akut dringend. Wir müssen den Kontakt zu den Menschen suchen, die in Not sind.
“Da wir schon von Corona sprechen: Gerade jetzt dürfen wir nicht die Menschen vergessen, die einsam sind. Das ist jetzt akut dringend. Wir müssen den Kontakt zu den Menschen suchen, die in Not sind.”
Susanne Stimpl
Was waren Ihre Gedanken, als die Strategie 2030+ vorgestellt wurde?
Ich finde es sehr positiv, dass man so weit in die Zukunft blickt. Ich werde dann noch aktiv sein, daher beschäftigt mich das sehr. Ich hätte die Sorge, dass wir sonst den Weg in Richtung Zukunft verpassen. Die Kirche muss sich wandeln, uns bleibt nichts anderes übrig.
Sie sind als Mitglied eines Pastoralverbundsrats dabei. Haben Sie für dieses Ehrenamt vom Diözesantag etwas mitgenommen?
Ich denke schon. Mehr Motivation für veränderte, kreative Formate zum Beispiel und die Motivation, Veränderungen mitzudenken. Und auch wie wichtig es ist, die Menschen immer wieder einzubeziehen. Wir haben in unserem Pastoralverbund ein gutes Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen. Aber Transparenz ist immer wieder von neuem wichtig, um alle mitzunehmen.
Gibt es eine Frage, die Sie der Bistumsleitung noch gerne gestellt hätten?
Keine konkrete. Aber ich denke, dass in der Umsetzung einzelner Themen sicherlich Fragen auftauchen werden. Dann ist es wichtig, dass man Unterstützung bekommt.
Gibt es Dinge, die beim Diözesantag besser hätten laufen können?
Für Übertragungsfehler kann ja niemand was. Vielleicht wäre es noch schön gewesen, eine Art digitalen Marktplatz zu entwickeln, um mehr von dem mitzubekommen, was bei den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern passiert ist.
Der Diözesantag war der Auftakt für einen längeren Weg – zum nächsten Diözesanen Forum und bis ins Jahr 2030 und darüber hinaus. Können Sie sich vorstellen, dabei zu bleiben?
Auf jeden Fall. Ich gehe ja schon eine ganze Weile mit, weil ich es sehr spannend finde, wie Kirche sich entwickeln kann. Wie es in die Zukunft gehen kann, ohne die „alten“ Formen, die ja auch ihre Daseinsberechtigung haben, zu verlieren.
Was wünschen Sie dem Erzbistum Paderborn für die Zukunft?
Vertrauen und Mut, den Veränderungsprozess weiter zu gehen und für eine vielfältige Kirche zu sorgen. Und auch dass diese Kirche vor Ort sichtbar und erlebbar wird.