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Herausforderungen sind Gestaltungs-Chancen

Blog-Beitrag von Dompropst Monsignore Joachim Göbel

Jeder von uns kennt das aus seiner Kindheit: Mit dem Ende der Sommerferien endet eine Zeit der Unbeschwertheit. Das gilt besonders im Sommer 2022, der nicht nur zu Libori eine Zeit des „Aufatmens“ war. Was erwartet uns nun im neuen Schuljahr – dem vierten unter Corona?

Die Schulen werden angesichts der befürchteten neuen Infektionswelle im Herbst im Mittelpunkt vieler Debatten bleiben. Schulschließungen darf es nicht geben, lauten die aktuellen Forderungen aus der Politik. Wir werden in den Schulen des Erzbistums weiter daran mitwirken, dass alle hier gut und sicher lernen und arbeiten können. An dieser Stelle möchte ich meinen Hut vor den Kindern und Jugendlichen ziehen, die bisher so lange geduldig Maske getragen, sich getestet und das Home Schooling mitgemacht haben. Die 650 leistungsstarken Luftfiltergeräte, mit denen wir zum Beginn des Schuljahres 2020/21 alle unsere Schulen ausgestattet haben, werden uns auch in den kommenden Monaten helfen.

Dennoch müssen wir uns in den Schulen auf bleibende und neue Herausforderungen einstellen. In Bezug auf Corona zählt dazu weiterhin ein unkalkulierbar hoher Krankenstand bei den Lehrkräften, der Probleme bei der Unterrichtsversorgung befürchten lässt – im verschärften Maß in Grundschulen, wo es keine Maskenpflicht für die Kinder gibt. Für die mittelfristige Zukunft müssen wir das Thema Nachwuchsgewinnung in den Blick nehmen: Es studieren immer weniger junge Menschen Katholische Theologie auf Lehramt. Woran liegt das? Hier müssen wir kreativ werden und zeigen, wie erfüllend es sein kann, mit jungen Leuten den großen Fragen des Lebens nachzugehen – ich für meinen Teil habe das als Religionslehrer immer so empfunden.

Planungssicherheit erwünscht

Nach dem Wechsel des NRW-Schul- und Bildungsministeriums von der FDP zur CDU bleibt abzuwarten, welche neuen Akzente die Landespolitik setzt. Zu hoffen wäre, dass auch bei steigenden Infektionszahlen die Organisation des Schulbetriebes gut geregelt und den Schulleitungen frühzeitige Planungssicherheit gegeben wird. Distanzunterricht wird sich zumindest phasenweise und auf einzelne Lerngruppen begrenzt womöglich nicht vermeiden lassen. Das ist und bleibt ein Problem, denn trotz aller Chancen der Digitalisierung gefährdet das Social Distancing immer das Miteinander und die persönliche Entwicklung.

Die Folgen der Pandemie, aber ganz aktuell auch der Krieg in der Ukraine, erzeugen bei vielen Kindern und Jugendlichen Unsicherheiten. Die Aufnahme von geflüchteten ukrainischen Kindern in den Unterricht kann mit Blick auf interkulturelle Kompetenzen eine große Bereicherung sein – natürlich muss hier aber ganz konkret gefragt werden, wie das gut möglich ist. Auf der Agenda steht im Kontext des Ukraine-Krieges auch die Frage, wie junge Menschen befähigt werden können, Nachrichten zu filtern und Informationen zu differenzieren – und wie Lehrkräfte dies vermitteln können. Ähnliches gilt für einen verantwortungsvollen Umgang mit den sozialen Netzwerken.

Religionsunterricht quo vadis?

Die drohende Energiekrise und steigende Preise führen bei vielen Familien zu teilweise existenziellen Sorgen – ob man warm durch den Winter kommt und was man sich noch leisten kann. Hier sind Pädagoginnen und Pädagogen in den nächsten Monaten gefordert, auf diese Verunsicherungen mit viel Fingerspitzengefühl einzugehen. An dieser Stelle könnte eigentlich gerade der Religionsunterricht eine unschätzbare Funktion übernehmen, um Ängste zur Sprache zu bringen. Doch leider hat das Fach Religion in den Corona-Schuljahren keinen Aufschwung erlebt – im Gegenteil. Zeitweise ist der Religionsunterricht an einigen Schulen gänzlich ausgefallen. Grundsätzlich verliert er bedingt durch den demographischen Wandel an Bedeutung: Erstmals liegt der Anteil der christlichen Schülerinnen und Schüler in NRW unter fünfzig Prozent – natürlich wird da die Frage nach der Existenzberechtigung des konfessionellen Religionsunterrichtes zu Recht gestellt.

Dort, wo der konfessionelle Religionsunterricht aufgrund der religionsheterogenen Schülerschaft nicht mehr durchführbar ist, ist meines Erachtens der konfessionell-kooperative Religionsunterricht eine gute Alternative. In dieser Einschätzung bestärkt mich eine wissenschaftliche Evaluation der Universität Siegen. Doch trotz dieser praktikablen Alternative erwarten uns Debatten über ganz neue Modelle eines christlichen Religionsunterrichts für alle, für die der konfessionell-kooperative Unterricht womöglich nur eine Zwischenstation ist.

Begrenzte Horizonte weiten

Das neue Schuljahr bringt also jede Menge Herausforderungen mit sich – doch ich betrachte diese als Gestaltungs-Chancen. Mich macht zuversichtlich, dass unsere 20 erzbischöflichen Schulen lebendige pastorale Orte sind, an denen der Glaube ein Zuhause hat. Die Nachfrage nach Plätzen in unseren Schulen ist ungebrochen hoch – auch überkonfessionell. Was mich besonders freut: In diesem Jahr haben die Mädchen und Jungen, die vor drei Jahren als Pioniere auf unsere neue Grundschule St. Michael gekommen sind, gemeinsam im Paderborner Dom ihre Erstkommunion gefeiert – ein schönes Zeichen dafür, dass gemeinsames Lernen, Glauben und Aufwachsen eine gute Kombination ist, die auch in Corona-Zeiten stärkt und trägt.

Die wichtigste Funktion des Religionsunterrichts bleibt für mich, begrenzte Horizonte zu weiten und Antworten zu suchen auf die großen Fragen unserer Welt. Dies gilt für das Feld Krieg und Frieden ebenso wie für Menschenwürde in jeder Lebensphase, Klimaschutz oder Verantwortung für die eine Welt. Noch mehr als in jedem Unterrichtsfach nimmt dabei die Persönlichkeit der Lehrkraft eine zentrale Rolle ein. Da wo ein Pädagoge oder eine Pädagogin ein authentisches, tolerantes, aber auch entschiedenes Zeugnis ablegt, da können sich Horizonte für offenes Fragen und gemeinsames Suchen nach Antworten öffnen. Oder anders gesagt: „Religion eröffnet einen eigenen Zugang zur Wirklichkeit, der durch keinen anderen Modus der Welterfahrung ersetzt werden kann“ (Die deutschen Bischöfe: Der Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen. Bonn 2005). Ich bin sicher: Dies geschieht in unseren Schulen. Mit dieser Perspektive gehe ich gerne in ein neues Schuljahr.

Ihr Dompropst Monsignore Joachim Göbel

„Das neue Schuljahr bringt jede Menge Herausforderungen mit sich – doch ich betrachte diese Herausforderungen als Gestaltungs-Chancen. Mich macht zuversichtlich, dass unsere 20 erzbischöflichen Schulen lebendige pastorale Orte sind, an denen der Glaube ein Zuhause hat. Die Nachfrage nach Plätzen in unseren Schulen ist ungebrochen hoch – auch überkonfessionell.“

Dompropst Monsignore Joachim Göbel

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