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© Ronald Pfaff / Erzbistum Paderborn

Funktionen der Kirche erhalten

„Glaube – Sitte – Eier backen?“ – Zukunftstag des Dekanats Südsauerland für eine sich wandelnde Kirche vor Ort

„Institutionen dürfen sterben, Funktionen müssen bleiben“, sagte  Erik Flügge, Politikberater und Autor, sehr engagiert in seinem Impulsvortrag. Damit stieß der 36-jährige, der mit seinem Buch „Der Jargon der Betroffenheit. Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt“ viel Aufmerksamkeit erweckt hat, auf breite Zustimmung beim Zukunftstag des Dekanats Südsauerland. Schon mit dem Motto des Tages „Glaube – Sitte – Eier backen?“ hatte das Dekanatsteam provokant zu Foren und Workshops in die St. Ursula Schulen Attendorn eingeladen.

Und das mit Erfolg – denn die rund 150 Teilnehmenden aus Haupt- und Ehrenamt bewiesen, dass sie nach wie vor an Kirche und Glaubensthemen großes Interesse – haben – und damit an deren Zukunft. Das Zielbild 2030+ des Erzbistums Paderborn fasst es so zusammen: Wir sehnen uns nach einer Kirche, die aus der lebensverändernden Kraft des Evangeliums ihre Energie schöpft und sich gleichzeitig leidenschaftlich für Menschen einsetzt.

Wie der Zustand der Fichte im Sauerland

„Glaube – Sitte – Eier backen. Irgendwie kennen wir das und dennoch löst diese ungewöhnliche Kombination der vertrauten Worte Irritation aus – und hoffentlich auch Neugier“, sah sich Dechant Andreas Neuser mit Blick ins Forum bestätigt: „Ich freue mich auf einen Tag mit Impulsen, Anregungen und Begegnungen. Auch wenn wir nicht überall Antworten finden können.“ Dazu brachten die Frauen und Männer Potenzial mit. „Kämpferisch wütend und nicht etwa müde resignierend“, fasste Moderatorin Anja Geuecke die kurze Befragung des Auditoriums zusammen. Dabei waren die Gründe für die Wut eher in der Weltkirche zu finden als in der Ortskirche. Der Zustand der katholischen Kirche, so Anja Geuecke, sei  durchaus mit dem Zustand der Fichten im Sauerland zu vergleichen.

Erwartungen an den Zukunftstag

Vier Teilnehmende des Zukunftstags in Attendorn haben uns vor der Veranstaltung ihre Erwartungen verraten:

  • Kerstin Vieth, Gemeindereferentin Pastoralverbund Lenne-Bigge-Fretter-Tal.
  • Jürgen Heite, Pater der Gemeinschaft des Hl. Vinzenz Pallotti und im Leitungsteam des Geistlichen Zentrums Kohlhagen.
  • Edwina Pompe, Lektorin in der Gemeinde St. Johannes Baptist und ehemals in der Leiterrunde der Ministranten.
  • Hubert Welzel, Mitglied im Diözesankomittee und im Pfarrgemeinderat Olpe.
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Die Wütenden werden mehr

Die Wütenden – aus unterschiedlichen Ausrichtungen – würden mehr, mit dieser Erfahrung war auch Erik Flügge nach Attendorn gekommen und konnte sich bestätigt sehen. Doch warnte er davor, etwas zu tun oder zu ändern, nur damit mehr Menschen in die Kirche kommen: „Wir sollten etwas tun, weil es richtig ist!“ Zugleich ermutigte der Politikberater in seinem   Vortrag, dass sich die Gläubigen nicht klein machen müssten, sondern mit geradem Rücken Selbstbewusstsein zeigen sollten. „Wir trauern in Deutschland um die Volkskirche, obwohl wir immer noch die größte Organisation in Deutschland sind“, so Flügge, der hofft, dass nach der Trauer die Akzeptanz folgt, aus der Erkenntnisse und Umdenken erfolgen. Die Kirche im Dorf müsse Charakter haben und ihre Funktion aufrechterhalten. Dafür gäbe es gute Argumente, die nur Kirche zu bieten habe, wenn die Funktionen in der Vordergrund gestellt würden. „Glaubt Ihr denn, dass der Kölner Dom nur gebaut wurde, damit er ‚voll‘ werden sollte? Beim Bau gab es noch gar nicht so viele Einwohner.“

Die katholische Kirche hat zahlreiche Pfründe

Die katholische Kirche habe zahlreiche Pfründe in der Hand: Psychosoziale Betreuung, Versammlungsort, Trauerbegleitung und vieles mehr. „Und wenn die Kirchensteuer wegfällt, fehlt ein riesiges Potenzial an öffentlichen Finanzmitteln für caritative und soziale Zwecke.“ Wichtig seien   die Grundfunktionen der Kirche vor Ort, auf die man sich konzentrieren solle. „Ein Haus ist keine Funktion, deshalb kann man es jederzeit schließen. Aber die Funktion nicht!“

Das spirituelle Leben in den Vordergrund zu stellen, müsse doch ein starker Wunsch des Klerus sein. „Ich mache mir weniger Sorgen um den Priestermangel, sondern eher darum, dass die Kirche nicht akzeptiert, dass auch andere Personen spirituelle Aufgaben übernehmen können. Vielleicht muss man dafür sogar ein neues Amt schaffen, um Priestermangel, Zölibat und Frauen-Fragen zu umgehen“, so Erik Flügge.

Die Impulse

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Workshops für nachhaltiges Wirken

Anleitung, um Resonanz-Bogen für Gott zu sein: „Man nehme… eine Klangschale, schlage sie an und höre einen reinen, klaren Ton, der in Schwingung kommt. Und nun der Gegentest: man lege in die Klangschale einen Terminkalender, etwas Geld und das Handy. Beim Anschlag klingt der Ton blechern und ohne Klang.“ Mit diesem Beispiel verdeutlichte Pater Norbert Cuypers warum er sich entschieden hat, als Einsiedler und „Hüter der Stille“ am Marienwallfahrtsort Dörnschlade zu leben statt die Privilegien einer Provinzleitung im Orden zu haben: „Ich habe die Stille – das weiße Feuer – für mich entdeckt. Es hat mich dahin geführt, wo ich heute bin.“ Auch im religiösen Leben sei es möglich, sich zu überfüttern. So müsse die Kirche auch umdenken: Der Weg anzufangen, ist mit dem Reden aufzuhören, um wieder mehr auf Gott zu hören. „Thinking outside the box – also Veränderung der eingefahren Denkgewohnheiten – dann wird eine Lösung oft viel einfacher.“

Neun Foren am Nachmittag

Der Workshop „Erst in der Stille erklingt das Wesentliche“ mit Pater Cuypers war einer von neun Workshops am Nachmittag, die beim Zukunftstag Impulse gaben. Die Besinnung auf eine Erneuerung des christlichen Lebens zählte zu den gefragtesten Foren. Michael Freundt, KEFB Südwestfalen, setzte seinen Workshop unter das Motto „Eine Frage der Haltung – wie meine innere Haltung mein Handeln beeinflusst“ und bezog sich dabei auf das Zukunftsbild des Erzbistums Paderborn, in dem Haltungen wie zum Beispiel Vertrauen und Verantwortung wichtige Themen waren. Elternhaus, Freundeskreis, Informationskanäle, Krankheiten und Kirche könnten direkt oder indirekt Einfluss auf die eigene Haltung nehmen. Haltung, so die Teilnehmenden, könnten aber auch wandelbar sein und müssten nicht statisch  gleich bleiben.

Auch die weiteren Workshops sorgten für viele Impulse: „Schulpastoral in der Grundschule – Neue und bewährte Ideen“ (mit Sarah Münsterteicher, Schulabteilung Erzbistum Paderborn), „Und sie bewegt sich doch?!“ – Kirche, Synodaler Weg und die Frauen“ (mit Marie-Simone Scholz, Innovative Frauenpastoral Erzbistum Paderborn), „Gottesdient feiern – In Vielfalt und mit Qualität“ (mit Gertrud Zimmer, Abteilung Glaube im Dialog im Erzbistum Paderborn), „Für den Menschen da sein – Konkrete Hilfe und Hoffnung aus dem Glauben“ (mit Mechthild Tilke, Caritaskonferenz Dekanat Südsauerland), „Junge Familien erreichen und ansprechen – Kindertageseinrichtungen als familienpastorale Orte“ (mit Lioba Thiemann, Kompetenzeinheit Kindertageseinrichtungen Erzbistum Paderborn), „Junge Menschen begeistern – Erfolgreich Handeln im Kontext Kirche“ (mit Hannah Ax, Abteilung Jugend und Junge Erwachsene Erzbistum Paderborn) und „Glaubenskommunikation heute“ (mit Erik Flügge).

Wettbewerb für die besten Ideen

„Die Impulse sollen gerne vor Ort weitergesponnen werden “, so Esther Göcke, Dekanatsreferentin für Jugend und Familie in Südsauerland, die als zusätzliche Motivation einen Wettbewerb für Projekte vorstellte, die aus dem Zukunftstag entstanden sind.

Impressionen der Workshops

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Schwarzes Feuer auf weißem Feuer

Schwarzes Feuer auf weißem Feuer ist eine Metapher aus der jüdischen Tradition. Sie besagt, dass der heilige Text neben dem Literalsinn eine unendliche Bedeutungsfülle in sich birgt. Er kann deshalb ganz unterschiedlich gelesen werden, und diese verschiedenen Sinngebungen sind legitim. (Wikipedia)

Mut haben, neue Wege zu gehen

„Einfach den Mut haben, neue Wege zu gehen“, mit dieser Motivation traten die Teilnehmenden  ihren Heimweg nach dem abschließenden Gottesdienst an. Beeindruckt und bewegt in der Stimmung mache ihnen der Tag auch Mut, im Alltag Neues auszuprobieren oder eine Bestätigung gefunden zu haben.

Dechant Andreas Neuser blickte nicht nur auf die bunte Vielfalt, die der Zukunftstag gezeigt und geboten habe. Eine Vielfalt, die auch Hoffnung mache. Er selbst war vom Workshop des Einsiedlers angetan und verinnerlichte Gedanken von Referent Erik Flügge: „Funktion statt Institution.“

Ihr seid das Salz der Erde

„Ihr seid das Salz der Erde“, hieß es im Tagesevangelium. So erinnerte auch am Ende das Bild des Mottos „Glaube – Sitte – Eier backen“ an die Bedeutung des Salzes, das beim Eierbacken für die richtige Würze sorge. Dechant Neuser: „Es heißt nicht, werdet das Salz der Erde, sondern ihr seid es.“

Unser Resümee

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Abschluss

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Ein Beitrag von:
Redakteur

Ronald Pfaff

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Videotechnik

David Hesse

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