Zwei gegensätzliche Sichtweisen
Gleich zu Beginn stellte der Psychologe zwei Zeitungsartikel vor, die sich beide mit dem Familienbegriff beschäftigten, zunächst einen Beitrag aus der taz aus dem Jahr 2010, der nichts von seiner Aktualität verloren habe so Ochs. Die Vorstellung von Familie entstehe hier weitestgehend durch die Selbstdefinition ihrer Mitglieder. Im Zentrum des Artikels stehe eine Jugendliche, die bei ihrer Mutter und deren Partner aufwachse und in der Schule diesen wie selbstverständlich als ihren Vater bezeichne.
Dem stellte Ochs eine Kritik gegenüber, die in der Rhein-Neckar-Zeitung erschienen sei und sich auf sein Buch „Familie geht auch anders. Wie Alleinerziehende, Scheidungskinder und Patchworkfamilien glücklich werden“ beziehe. Diese Kritik sei äußerst negativ gewesen. Der Verfasser habe darin den eher weit gefassten Familienbegriff bemängelt, zu dem Ochs sich bekenne. Die Behauptung des Kritikers: Alle Menschen, die nicht in der klassischen Familienform mit Vater, Mutter und zwei Kindern (am besten Junge und Mädchen) lebten, wären darüber traurig und versuchten mit dem breit gefassten Familienbegriff nur einen bestehenden Mangel zu kompensieren.
Dies seien zwei durchaus ideologische und gegensätzliche Sichtweisen auf den Familienbegriff, so Professor Dr. Ochs, und bat die Teilnehmenden des Forums um ein Statement, auf welcher Seite sie sich eher verorten würden. Die Antwort fiel relativ klar aus. Die meisten, die sich äußerten, sahen sich tendenziell eher beim ersten Artikel aus der taz: Familie sei vor allem dort, wo ihre Mitglieder in finanzieller und sozialer Hinsicht gegenseitig Verantwortung übernehmen würden und füreinander da wären. Dies könne und solle man nicht zwingend an gefestigten Rollenbildern festmachen, so ein Teilnehmer.