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© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Ein Tag für Vernetzung, gegenseitige Stärkung und Geschlechtergerechtigkeit

Auf der 4. Frauenkonferenz im Erzbistum Paderborn teilten zahlreiche Frauen ihre Hoffnungen auf eine geschlechtergerechte Kirche.

Mit ganz unterschiedlichen Anliegen kamen 170 Teilnehmerinnen zur 4. Frauenkonferenz, zu der das Erzbistum Paderborn am 29. April 2023 in die Ursulinenschulen Werl eingeladen hatte. „Wir hoffen, dass Frauen gemeinsam die Kirche voranbringen können“, sagten etwa Monika Bunsen und Elisabeth Grabowski, die beide in der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) engagiert sind. Petra Meiwes aus Hövelhof, ebenfalls kfd, erhoffte sich vor allem fundierte Infos über den Synodalen Weg.

Ruth Klemme aus Detmold, Michaele Enste aus Warstein und Christiane Berghahn aus Horn-Bad Meinberg waren für den Berufsverband der Pfarrsekretärinnen bei der Frauenkonferenz und hofften, auf ihren Verband aufmerksam machen zu können. „Die Rolle von Frauen in der Kirche ist ja nicht klein und wir wollen, dass das sichtbarer wird“, ergänzten sie. Kerstin Vieth, Gemeindereferentin im Pastoralverbund Bigge-Lenne-Frettertal, wünschte sich Motivation, Bestärkung und Ermutigung für die eigene Arbeit.

„Vernetzen Sie sich!“

Und noch etwas wurde von den Teilnehmerinnen häufig genannt: der Wunsch nach Vernetzung mit anderen engagierten Frauen. Dieses Anliegen griff Moderatorin Nicola Maier von der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung (kefb) Ostwestfalen gleich in ihrer Begrüßung auf und verwies auf die leeren Notizbücher, die als kleines Geschenk auf den Stühlen lagen. „Die Seiten warten darauf, dass sie sich mit Kontakten füllen. Vernetzen Sie sich“, lud sie alle ein. Ein Angebot, dem die Frauen in den folgenden Stunden rege folgten. Vor allem die lange Mittagspause war dazu gedacht, mit anderen ins Gespräch zu kommen und neue Menschen kennenzulernen.

Der inhaltliche Teil der Veranstaltung begann mit einem Gottesdienst in geschlechtergerechter Sprache, vorbereitet von Mechthild Wohter, Geistliche Begleiterin der kfd, Jutta Ebbert, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Zum guten Hirten in Möhnesee und Martina Neuhaus, Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Soest. „Wartet nicht!“, das Motto des Tages der Diakonin, der am Gedenktag der Hl. Katharina von Siena von vielen Frauen begangen wird , führte in die Feier ein. Im Mittelpunkt stand dann eine Ikone, die die bekannte Emmaus-Erzählung aus dem Lukas-Evangelium zeigte. Das Besondere daran: von den beiden Menschen, die Jesus auf dem Weg nach Emmaus begegnen und ihn zunächst nicht erkennen, ist einer eine Frau.

Dr. Annette Jantzen von der Frauenseelsorge im Bistum Aachen, eine der Gastreferentinnen, ging in der Auslegung der Emmaus-Erzählung der Frage nach, ob eine solche Darstellung der Emmaus-Jünger eine fundierte theologische Grundlage habe. „Frauen waren immer da, sie sind in der männlichen Sprache untergegangen“, sagte sie. „Der zweite der beiden Emmaus-Jünger hat keinen Namen. Es könnte eine Frau gewesen sein – wer weiß?“

Wie Geschlechtergerechtigkeit möglich ist

Die Frage nach eine geschlechtergerechten Sprache stand auch im Mittelpunkt der folgenden Gesprächsrunde, in der Frauen in Führung, Geistlicher Leitung und Verkündigung zu Wort kamen. Annette Jantzen berichtete dort von ihrem Projekt „Gotteswort weiblich“, mit dem sie Frauen in der Liturgie sichtbar und hörbar machen will. „Die Bibel ist voller Bilder von Gott, die aber nicht mit Gott selbst verwechselt werden sollten“, so die Theologin. Leider geschehe dies oft, weshalb es sich für viele falsch anfühle, Gott anders zu nennen als zum Beispiel „Vater“. „Von Gott ist so viel mehr Schönes zu sagen als das Gewohnte“, zeigte sich Jantzen jedoch überzeugt.

Dorothee Mann, geistliche Leiterin der HEGGE-Gemeinschaft mit Sitz in Willebadessen, beschrieb das Bildungshaus der HEGGE als ein Ort, an dem Freiheit großgeschrieben wird. Gemeinsames Anliegen der Frauen in ihrer Gemeinschaft sei es, „Verantwortung zu übernehmen für eine Kirche der Freiheit“. Auch sie sprach sich aus für eine „kirchliche Sprache, die in unserer Zeit verstanden wird“.  Christiane Becker ist hauptamtliche Pfarrbeauftragte in Fürstenau im Bistum Osnabrück – in dieser Funktion versteht sie sich als Schatzsucherin: „Ich möchte sensibel sein, Menschen motivieren und ihnen dabei helfen, in einen aufrechten Gang zu kommen“, erklärte sie ihren Anspruch.

Die Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn, Esther van Bebber, zeigte sich stolz, dass die Leitung des Caritasverbandes inzwischen paritätisch besetzt ist – sah aber Potenzial nach oben: „Mit dem Erzbistum möchte ich in Sachen Geschlechtergerechtigkeit Wege finden, die es jetzt vielleicht noch nicht gibt.“ Karin Koppe-Bäumer, evangelische Regionalpfarrerin für Soest-Arnsberg, berichtete schließlich von ihrer persönlichen Arbeitsteilung: Da sie sich mit ihrem Mann eine Pfarrstelle teilen konnte, hatten die gemeinsamen Kinder beide Elternteile beim Aufwachsen an der Seite. „Ich fände es generell sehr gut, wenn in Kirche und Gesellschaft erwerbsmäßiges Arbeiten so organisiert wäre, dass wir auch unsere Beziehungsarbeit gut leben können“, sagte die Pfarrerin.

„Geschlechtergerechtigkeit ist keine Maximalforderung“: die Werler Erklärung

Am Nachmittag ging es dann um den kürzlich zu Ende gegangenen Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland. Und die Frage, welche konkreten Folgen seine Beschlüsse nun haben – vor allem für Frauen. Nadine Mersch, Michaela Labudda, Finja Miriam Weber und Marie-Simone Scholz, alle aus dem Erzbistum stammende Mitglieder der Synodalversammlung, lasen die von ihnen verfasste Werler Erklärung vor, in die sie ihre Erfahrungen und Hoffnungen aus dem Synodalen Weg eingebracht hatten. Die Erklärung umfasst zwölf Forderungen, die eine geschlechtergerechte und synodale Kirche zum Ziel haben und die auf den Beschlüssen des Synodalen Wegs beruhen. „Geschlechtergerechtigkeit ist keine Maximalforderung“ – dieser Satz brachte die Zielrichtung der Erklärung auf den Punkt

Die vier Synodalinnen überreichten ihre Erklärung zur Weiterarbeit an Mitglieder der Kompetenzeinheit Frauen im Erzbistum – und an Diözesanadministrator Dr. Michael Bredeck, der zu den Teilnehmern der Frauenkonferenz zählte. Inzwischen hatten nicht nur die Synodalinnen, sondern auch zahlreiche Teilnehmerinnen der Frauenkonferenz die Werler Erklärung unterzeichnet. Die Synodalinnen luden die Frauen ein, die Werler Erklärung in ihre jeweiligen Arbeitsfelder weiterzutragen und umzusetzen, was ihnen wichtig und möglich ist.

Was jetzt am wichtigsten ist

Auf die Frage, welche der genannten Forderungen ihnen persönlich am wichtigsten seien, nannte Nadine Mersch die Segensfeiern für Paare, die sich lieben. „Es ist wirklich ein Herzensanliegen, dass es einen liturgischen Ort für alle gibt, die einen solchen Segen wünschen“, sagte sie. Michaela Labudda nannte die Zulassung und Laiinnen und Laien zum Predigtdienst und verwies auf die aktuelle Ungleichzeitigkeit: Mancherorts seien Laienpredigten möglich, an anderen Orten nicht. Finja Miriam Weber sprach sich dafür aus, „Einheit in Vielfalt“ anzuerkennen und es als Mehrwert zu betrachten, dass es Vielfalt in der Kirche gebe. Und Marie-Simone Scholz bezeichnete es als ihr großes Ziel, Frauen sichtbarer und sprachfähiger zu machen.

Diözesanadministrator Dr. Michael Bredeck betonte, dass es mit Blick auf die existierende Ungleichzeitigkeit wichtig sei im Gespräch zu bleiben. „Wir können die aktuelle Heterogenität derzeit nicht abschaffen“, sagte er. Gleichzeitig sprach er sich dafür aus, die Beschlüsse des Synodalen Weges, auf denen die Werler Erklärung beruhe, zu interpretieren und umzusetzen.  „Wir müssen jetzt daran arbeiten, Qualitätskriterien für Synodalität zu schaffen, damit Prozesse entstehen, auf die sich jede und jeder verlassen kann“, sagte er. „Das ist bisher noch nicht gewährleistet, aber die Voraussetzung dafür, damit wir eine synodalere Kirche werden können.“

Auch die Teilnehmerinnen der Frauenkonferenz reagierten auf die Werler Erklärung. Von einem Mitglied der Jugendverbände kam der Hinweis, dass dort vieles, was in der Werler Erklärung gefordert werde, schon selbstverständliche Praxis sei. Die Forderung nach „Einheit in Vielfalt“ wurde begrüßt, aber Vielfalt ende da, wo Menschrechte nicht beachtet würden: „Wenn die Kirche nicht gerecht mit Menschenrechten umgeht, hat sie keine Zukunft“. In anderen Stimmen wurde deutlich, dass das Erzbistum auf einem guten Weg sei und dass man einfach tun solle, was möglich sei, statt zu warten, dass sich Kirchenstrukturen ändern.

Eine Veranstaltung mit vielen Beteiligten

Gastgeber der 4. Frauenkonferenz waren die beiden Dekanate Lippstadt-Rüthen und Hellweg. Veranstaltet wurde sie gemeinsam vom Bereich Pastorale Dienste im Generalvikariat, dem Diözesankomitee und der AG Frauenverbände, in Trägerschaft des Bildungs- und Tagungshauses Liborianum. Musikalisch wurde der Tag von der Band Yanomami begleitet.

Dr. Annegret Meyer, Leiterin der Abteilung „Glaube im Dialog“ im Generalvikariat, freute sich darüber, dass die Verlagerung der Veranstaltung in die Dekanate für eine größere Breitenwirkung in der Region und für mehr Beteiligung von ehrenamtlichen Frauen gesorgt habe. „Und mit der Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Einrichtungen hat das Format der Frauenkonferenz eine wichtige Weiterentwicklung hin zu gemeinsamer Verantwortung erfahren.“

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn
Redaktion

Dr. Claudia Nieser

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