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Die Kirche auf dem Smartphone

Seit einem Jahr läuft das Pilotprojekt mit der App Churchpool – die bisher gesammelten Erfahrungen sind vielversprechend

Digitaler Infokasten, Schwarzes Brett, Veranstaltungskalender, Nachrichtenportal, Messenger und Gruppen-Chat, Informationsdrehscheibe über geografische Grenzen hinweg: Die App Churchpool erfüllt viele Anforderungen. Das muss sie auch, um ihrem Anspruch als das soziale Netzwerk für kirchliche Einrichtungen und deren Mitglieder gerecht zu werden.

Seit etwa einem Jahr erprobt das Erzbistum Paderborn in einem Pilotprojekt den Einsatz der App. Für alle Pastoralen Räume und Kirchengemeinden wurde mittlerweile eine Seite mit Kontaktdaten und Basisinformationen auf der App hinterlegt. Die Einrichtungen im Erzbistum, die ihre Internetseite mit dem flexiblen Internetbaukasten FLIB erstellt haben, können zudem ihre Nachrichten automatisiert auf Churchpool ausspielen. Richtig spannend wird es aber in den zwölf Leuchtturmeinrichtungen, die mit Churchpool auf Sendung gehen möchten, also die App intensiv zum Dialog mit Gläubigen nutzen und dort auch Communitymanagement betreiben. In zwei dieser Leuchttürme, im Pastoralen Raum Sundern und in der katholischen Kirchengemeinde St. Clara Dortmund-Hörde, haben wir nachgefragt, wie es mit Churchpool läuft.

Aber Handy kann ich die App von neun bis neunzigplus

Pastoraler Raum Sundern

Gemeindereferent Sebastian Kettler ist 28 Jahre jung und internetaffin und damit im Team des Pastoralen Raums Sundern die Idealbesetzung dafür, im Pilotprojekt die Möglichkeiten der Churchpool-App zu erkunden. Wobei das Alter an sich keine Rolle spielt, weder bei der Kommunikationsarbeit mit der App noch bei deren Nutzung. „Die Administration ist einfach und bei der Nutzung habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade Jugendliche und Menschen im fortgeschrittenen bis hohen Alter besonders gut mit der App klarkommen“, berichtet Kettler von seinen Erfahrungen. Jugendliche machen heutzutage ohnehin alles mit dem Smartphone. Eine E-Mail-Adresse haben sie nur noch, weil diese zur Anmeldung für alle möglichen digitalen Dienste notwendig ist. Auf klassische Websites gehen Jugendliche heute auch nicht mehr. Daher findet in Sundern ein Teil der Firmvorbereitung auf Churchpool und am Smartphone statt. Ähnlich gut wie bei Jugendlichen kommt die App bei Seniorinnen und Senioren an. „Ein Computer ist nicht so meins, aber Handy kann ich“ – dieser Satz aus dem Mund eines über 90-jährigen Churchpool-Users ist Sebastian Kettler in Erinnerung geblieben.

Churchpool – ein Augenöffner

Offenheit und Zugänglichkeit auch über die Altersfrage hinaus, niedrige Hürden bei Einstieg und Nutzung, das sind für Sebastian Kettler die Hauptvorteile der App. Anders als bei einer (im übrigen unter Datenschutzaspekten bedenklichen) WhatsApp-Gruppe brauchen Teilnehmende bei Churchpool keine Einladung. Nicht mal eine Mailadresse oder Telefonnummer muss angegeben werden. „Die App kostenlos herunterladen, installieren und sich umsehen – und dabei bitte über den Tellerrand der eigenen Gemeinde oder des Pastoralen Raums schauen“, rät Sebastian Kettler. Warum letzteres so wichtig ist? „Die meisten Gläubigen informieren sich nach wie vor über Pfarrbriefe oder Aushänge, also über Medien mit begrenzter geografischer Reichweite“, weiß der Gemeindereferent. „Dabei kann es gut sein, dass es die in der eigenen Gemeinde vermissten Angebote oder Beteiligungsmöglichkeiten für ehrenamtliches Engagement drei oder fünf Kilometer weiter längst gibt.“ Churchpool sei demnach auch so etwas wie ein Augenöffner, was Kirche kann und anbietet.

Wie die App in Sundern angenommen wird? Ein Jahr nach dem Start nutzen rund 300 Gläubige die App. Damit hat Churchpool bereits mehr Menschen angezogen als der deutlich länger existente Instagram-Kanal, wobei die Nutzung von Churchpool deutlich intensiver ist – bei vergleichbarem Administrationsaufwand für Sebastian Kettler.

Trotzdem ist bei der Verbreitung der App und bei der Nutzung noch deutlich Luft nach oben. „Die Hauptaufgabe wird es sein, die Menschen aus ihren WhatsApp-Gruppen auf Churchpool rüberzuziehen“, meint Sebastian Kettler. Der Gemeindereferent ist zuversichtlich, dass das klappt: „WhatsApp hat nur den einen Vorteil, dass schon alle da sind.“ Sobald aber beispielsweise eine kfd-Gruppe komplett zu Churchpool hinüberwechselt, verschwindet dieser Vorteil. „Und dann zeigt sich, dass Churchpool deutlich mehr kann“, betont Sebastian Kettler, der darauf hofft, dass sich auch bei der Nutzung digitaler Kommunikationsinstrumente Qualität durchsetzen wird.

Einblick in die Churchpool-Statistik

Von den zwölf Piloteinrichtungen im Erzbistum Paderborn nutzen (Stand Juli 2024) bislang neun die App regelmäßig und intensiv. Wo dies bereits der Fall ist, zeigt sich ein stetiger Anstieg von Mitgliedern und Followern, wobei es erfreulicherweise wesentlich mehr Mitglieder als Follower gibt. Der Unterschied: Follower folgen den Informationsangeboten mehr oder weniger über eine Lese- und Kommentarfunktion, die Mitglieder können hingegen in Gruppen eintreten und das gesamte Angebot der App in Anspruch nehmen.

Wichtig zur Einordnung der Nutzungszahlen ist die Definition, wer überhaupt zu den relevanten Zielgruppen zählt. Dabei stehen zwei unterschiedlich große Zielgruppen zur Verfügung: einerseits die kleinere Gruppe der Gläubigen, die am Gottesdienst teilnehmen, und andererseits die etwas größere Gruppe an Menschen, die nach den Erkenntnissen des MGD-Trendmonitors „Religiöse Kommunikation 2020/2021“ empfänglich für religiöse Kommunikation sind. Von diesen Zielgruppen ließen sich im Zuge des Pilotprojektes innerhalb von sieben Monaten Versuchslaufzeit mit 44 Prozent der Gottesdienstteilnehmenden und 31 Prozent der für kirchliche Kommunikation empfänglichen Personen wesentliche Anteile für die Nutzung der App gewinnen.

Wer Insta kann, kann Churchpool

St. Clara Dortmund-Hörde

Churchpool ist bereits die zweite App, die in der katholischen Kirchengemeinde St. Clara in Dortmund-Hörde im Einsatz ist. „Wir haben schon während der Corona-Pandemie nach einer digitalen Vernetzungsmöglichkeit für Gläubige und weniger Gläubige gesucht“, berichtet Sarah Fitzek, die sich in St. Clara nebenberuflich um die Öffentlichkeit kümmert. Gefunden wurde diese Lösung in einer App namens Communi, die nun im Zuge des Pilotprojekts im Erzbistum Paderborn von Churchpool abgelöst wurde.

Auf die bisherige App will Sarah Fitzek nichts Schlechtes kommen lassen: „Wenn das Erzbistum sich für Churchpool entschieden hat, wäre es unsinnig, wenn wir mit Communi unser eigenes Süppchen kochen.“ Beide Apps seien im Funktionsumfang ähnlich und wiesen bei der Benutzung jeweils ihre Besonderheiten auf, mit denen die Nutzerinnen und Nutzer mal besser und mal weniger gut klarkommen würden. Churchpool ist beispielsweise im Look and Feel  stark an Instagram angelehnt. Wer Instagram mag, findet sich auf Churchpool schnell zurecht. Als Administratorin profitiert Sarah Fitzek davon, dass sich Inhalte von der Internetseite von St. Clara automatisiert auf Churchpool ausspielen lassen: „Die reine Zeitersparnis ist zwar gering, weil auch das manuelle Veröffentlichen von Beiträgen in kurzer Zeit erledigt ist. Aber wenn ich dieselbe Geschichte auf der Internetseite, auf Instagram und auch noch auf der App veröffentlichen muss, ist jeder Automatismus willkommen.“

Von der Notwendigkeit und vom Nutzen einer Kirchen-App ist Sarah Fitzek überzeugt: „Wir haben mit unseren beiden Apps sehr schnell mehrere Hundert User gesammelt. Mit ein Grund dafür: Eine App schafft neue Beteiligungsmöglichkeiten.“ Ein Beispiel dafür ist die Familienkirche. Dafür hat Sarah Fitzek in Churchpool lediglich eine Gruppe eingerichtet, die Gottesdienstvorbereitung wird von den Gläubigen selbst organisiert. Weiterhin gefällt es der Expertin für Digitalkommunikation, dass sie auf Churchpool nirgendwo Mitglied einer Gruppe werden muss, sondern als Followerin die Kanäle anderer Gemeinden auch einfach abonnieren und sich damit einen Überblick verschaffen kann: „Wir sind hier in St. Clara stark in der Familienkirche, eine andere Gemeinde in Dortmund hat dafür einen Schwerpunkt in der queersensiblen Pastoral. Die App zeigt, wie vielfältig unsere Kirche ist.“

Mehr

Churchpool für Android gibt es im Google Play Store, die Version fürs iPhone ist im App Store zu finden. Die Nutzung für Privatpersonen ist kostenlos, die Lizenzkosten für die 12 Pilot-Gemeinden und Einrichtungen trägt das Erzbistum Paderborn.

Weitere Informationen hat Susanne Geilhorn als Projektleiterin.

Thomas Kuhr, Community-Manager in der Kommunikationsabteilung des Erzbistums, gibt Tipps zur inhaltlichen Gestaltung.

 

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