Julia Kettler, 23, hat sich nach ihrem Studium der Religionspädagogik für den Berufseinstieg als Gemeindeassistentin in der Pfarrei St. Barbara in Bönen und Heeren entschieden und vertrat in der Pastoralwerkstatt die junge Pastoral.
Ich war positiv überrascht von der Offenheit während der Veranstaltung. Die Bistumsleitung hat eindrücklich klargemacht, dass es so nicht weitergehen kann. Dies deckt sich mit meinen Erfahrungen. Ich bin jung, gerade mit dem Studium fertig. Die meisten Menschen in unserer Gesellschaft haben mit Religion und Kirche nichts mehr zu tun. Das ist zwar bekannt, aber es einmal aus dem Mund der Bistumsleitung zu hören, war wichtig.
Ich denke, dass Kirche den Menschen mehr zu bieten hat, als diese überhaupt von der Kirche erwarten. Nur haben wir verlernt, in der Sprache der Menschen zu sprechen. Es fehlt an der Lebensweltorientierung.
Das Arbeiten am Zielbild bestätigt mich, dass meine Ideen von Kirche von der Bistumsleitung getragen werden. Die Diskussionskultur während der Veranstaltung war so, wie ich es von der Uni gewöhnt bin, als offener Diskurs.
Alle Grundvollzüge des Glaubens in den Blick nehmen
Gut gefallen hat mir, dass in der Pastoralwerkstatt versucht wurde, mit Liturgie, Diakonie, Mission und Gemeinschaft alle vier Grundvollzüge des Glaubens in den Blick zu nehmen. In der Praxis konzentriert man sich ja je nach Aufgabengebiet oder Projekt auf einen oder zwei der Grundvollzüge. Wenn man selbst schon ein verengtes Bild von Kirche hat, wird es schwer, anderen ein Gesamtbild zu geben.
Wir müssen in Zukunft auch neu definieren, was überhaupt ein Erfolg kirchlicher Arbeit ist. Wir müssen aber aufpassen, dass wir unsere Arbeit nicht verzwecken. Erfolgsdruck macht es schwierig, offen auf die Menschen zuzugehen. In der Pastoralwerkstatt fiel der schöne Satz: Wir sind da, um zu säen, nicht um zu ernten. Das hatte etwas sehr entlastendes für mich.
Wertschätzung für Gottesbilder der Menschen
Wir müssen lernen, wertschätzend auf Gottesbilder zu reagieren, die derzeit gern aus einer theologischen Warte aus als unreif angesehen werden. Ich merke in meiner Arbeit, dass gerade die alten Menschen sich vor einem strafenden Gott fürchten. Die Kirche muss aufhören, diese Menschen zu belehren, sondern ihnen in ihrer Situation helfen. Ich arbeite fortwährend an meinem Glauben, der sich ständig entwickelt. Das müssen wir als Kirche anderen Menschen ebenfalls zugestehen.
Die Veranstaltung nahm vor allem die Pastoralen Räume in den Blick. Wir sind in Bönen und Heeren noch ein Pastoralverbund. Ich finde es eher schade, dass wir noch kein Pastoraler Raum sein können und ich daher Inhalte immer runterbrechen muss. Es wäre sicher hilfreicher, das große Ganze gleich in der zukünftig geltenden Struktur zu denken.
Nach der Veranstaltung habe ich noch öfter darüber nachgedacht, wie Jesus Christus heute auf die Menschen zugehen würde, mit welchen Menschen er über welche Dinge sprechen würde. Insofern hat diese Zukunftswerkstatt auch meinen Glauben beeinflusst. Konkret für meine Arbeit mitgenommen habe ich zwei Ideen und Anregungen. Die Friedensbank als Gesprächsangebot auf dem Friedhof hat mir sehr gefallen, das würde für unsere Kirchengemeinde passen. Dann will ich den Instagram-Account unserer Gemeinde wiederbeleben, mit einem professionelleren Auftreten und neuen Themen.