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Der beste Zeitpunkt ist jetzt: Beim Klimaschutz jetzt in die Umsetzung gehen

Eine neue Broschüre weist Kirchengemeinden den Weg zu mehr Nachhaltigkeit – Team Klimaschutz im Bereich Bauen hilft mit Beratungsangeboten

Beim Klimaschutz herrscht an gutem Willen, an Positionierungen und Absichtserklärungen kein Mangel. Trotzdem kommt die Umsetzung oft nur zögerlich in Gang. Dabei ist es in der Klimawissenschaft breiter Konsens, dass nur noch wenig Zeit bleibt, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, um die menschengemachte Erhitzung der Erde zu begrenzen und katastrophale Folgen abzuwenden. Alarmiert sind nicht nur die jungen Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays For Future und anderen Bewegungen. Große Teile der Bevölkerung fordern beim Klimaschutz mehr Tempo.

Damit diese Herausforderung bewältigt werden kann, sind alle Teile der Gesellschaft aufgefordert, ihren Beitrag zu leisten – die Wirtschaft und der Staat ebenso wie Einzelpersonen oder Einrichtungen der Kirche. Auch wenn die Kirche im Vergleich etwa zur Industrie deutlich weniger Emissionen ausstößt, kommt ihr beim Klimaschutz ideell eine Vorbildfunktion zu. Es geht schließlich um die Verantwortung vor Gott für die Schöpfung.

Klimaschutz ist Schöpfungsverantwortung

Dies machte Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si’ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus im Jahr 2015 deutlich und verschaffte dem christlichen Auftrag zur Schöpfungsverantwortung auf weltkirchlicher Ebene große Aufmerksamkeit. Von diesem Leitgedanken getragen sind auch die Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Zuletzt beschrieb die DBK in ihrem Klima- und Umweltschutzbericht 2021 Handlungsbereiche in Liturgie und Verkündigung, in Bildung, Gebäudemanagement, Mobilität und in nachhaltigem Wirtschaften. Außerdem stellt der Bericht Aktivitäten in den (Erz-)Diözesen und in katholischen Organisationen vor, darunter der Deutsche Caritasverband, die Deutsche Ordensobernkonferenz, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und weltkirchliche Hilfswerke.

Hilfreicher Ratgeber für die Praxis

Damit hat sich die Kirche beim Klimaschutz eindeutig positioniert. Dies gilt auch für das Erzbistum Paderborn, das im Sommer 2019 sein Klimaschutzkonzept vorstellte, aber schon Jahre zuvor in die Energieoffensive ging. Wie aber können jetzt möglichst viele Kirchengemeinden ins konkrete Handeln kommen? Ideen und pragmatische Anleitungen bietet die Broschüre „Klimaschutz in unserer Kirchengemeinde“, die als Gemeinschaftsprojekt der Initiative „Energie&Kirche“ entstand. An der Initiative und am Praxisratgeber beteiligt waren mehrere katholische (Erz-)Bistümer und evangelische Landeskirchen beteiligt. Der Ratgeber richtet sich an hauptamtlich Beschäftigte und ehrenamtlich Engagierte auf Ebene der Kirchengemeinden und steht im Wir-Portal und auf der Seite des Erzbistums zum Download bereit.

Die Sensibilisierung für Umweltschutz und Nachhaltigkeit sei in den Kirchengemeinden sehr groß, berichtet Michael Peine vom Team Klimaschutz im Bereich Bauen des Erzbischöflichen Generalvikariats (siehe Interview). Für den Experten ist die Broschüre ein weiterer Impulsgeber für die Entwicklung von Nachhaltigkeitskonzepten vor Ort.

Ein großer Schritt zur Umsetzung ist die kostenlose Erstberatung, die das Team Klimaschutz den Kirchengemeinden anbietet. Teil der Beratung ist die Unterstützung bei Inanspruchnahme öffentlicher und kirchlicher Fördermittel und die Empfehlung geeigneter Fachleute, die bei der Umsetzung helfen können. „Als Kirche haben wir kreative und effektive Lösungen zum Schutz des Klimas und der Umwelt“, betont Michael Peine. „Wir wissen auch, wie die Umsetzung gelingen kann. Der beste Zeitpunkt, um loszulegen, ist jetzt.“

Nachgefragt bei Klimaschutzmanager Michael Peine

Redaktion

Wie zugänglich sind die Entscheidungsträger und Gremien in den Kirchengemeinden bei Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen?

Michael Peine

Die meisten Kirchenvorstände erlebe ich als gut informiert und sehr offen für Neuerungen. Zurückzuführen ist das zum einen darauf, dass die Menschen innerhalb der Kirche ihrer Schöpfungsverantwortung bewusst sind und diese Verpflichtung annehmen wollen. Zum anderen sind unsere Aktivitäten im Klimaschutz recht nah und artverwandt mit den Anstrengungen der Privathaushalte. Wer im privaten Umfeld schon auf LED oder eine Wärmepumpe umgerüstet hat, ein E-Bike oder ein E-Auto fährt oder auf seinem Dach eine Photovoltaik-Anlage betreibt, kann sich das auch in der Kirchengemeinde vorstellen.

Redaktion

Wo sehen Sie Widerstände?

Michael Peine

Widerstände eigentlich gar nicht, aber ich sehe Befürchtungen, dass jetzt Fehlentscheidungen getroffen werden. Beispielsweise bei der anstehenden Erneuerung einer Heizung. Mit einer modernen Brennwertheizung lässt sich der Wirkungsgrad einer Öl- oder Gasheizung deutlich verbessern. Aber damit bindet sich eine Kirchengemeinde wieder zwei Jahrzehnte lang an fossile Energieträger. Soll es dann eine Wärmepumpe werden? Aber woher kommt der Strom? Was ist mit einer Holz-Heizung über Pellets, Hackschnitzel oder Scheitholz? Ist die Versorgung mit Holz als Brennstoff langfristig gesichert? Und was ist mit Feinstaub? Auch bei der Wärmedämmung gibt es viele offenen Fragen. Hier ist der Zeithorizont sogar noch größer als bei einer Heizung. Bei einer Dämmung sprechen wir von 50 Jahren und mehr, bis ein neuer Umbau ansteht. Die Verantwortlichen in den Gemeinden fürchten daher, dass sie Fehlentscheidungen treffen, die anschließend über Generationen nicht mehr zu revidieren sind. Ein anderer Punkt ist: Wo mit dem Klimaschutz anfangen? Was hat Priorität?

Redaktion

Wie können die Kirchengemeinden also beim Klimaschutz Fehler vermeiden – und was hat Priorität?

Michael Peine

Dafür gibt es keine pauschalen Lösungen, das muss individuell erarbeitet werden. Es gibt aber auf dem Weg zur Nachhaltigkeit zwei Prinzipien. Das erste Prinzip lautet: Die beste Energie ist diejenige, die nicht verbraucht wird. Grünstrom und saubere Heizenergie allein werden es nicht richten. Wir müssen weniger Energie verbrauchen. Und der zweite Grundsatz lautet, bevorzugt dort aktiv zu werden, wo der Energieverbrauch am höchsten ist.

Redaktion

Wo gibt es den höchsten Verbrauch?

Michael Peine

Auf Gemeindeebene haben wir es meist mit vier Immobilientypen zu tun. Da ist zunächst die Kirche, das Sakralgebäude. Es ist groß, hoch, mitunter sehr alt, in der Regel schlecht gedämmt und oft denkmalgeschützt, was den Handlungsspielraum verringert. Allerdings ist die Kirche nicht beheizt, sondern wird zum Schutz von Gebäude und Ausstattung lediglich temperiert. Der absolute Energieverbrauch ist relativ gering. Dann kommt als zweiter Typ das Pfarrhaus, also ein Wohnhaus mit vielleicht ein bisschen Büro dabei. Die Fläche ist überschaubar, der Gesamtenergieverbrauch ist es auch. Der dritte Typ ist das Gemeindehaus, ein Veranstaltungszentrum. Hier haben wir größere Flächen, aber nur eine punktuelle Nutzung. Der vierte und letzte Typ ist der Kindergarten. Er ist flächenmäßig größer, hat lange Nutzungszeiten und die Kinder brauchen es kuschlig. Vereinfacht gesagt: Will eine Kirchengemeinde schnell Emissionen senken, ist sie gut beraten, beim Kindergarten anzufangen. Aber wie gesagt: Klarheit verschafft erst ein Energie- und Nachhaltigkeitskonzept. Das Konzept kann sich auf den Bereich des Gebäudeenergiemanagements beschränken, aber auch weitere Handlungsfelder wie Mobilität einschließen.

Redaktion

Wie sieht der Weg zu einem typischen Energiekonzept aus?

Michael Peine

Am Anfang stehen eine Ideensammlung und die grundsätzliche Bereitschaft, die Kirchengemeinde nachhaltiger auszurichten. Eine gute Handreichung dazu ist die neue Broschüre „Klimaschutz in unserer Kirchengemeinde“. Dann kommt im nächsten Schritt die kostenlose Beratung durch unser Team Klimaschutz. Gemeinsam identifizieren wir Handlungsfelder und helfen bei den nächsten Schritten. Dazu werden idealerweise die Bausachverständigen der Gemeindeverbände und externe Fachleute hinzugezogen. Auch bei der Auswahl dieser Fachleute können wir unterstützen. Es gibt zum Beispiel im Internet eine Liste der Energieeffizienzexperten, aber das Verzeichnis ist ellenlang und die Suchergebnisse sind nur bedingt aussagefähig. Also geben wir Empfehlungen ab. Der nächste Schritt besteht aus der Beantragung und Beschaffung der finanziellen Mittel, auch öffentlicher Fördermittel. Am Ende steht die bauliche Umsetzung.

Redaktion

Das klingt jetzt nach einem bürokratischen und freudlosen Vorgang. Sollte Nachhaltigkeit nicht mit Spaß, mit Lust und Enthusiasmus verbunden sein?

Michael Peine

Ist es meines Erachtens auch. Es bereitet ein ungeheures Vergnügen, am Energiezähler sinkende Verbräuche zu messen. Und es macht noch mehr Spaß, anderen zu zeigen, dass es beim Klimaschutz vorangeht.

Zur Person

Michael Peine arbeitet seit Ende 2019 im Team Klimaschutz des Bereichs Bauen im Erzbischöflichen Generalvikariat. Zuvor war er als Energieberater in einem Ingenieurbüro tätig und unterstützte dort Unternehmen, Wohnungsbaugesellschaften und Privatpersonen bei der energetischen Sanierung und Optimierung von Immobilien aller Art. Nach wie vor liegt sein beruflicher Schwerpunkt beim Gebäudeenergiemanagement. Besonders großen Spaß macht ihm seine Arbeit für das Erzbistum Paderborn, weil er dort ganzheitlich arbeiten kann und alle Teilbereiche der Nachhaltigkeit im Blick hat, von der Mobilität über die Fördermittelberatung bis hin zu denkmalpflegerischen Fragen oder Aspekten des Artenschutzes.

Michael Peine
Team Klimaschutz
Telefon: 0 52 51/125 1146
E-Mail: michael.peine@erzbistum-paderborn.de

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