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Das „Wir“ gibt den Takt vor

Blog-Beitrag von Generalvikar Alfons Hardt

Der Krieg in der Ukraine bringt nun schon seit mehr als drei Monaten Leid, Zerstörung und weltpolitische Unwägbarkeiten mit sich. Finnland und Schweden haben die Aufnahme in die NATO beantragt und damit nachvollziehbare Sicherheitsinteressen ausgedrückt: In Befürchtung einer Ausweitung des russischen Angriffs wird die Gemeinschaft mit Verbündeten gesucht. Zusammen ist man stärker als allein. Deswegen werden Allianzen geschmiedet.

Dieses simple Prinzip lebt jeder von uns auch im Kleinen: Die Gemeinschaft der Familie bietet Halt, Freunde stärken uns, mit Kolleginnen und Kollegen schultern wir gemeinsam Aufgaben. Solidarität haben wir in überwältigender Weise auch in den letzten zwei Jahren erlebt: Während der Corona-Krise und nach der Hochwasserkatastrophe im letzten Jahr haben sich Menschen gegenseitig geholfen und mit angepackt. Das zeigt: Der Mensch ist immer noch Mit-Mensch. Werte wie Nächstenliebe sind in unserer Gesellschaft eben doch wirksam – auch wenn es manchmal anders scheint.

Einzigartige Individuen, aufeinander ausgerichtet

Wie oft beobachten wir trotz aller Solidarität in der Krise im Alltag die Tendenz zum Individualismus, verbunden mit dem Ehrgeiz, „immer schneller, immer höher, immer weiter“ zu gelangen. Diesen Anspruch empfinde ich als fatal, denn mit ihm reduzieren sich Menschen auf ihre Leistungsfähigkeit und ihr Potenzial zur Selbstoptimierung. Dazu möchte ich ganz klar sagen: Das ist nicht das Menschenbild des Christentums. Natürlich sehe ich es als geboten an, mit dem eigenen Körper und der eigenen Gesundheit achtsam umzugehen. Aber mir scheint, dass immer mehr Menschen das Zufriedensein verlernen und dem Drang nachgeben, immer noch ein Stück perfekter sein zu wollen. Gott sieht uns mit anderen Augen. Vor Gott muss niemand Angst haben, zu hohen Ansprüchen nicht gerecht zu werden, gerade nicht die Schwachen und Kranken. Gott hat uns geschaffen zum sozialen Miteinander – als einzigartige Individuen, die aber immer aufeinander ausgerichtet sind. Auch deswegen – und das ist mir wirklich ein Anliegen –  hat das Allgemeinwohl zu Recht eine so hohe Bedeutung.

Aus dem christlichen Menschenbild, das nach der Gottesliebe die Nächstenliebe auf eine Stufe mit der Selbstliebe stellt, erwächst immer ein „Wir“. Und daraus erwachsen Liebe, Respekt, Fürsorge, Vertrauen und Zutrauen. Diese Tugenden müssen wir auch in unserer Kirche leben, denn die Kirche ist ohne Gemeinschaft nicht denkbar. Gerade auf den Zukunfts-Wegen, auf denen wir in unserem Erzbistum, innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland und auch in der Weltkirche unterwegs sind, muss das „Wir“ den Takt angeben. Ich habe grundsätzlich die Zuversicht, dass wir auf einem guten gemeinsamen Weg sind, auch wenn vielfach behauptet wird, dass unsere Kirche von Einzelinteressen zerrissen zu werden droht. Wir müssen natürlich gut Acht geben, dass genau das nicht passiert. Aber wir dürfen uns auch nicht unseren gemeinsamen Dialogprozess kaputt reden lassen.

Glaubenskraft stärkt das Wir

Wir feiern Pfingsten und damit den Geburtstag der Kirche. Was könnte ein besserer Anlass sein, um uns für unseren Weg als Gemeinschaft der Gaben zu versichern, die Gott uns durch den heiligen Geist zugesagt hat? Es liegt etwa an uns allen, Weisheit mitzuteilen und Erkenntnis zu vermitteln – aber wir müssen auch bereit sein, anderen zuzuhören und somit Weisheit und Erkenntnis zu empfangen. Die Unterscheidung der Geister lässt mich fragen: Sind wir bereit, auch in kontroversen Meinungen die gute Absicht zu erkennen? Sind wir fähig, das zu benennen, was unser „Wir“ gefährdet? All das ist für unseren Diözesanen Weg 2030+ ebenso wie für die anderen Dialogprozesse unerlässlich.

Was wir aber in jedem Falle brauchen, ist Glaubenskraft. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen auch in unserer Kirche kurz davor stehen, den Glauben zu verlieren. Doch ich bin überzeugt: Wenn uns eines aus der gegenwärtigen Krise heraushelfen kann, dann ist es neben Authentizität vor allem die beharrliche Hoffnung wider allen Pessimismus – und zwar in einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig Halt gibt. Die Aktion Mensch hat für sich das schöne Leitwort „Das Wir gewinnt“ gewählt – das wünsche ich in diesem Sinne auch uns als Kirche.

Ihr Generalvikar Alfons Hardt

„Aus dem christlichen Menschenbild, das nach der Gottesliebe die Nächstenliebe auf eine Stufe mit der Selbstliebe stellt, erwächst immer ein „Wir“. Und daraus erwachsen Liebe, Respekt, Fürsorge, Vertrauen und Zutrauen. Diese Tugenden müssen wir auch in unserer Kirche leben, denn die Kirche ist ohne Gemeinschaft nicht denkbar. Gerade auf den Zukunfts-Wegen, auf denen wir in unserem Erzbistum, innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland und auch in der Weltkirche unterwegs sind, muss das „Wir“ den Takt angeben.“

Generalvikar Alfons Hardt

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