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Auf das Hoffen der Menschen lauschen

Blog-Beitrag von Propst Andreas Coersmeier

Mehr als eine halbe Millionen Menschen sind im vergangenen Jahr in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten. Auch heruntergerechnet auf ein Bistum oder eine Stadt bleiben die Zahlen erschreckend hoch. Die Zahl ist das eine, die tägliche Konfrontation damit noch einmal etwas Anderes. Immer höher wurden zuletzt im Katholischen Stadtbüro in Dortmund die Stapel der Austrittserklärungen, die für das kirchliche Meldewesen bearbeitet werden. Das geht auch nicht spurlos an den Mitarbeitenden vorbei, die damit täglich zu tun haben. Vielen in der Kirche beruflich oder ehrenamtlich Engagierten geht es nicht anders. Allerorten erfahren sie, dass die Glaubensgemeinschaft, für die sie sich einsetzen, immer mehr Ablehnung erfährt. Viele Menschen verlassen die Kirche und jene, die bleiben, fragen sich, wie es weitergehen soll.

Es wird weitergehen, aber die Kirche wird kleiner, gesellschaftlich unbedeutender und in vielen Punkten anders werden – und das muss sie auch. Missbrauchsskandale und fehlende Reformbereitschaft werden überwiegend als Gründe für einen Kirchenaustritt genannt, sofern überhaupt Gründe angegeben werden. Fehlende Bindung und ein Gefühl, nicht mehr dazu zu gehören, spielen ebenfalls eine Rolle und damit verbunden dann auch finanzielle Überlegungen. Von Glauben ist da eher selten die Rede. Es geht um die Institution und auch hier nur um einen bestimmten öffentlich wahrgenommenen Teil davon. Es geht nicht um Krankenhäuser, Schulen und Hospize, nicht um Kindergärten oder die Telefonseelsorge und auch kaum um den Pfarrer und die Gemeinde vor Ort, sondern in der Regel um die große kirchliche Weltpolitik oder schlicht um Gleichgültigkeit. Einige Ausgetretene betonen aber ausdrücklich, dass sie weiterhin gläubige Menschen seien. Gerade deshalb müssen die Türen der Kirche auch für Ausgetretene offenbleiben.

 

Alle guten Willens einladen

Vielleicht ist es aber noch viel sinnvoller, zunächst gar nicht nach Mitgliedschaft, Glauben, Religion oder Konfession zu fragen und alle einzuladen, die guten Willens sind. Im Ehrenamt wird diese Entwicklung besonders in der Großstadt schon länger deutlich, ebenso wie in der Mitarbeiterschaft großer kirchlicher Einrichtungen. Menschen wollen sich engagieren, beispielsweise für Geflüchtete oder für Obdachlose, in der Telefonseelsorge und anderen Diensten und sie tun dies bei der Kirche, oft ohne selbst einen engeren kirchlichen Bezug zu haben.

 

„Es geht darum, einen neuen Einklang zwischen den Menschen unserer Zeit und dem Glauben zu finden“, sagte kürzlich die Referentin beim Pastoraltag der Seelsorgerinnen und Seelsorger aus Dortmund. Notwendig sei es, auf das Hoffen der Menschen zu lauschen, ohne sie verkirchlichen zu wollen. Das ist noch keine Lösung für das große Ganze aber ein vielversprechender Ansatz und eine andere Sichtweise. Damit sind auch Aufbrüche erkennbar und nicht nur Abbrüche. Und es ist eine Perspektive, wie es weitergehen kann, denn die christliche Botschaft bleibt nach wie vor wichtig – und darum geht es.

 

Ihr

Propst Andreas Coersmeier

Stadtdechant Dortmund
nichtresidierender Domkapitular am Hohen Dom zu Paderborn

„Vielleicht ist es aber noch viel sinnvoller, zunächst gar nicht nach Mitgliedschaft, Glauben, Religion oder Konfession zu fragen und alle einzuladen, die guten Willens sind. Im Ehrenamt wird diese Entwicklung besonders in der Großstadt schon länger deutlich, ebenso wie in der Mitarbeiterschaft großer kirchlicher Einrichtungen. Menschen wollen sich engagieren, beispielsweise für Geflüchtete oder für Obdachlose, in der Telefonseelsorge und anderen Diensten und sie tun dies bei der Kirche, oft ohne selbst einen engeren kirchlichen Bezug zu haben.“

 

Propst Andreas Coersmeier

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