Frauen im Erzbistum Paderborn sind am Samstag, 29. April 2023, zur 4. Frauenkonferenz in die Ursulinenschulen Werl eingeladen. Unter dem Leitwort „Von Mensch zu Mensch Kultur (ver-)ändern“ geht es an diesem Tag um eine Positionsbestimmung nach dem Ende des Synodalen Weges: Was haben die Frauen im Erzbistum Paderborn schon erreicht? Und wie geht es nach dem Synodalen Weg nun weiter? Vier Frauen, die an der Vorbereitung der Frauenkonferenz beteiligt sind, haben sich zum Interview getroffen, blicken auf die Situation der Frauen im Erzbistum und erklären, warum es sich lohnt, bei der 4. Frauenkonferenz dabei zu sein: Dr. Annegret Meyer (Leitung Abteilung „Glaube im Dialog“ im Generalvikariat), Mechthild Wohter (Geistliche Begleiterin des kfd-Diözesanverbandes, AG Frauenverbände), Regina Kopp-Herr (Vorstand Diözesankomitee) und Nicole Heimlich (Dekanatsreferentin im Dekanat Lippstadt-Rüthen).
„An dem Tag wird deutlich, dass wir viele sind!“
Warum jetzt eine Frauenkonferenz, in der Zeit der Vakanz?
Einmal geht im März der Synodale Weg zu Ende, das ist ein guter Zeitpunkt, um zu schauen, wie die Situation der Frauen im Erzbistum ist und was sie gerade beschäftigt. Der Leidensdruck angesichts ungelöster Fragen und Probleme ist ja hoch, da ist es egal, ob der Stuhl des Erzbischofs gerade vakant ist oder nicht. Und dann gab es noch einen zusätzlichen Impuls aus der AG Frauenverbände…
In der kfd begehen wir am diesjährigen 29. April zum 25. Mal den Tag der Diakonin, und das Diözesankomitee hat den Beschluss gefasst, dass der Tag der Diakonin im Erzbistum Paderborn flächendeckend eingeführt wird. Das trifft sich natürlich mit den Anliegen der kfd, und so entstand die Idee, dies mit der Frauenkonferenz zusammenzubringen und diese am 29. April stattfinden zu lassen. Das Motto des Tags der Diakonin lautet „Wartet nicht!“. Für mich heißt das, dass wir nicht auf einen Bischof warten müssen, um für unsere Anliegen einzutreten.
Frauen sind stark, wenn sie sich solidarisieren. In der Tagesschau habe ich den Eröffnungsgottesdienst der Misereor-Fastenaktion aus Augsburg gesehen. Das Leitwort ist in diesem Jahr „Frauen – Macht – Veränderung“, es wurde gesagt, dass ohne Frauen nichts funktioniert. Das könnte man genauso gut auf die Frauenkonferenz übertragen. Es ist gut, sich jetzt laut und vernehmlich zu Wort zu melden.
Zuvor hat die Frauenkonferenz immer in Paderborn stattgefunden. Gastgeber sind diesmal die Dekanate Lippstadt-Rüthen und Hellweg. Welche Bedeutung hat das?
Ich freue mich sehr darüber, dass die Frauenkonferenz diesmal auf regionaler Ebene stattfindet. Ich glaube, dass das für eine breitere Beteiligung von Ehrenamtlichen sorgt, und es ist gut, wenn die Ehrenamtlichen mit im Boot sind. Jedenfalls sind schon viele Anfragen bei mir angekommen, es gibt ein hohes Interesse in der Region.
Bei der zweiten Frauenkonferenz war ich mit vielen Frauen im Gespräch. Da hatte ich den Eindruck, dass es doch viele Hauptberufliche waren, die teilgenommen haben. Insofern ist es gut, dass über die Fläche mehr Ehrenamtliche kommen.
Einen solchen Schulterschluss mit der Fläche des Erzbistums und dem Ehrenamt brauchen wir eigentlich überall. Leider war das oft ein Problem und hat zu einem Gegeneinander von Fläche und Zentrale in Paderborn geführt. Bei der Frauenkonferenz läuft es jetzt aber richtig gut. Das müsste dringend weitere Kreise ziehen.
Jetzt zur Frauenkonferenz anmelden!
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme! Die Anmeldung erfolgt über das Bildungs- und Tagungshaus Liborianum, das die Trägerschaft der Veranstaltung übernommen hat. Anmeldeschluss ist der 17. April 2023.
Was nehmen Sie wahr: Wie blicken Frauen aktuell auf die Kirche?
Als Geistliche Begleiterin der kfd kann ich sagen: Die Frauen erwarten endlich Geschlechtergerechtigkeit! Und auch die Anerkennung, dass Frauenleben vielfältig sind – so lautet ja das aktuelle Kernthema der kfd. Wir sind in der kfd zuversichtlich, dass wir noch etwas ändern können. Bei anderen Gruppen nehme ich da eher Resignation und Hoffnungslosigkeit wahr.
Es gab eine weltweite Umfrage unter kirchlich engagierten Frauen, und das am meisten verwendete Wort war „Frustration“. Es ist also zu befürchten, dass sich viele Frauen abwenden und gehen werden. Die kirchliche Macht ist heute nicht mehr so stark, dass sie das verhindern könnte. Aber natürlich ist trotzdem ein Schmerz mit einem Abschied aus der Kirche verbunden. Ich glaube, bei vielen Frauen gibt es das zwiespältige Gefühl, dass einerseits steter Tropfen vielleicht doch den Stein höhlen kann und dass andererseits der Zug vielleicht doch schon abgefahren ist.
Ich kann den Frust nachvollziehen. Ich vergleiche das gerne mit der Politik: Auch da ringe ich manchmal mit meiner Partei. Aber wenn ich etwas verändern will, dann kann ich das nur von innen heraus. Und wenn das Ziel klar ist, dann dürfen die Schritte ruhig auch einmal kleiner sein. Eine breite Solidarität unter Frauen wäre für mich jedenfalls das wichtigste.
Die Frauenkonferenz findet am Tag der Diakonin statt, der in diesem Jahr unter dem Leitwort „Wartet nicht!“ steht. Worauf warten Frauen nicht mehr?
Sie warten jedenfalls nicht mehr passiv darauf, dass sich vor der Haustür etwas ändert. Frauen suchen sich die Orte, an denen sie sich engagieren, Gottesdienst feiern und so weiter. Auch bei mir ist es so, dass ich an manchen alten Strukturen einfach nicht mehr mit bauen will. Ich erlebe auch, dass manche dieser Strukturen zusammenbrechen, wenn zum Beispiel am Sonntag nicht mehr überall Eucharistie gefeiert wird. Und dort kann dann etwas Neues entstehen.
Das erlebe ich auch bei unseren Geistlichen Begleiterinnen. Wenn ihnen zum Beispiel ein Gottesdienstentwurf für einen Frauengottesdienst von einem Pfarrer zusammengestrichen wird, dann ziehen sie daraus die Konsequenz, künftig keine Eucharistiefeiern mehr vorzubereiten, sondern Wortgottesfeiern.
Ich glaube, Frauen warten nicht mehr auf die Gleichberechtigung. Oder wollen nicht mehr darauf warten.
Ich glaube, sie wollen sich eindeutig und mutig positionieren. Sie wollen, dass wir ihnen den Rücken stärken, wenn sie signalisieren: Mit mir nicht!
Alle Infos zum Thema "Frauen im Erzbistum Paderborn"
Im Erzbistum Paderborn hat das Thema „Frauen“ zahlreiche Aspekte. Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Sichtbarkeit, Förderung und Wertschätzung von Frauen im kirchlichen Leben stehen in der Diözese dauerhaft auf der Agenda. Auf dieser Internetseite können Sie sich informieren:
Warum lohnt es sich, bei der Frauenkonferenz dabei zu sein?
Ich glaube, der Tag kann eine Stärkung sein, weil man am Beispiel anderer Frauen sehen kann, was alles möglich ist. Wir haben für den Vormittag Frauen in Führung, Geistlicher Leitung und Verkündigung eingeladen, die von ihren Erfahrungen berichten. Es ist einfach gut, das zu hören und dann künftig voneinander zu wissen.
Auf alle Fälle erwartet die Teilnehmerinnen auch ein etwas anderer Gottesdienst in geschlechtergerechter Sprache. Viele Frauen, die aus ihrer Praxis viel zu erzählen haben. Und am Nachmittag wollen wir im Gespräch mit Synodalinnen aus dem Erzbistum Paderborn überlegen, wie es nach dem Synodalen Weg weitergeht. Und welche Vereinbarungen wir für die Zukunft treffen können – damit sich wirklich etwas verändert.
Ich glaube, die Frauenkonferenz ist auch eine gute Gelegenheit, um Netzwerke zu knüpfen und Neues zu lernen.
In anderen Diözesen gibt es Frauenkonferenzen, die diözesanes Beratungsgremium sind. Das ist bei uns ja nicht so, und was mir an unserem Weg gefällt, ist die Tatsache, dass unsere Frauenkonferenzen tatsächlich ein Ort für Frauen sind. Es ist ein Ort mit einer anderen Praxis und einer anderen Sprache. Frauen erleben dort: Wir sind Kirche! Und wir sind wichtig für Kirche, ohne uns geht es nicht, egal was die Verhinderer sagen.
Wann ist die Frauenkonferenz für Sie eine gelungene Veranstaltung?
Wenn ich mit einem Notizbuch voller neuer Kontakte nach Hause fahre und viele neue Erkenntnisse gewonnen habe.
Wenn ich persönlich bereichert nach Hause komme und ganz viele tolle, beeindruckende Frauen kennengelernt habe.
Wenn die Frauenkonferenz konkrete Auswirkungen auf die Gestaltungsmöglichkeiten in unserem Erzbistum hat und wir bei der fünften Frauenkonferenz sagen können: Es hat sich etwas verändert!
Ich hoffe, dass von der Frauenkonferenz eine positive Kraft ausstrahlt, dass es ernsthafte Teilhabe gibt und kein Gegeneinander. Ich hoffe auch, dass von den beiden Dekanaten, die ja diesmal Gastgeber für die Frauenkonferenz sind, eine Dynamik ausgeht: für weitere Frauenkonferenzen in den Dekanaten.
Und zum Schluss: Mit welchen Worten würden Sie persönlich zur Frauenkonferenz einladen?
„Frau. Macht. Veränderung“! Sei ein Teil davon!
Für die Frauen in der Kirche ist es längst fünf nach zwölf. Wir müssen uns jetzt positionieren und vernetzen, sonst ist der Zug abgefahren.
Wir treffen uns nicht mit hängenden Köpfen, sondern wollen die Kraft erleben, die entsteht, wenn wir zusammenkommen.
An dem Tag wird deutlich, dass wir viele sind! Wir sind laut und erheben unsere Stimme! Wir sind sichtbar und mutig.