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© seanbear / Shutterstock.com

20 Jahre alte Konzepte funktionieren nicht mehr

Immer mehr junge Menschen engagieren sich in der Firmvorbereitung und gehen neue Wege

Wie lebe ich als mündiger Christ und mündige Christin meinen Glauben in der Welt? Um diese zentrale Frage dreht sich die Vorbereitung zur Firmung. Doch Antworten auf diese Frage zu bekommen ist gar nicht so einfach. Gerade im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, in dem die jungen Menschen üblicherweise zur Firmung gehen, stehen sie an einem Wendepunkt im Leben. Sie fragen sich: Wie sieht meine Zukunft aus? Auf der einen Seite beruflich: Möchte ich weiterhin zur Schule gehen? Mache ich lieber eine Ausbildung oder vielleicht doch ein Studium? Auf der anderen Seite beschäftigen sie viele grundlegende Lebensfragen: Welche Werte sind mir im Leben wichtig? Wofür möchte ich einstehen? Was ist meine sexuelle Identität? Und nicht zuletzt: Spielen Gott und der Glauben in meinem Leben eine Rolle?

Um in diesem Durcheinander ein wenig Orientierung zu bekommen kann die Firmvorbereitung wirklich helfen. Aber das gelingt nur, wenn sie von den Jugendlichen her gedacht wird. Die Konzepte von vor 20 Jahren erreichen die jungen Menschen heutzutage nicht mehr. Daher gehen viele Gemeinden voraus und beziehen die Jugendlichen mit ein, indem sie ihr eigenes Vorbereitungsprogramm zusammenzustellen können oder auch die Firmkatechese der zukünftigen Jahrgänge selbst mitgestalten.

Wir haben mit drei Jugendlichen aus dem Erzbistum gesprochen, die sich in der Firmvorbereitung engagieren, und sie gefragt, was ihnen in der Vorbereitung wichtig ist, was sie sich wünschen und wie sie gut gelingen kann:

Lara Wiemer, 21 Jahre, Firmkatechetin in St. Dionysius, Herne:

„Ich habe im vergangenen Jahr die jungen Menschen unserer Gemeinde auf ihrem Weg zur Firmung begleitet und als Firmkatechetin stets versucht für die Jugendlichen da zu sein und ihnen ein offenes Ohr zu bieten. Ich kann sehr gut nachvollziehen, welche Themen die jungen Menschen bewegen, da meine eigene Firmung noch gar nicht lange zurück liegt. Vor meiner Entscheidung zur Firmung habe ich mich auch erst intensiv mit meinem Glauben auseinandersetzen müssen. Ich kann daher ihre Zweifel verstehen, ob eine Firmung noch zeitgemäß ist oder was sie ihnen überhaupt bringen soll.

Aus diesem Grund habe ich in der Firmvorbereitung versucht den Jugendlichen immer wieder bewusst zu machen, dass am Ende gar nicht das große Ziel Firmung stehen muss. Mein Wunsch war und ist es, dass sie der Katechese eine Chance geben und offen sind, sich trauen und alles einfach einmal auf sich wirken lassen. Denn ich bin davon überzeugt, dass die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben jedem etwas bringt, egal wie jung oder alt man ist. Ich möchte ihnen in der Firmvorbereitung helfen ihren Charakter, ihre Meinung und ihren Glauben zu festigen und auszubauen.“

 

Linus Jarfeld, 15 Jahre, zukünftiger Firmkatechet in St. Clara, Dortmund-Berghofen:

„Ich habe mich im November 2022 firmen lassen, obwohl ich am Anfang gar kein großes Interesse an der Firmung oder der Vorbereitung dazu hatte. Ehrlicherweise bin ich nur zur Vorbereitung mitgekommen, weil ein guter Freund von mir auch hinging. Aber wirklich Lust hatte ich nicht. In unserer Gemeinde werden seit einiger Zeit Jugend-Alpha-Kurse zur Firmvorbereitung genutzt, an denen die Teilnahme freiwillig ist und auch die Entscheidung, ob am Ende wirklich die Firmung steht. Daher habe ich mir gedacht: `Warum nicht? Du kannst es dir ja einfach mal anschauen. Das wird schon nicht schaden. ‘

Und um ehrlich zu sein ist die Entscheidung, dass ich mich wirklich firmen lasse, auch erst beim vorletzten Termin vor der Firmung gefallen. Die wöchentlichen Gespräche im Alpha-Kurs haben mir mit der Zeit immer mehr Spaß gemacht und mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Da habe ich gemerkt, wie wertvoll die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und mit Haltungsthemen ist, die sonst im Schulalltag zu kurz kommen und in der Freizeit nicht von alleine Thema werden.

Daher habe ich mich dazu entschieden, mich für den kommenden Jahrgang als Firmkatechet weiterbilden zu lassen, da ich mir wünsche, dass viel mehr Jugendliche diese Erfahrung machen würden, die so wertvoll für mich war.“

Ole Lingnau, 17 Jahre, Ehrenamtlicher in der Firmvorbereitung in St. Clara, Dortmund-Hörde:

„Als ich zu meinem 16. Geburtstag eine Postkarte mit der Einladung zur Firmung erhielt, habe ich damit gerechnet, dass mich klassischer Unterricht zur Firmvorbereitung erwartet. Dass der Pfarrer und Gemeindereferenten uns etwas über den Glauben erzählen und wir alleine oder in Kleingruppen verschiedene Dinge erarbeiten sollen, in etwa so wie in der Schule. Als ich dann zum ersten Mal zur Firmvorbereitung gegangen bin und ich das Konzept des Alpha-Kurses kennengelernt habe, war ich zugleich verwundert und positiv überrascht, aber auch ein wenig skeptisch. Wie sollte es gelingen, dass zum großen Teil fremde Jugendliche miteinander über ihren Glauben sprechen sollen?

Doch das Konzept ist aufgegangen und ich habe einige spannende Themen-Abende erlebt, die mich persönlich weitergebracht haben. Ich denke, dass vor allem die Einbindung der Firmlinge aus dem vorigen Jahrgang sehr dazu beigetragen hat, dass sich alle schnell wohl gefühlt haben. Es ist schlicht viel einfacher sich Gleichaltrigen gegenüber zu öffnen und mit ihnen über private Dinge wie den Glauben zu sprechen als mit deutlich älteren Personen. Ich würde mir daher wünschen, dass noch mehr Gemeinden junge Menschen in die Firmvorbereitung einbinden und ihnen Verantwortung übertragen.“

Drei Fragen an Weihbischof Josef Holtkotte:

Gemeinsam mit den anderen Weihbischöfen des Erzbistums spendet Weihbischof Josef Holtkotte jedes Jahr zahlreichen jungen Menschen das Firm-Sakrament. Bei seinen Besuchen in den Gemeinden erhält er dabei wertvolle Einblicke in die Arbeit vor Ort. Wir haben mit ihm gesprochen und ihn nach seinen Erfahrungen mit dem Engagement junger Menschen in der Firmvorbereitung gefragt.

Redaktion

Herr Weihbischof, haben Sie auf Ihren Firm-Reisen auch mit jungen Firmkatecheten sprechen können?

Weihbischof Holtkotte

Ja, das habe ich und es waren stets sehr gute und bereichernde Gespräche. Ich konnte feststellen, dass das Engagement der jungen Menschen für die Firmbewerber und Firmbewerberinnen große Schnittmengen mit deren Lebenswirklichkeiten aufweist und dadurch viel leichter eine Vertrauensbasis aufgebaut werden konnte.

Wenn junge Menschen sich für kirchliches Engagement entscheiden, tun sie es oft, weil sie den Glauben positiv erfahren. Ihre Bindung zur Kirche ist sehr authentisch und das spüren die Firmbewerberinnen und Firmbewerber deutlich.

Redaktion

Könnten die jungen Menschen dann nicht gänzlich die Firmvorbereitung übernehmen?

Holtkotte

Eine Begleitung durch hauptamtlich Mitarbeitende ist meiner Meinung nach immer noch sehr wichtig und auf keinen Fall wegzudenken. Es braucht stets Jemanden, der die jungen Menschen mit Erfahrungen unterstützt. Menschen, die die Organisation, die Struktur und auch die Abläufe kennen. Idealerweise arbeiten hauptamtliche Mitarbeitende und die jungen Engagierten im Team Hand in Hand.

Die Zusammenarbeit schien mir immer sehr bereichernd zu sein. Deshalb lohnt es sich junge, engagierte Menschen ins Boot zu holen und mit ihnen auf dem Weg zu sein.

Redaktion

Wie sieht Ihrer Meinung nach zukunftsträchtige Firmvorbereitung aus?

Holtkotte

Das kann wohl niemand so pauschal beantworten. Ich erlebe eine große Vielfalt in den Gemeinden. Eine gute Mischung aus digitalen Angeboten sowie Veranstaltungen in Präsenz, theologische Inhalte, Gesprächsmöglichkeiten, auch Freizeitangebote. Ich bin überzeugt, dass sich die Jugendlichen suchen, was sie benötigen, was gut zu ihnen passt und ihnen einen Mehrwert bringt. Das finden die Verantwortlichen vor Ort im Miteinander heraus.

Ein Beitrag von:
Redakteurin

Lena Jordan

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