Wie haben die Generalvikare Dr. Michael Bredeck und Prälat Thomas Dornseifer ihr erstes Jahr im Amt erlebt? Im Interview mit Redaktionsleiter Dirk Lankowski sprechen sie über die Herausforderungen in der Bistumsverwaltung, persönliche Begegnungen und Pläne für die Zukunft.
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Seelsorge und Verwaltung auf Zukunftskurs
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Nach knapp einem Jahr im Amt – wie fällt Ihre persönliche Bilanz aus?
Ich würde sagen, ich bin jetzt nach einem knappen Jahr in der Aufgabe angekommen. Es ist eine sehr herausfordernde, komplexe Aufgabe, und ich bin jeden Tag froh, dass wir sie zu zweit wahrnehmen. Natürlich gibt es viele Dinge, die noch nicht optimal laufen. Was mich besonders herausfordert, ist die tägliche enge Taktung der Termine. Da muss ich auf Dauer noch einen anderen Ansatz finden.
Nach fast zwölf Monaten im Amt habe ich meinen Rhythmus gefunden. Ich hatte den Vorteil, die Aufgabe bereits 16 Monate lang als ständiger Vertreter zu begleiten, aber ich merke dennoch, wie gut es ist, dass wir zu zweit sind. Wir teilen uns Verantwortlichkeiten, doch das bedeutet keineswegs weniger Arbeit – im Gegenteil. Unser Erzbischof legt eine hohe Schlagzahl vor, und nach der Vakanzzeit stehen viele Themen an, die dringend gelöst werden müssen. Der Druck ist hoch, die Tage sind voll, aber es ist eine erfüllende Aufgabe.
Gab es Momente, in denen etwas im Amt anders lief als erwartet?
Ich bin ohne feste Erwartungen in diese Aufgabe gegangen. Jeder Tag bringt Überraschungen – Dinge, die morgens noch nicht im Blick sind, aber dennoch bearbeitet werden müssen. Das gehört dazu.
Für mich war nicht unbedingt etwas anders als erwartet, aber neu ist die intensive Einbindung in die Prozesse, sowohl von uns als auch vom Erzbischof. Das bedeutet, dass Abstimmungswege neu definiert werden müssen – und das geht nicht von heute auf morgen.
Hat sich Ihre Sicht auf das Amt verändert?
Nicht grundsätzlich. Ich hatte bereits, wie schon gesagt, Erfahrungen als ständiger Vertreter, aber jetzt kann ich mich in viele Prozesse noch intensiver einbringen. Vorher hatte ich oft das Gefühl, in zu vielen Töpfen zu rühren, aber in keinem richtig. Durch die Aufteilung der Zuständigkeiten habe ich die Möglichkeit, fokussierter und tiefer zu arbeiten.
Es ist ein Unterschied, ob man einen Generalvikar von außen erlebt oder es selbst ist. Wir versuchen, nicht nur am Ende einer Entscheidung zu stehen, sondern aktiv in Prozessen mitzuarbeiten und diese mitzugestalten. Der Erzbischof hat es kürzlich treffend formuliert: Die Zeit des Verwaltens ist schon länger vorbei, als Bistumsleitung müssen wir gestalten und in die Prozesse hineingehen.
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Jeder Tag bringt Überraschungen – Dinge, die morgens noch nicht im Blick sind, aber dennoch bearbeitet werden müssen. Das gehört dazu.
Wie gehen Sie persönlich mit der Verantwortung um, die das Amt bringt?
Für mich ist wichtig, dass meine priesterliche Identität nicht zu kurz kommt. Mein geistliches Leben hat einen Wert – durch regelmäßige Gottesdienste und geistliche Begleitung. Diese Momente helfen mir, innezuhalten und Orientierung zu finden.
Ich erlebe mich nicht als jemand anderen als vor meiner Ernennung. Aber ich merke, dass sich die Art verändert hat, wie ich wahrgenommen werde oder wie ich selbst über Sachverhalte oder Personen denke. Damit umzugehen, ist eine geistliche Übung. Demut und Bescheidenheit sind dabei wichtig – vor allem in der Verantwortung für die vielen Menschen im Erzbistum, die auf uns schauen.
Welche Themen haben Sie im ersten Jahr besonders beschäftigt?
Mein Schwerpunkt liegt auf der Transformation der Pastoral. Ein sperriges Wortgebilde, hinter dem die Frage steckt: Wie kann Seelsorge angesichts sinkender personeller und finanzieller Ressourcen zukunftsfähig gestaltet werden? Es geht darum, tragfähige Konzepte und Strukturen für die Seelsorge zu entwickeln, die möglichst viele Menschen im Erzbistum mittragen können. Das ist ein großer und komplexer Prozess.
Mein größtes Thema ist die Transformation der Kirchenverwaltung. Neben der strukturellen Anpassung steht die Zukunft der Kindertageseinrichtungen im Fokus. Die Herausforderung besteht darin, eine auskömmliche Finanzierung sicherzustellen. Gleichzeitig müssen wir bei sinkenden Einnahmen effizienter werden – eine große Aufgabe.
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Die Mitarbeitenden sind hochmotiviert und wollen aktiv beteiligt werden. Dieses Vertrauen trägt mich und gibt mir Kraft.
Was macht Ihnen Mut?
Ich spüre täglich ein hohes Wohlwollen – sowohl im Generalvikariat als auch in der Fläche des Erzbistums. Die Mitarbeitenden sind hochmotiviert und wollen aktiv beteiligt werden. Dieses Vertrauen trägt mich und gibt mir Kraft.
Das Amt des Generalvikars ist anspruchsvoll – eine Herausforderung, aber zugleich eine Position mit großen Gestaltungsmöglichkeiten. Während ich die unmittelbare seelsorgliche Begegnung mit Menschen manchmal vermisse, empfinde ich es als besondere Verantwortung, an zentraler Stelle die Zukunft der Kirche mitzuprägen. Die Möglichkeit, Weichen für kommende Generationen zu stellen und kirchliche Strukturen aktiv weiterzuentwickeln, ist eine Aufgabe, die mich fordert, aber auch erfüllt.
Welche Pläne haben Sie für das kommende Jahr?
Wir werden die Grundlagen für die Seelsorge in der Zukunft und zum Personaleinsatzplan veröffentlichen und in eine erste Resonanzphase gehen. Ziel ist es, tragfähige Strukturen für die künftige Seelsorge zu entwickeln.
Wir werden weiter an der Kirchenverwaltung der Zukunft arbeiten. Und es stehen digitale Projekte im Mittelpunkt. Prozesse wie Zeitmanagement, Aktenführung oder Facility Management müssen stärker digitalisiert werden. Zudem wollen wir uns mit eigenen Formaten in die interne Kommunikation des Erzbistums einbringen und die Mitarbeitenden über alle Entwicklungen auf dem Laufenden halten.
Was haben Sie da vor im Dialog mit den Mitarbeitenden?
Wir möchten stärker in den direkten Dialog mit den Mitarbeitenden treten – sowohl im Generalvikariat als auch in der Fläche. Dazu planen wir ein neues digitales Format, die „Aktuelle Stunde“ der Generalvikare, die künftig am Abend oder Nachmittag stattfinden soll. Sie richtet sich entweder an die Mitarbeitenden im Generalvikariat oder an hauptberufliche und ehrenamtliche Engagierte in den Gemeinden. Es soll ein Raum entstehen, in dem Fragen gestellt, aktuelle Themen besprochen und Entwicklungen transparent gemacht werden können. Neben der digitalen Kommunikation legen wir großen Wert auf die persönliche Begegnung. Dabei geht es uns nicht um klassische, große Mitarbeiterversammlungen, sondern um kleinere, gezielte Präsenzformate. Hier wollen wir auch hören, was die Mitarbeitenden beschäftigt.
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Wir möchten stärker in den direkten Dialog mit den Mitarbeitenden treten – sowohl im Generalvikariat als auch in der Fläche. Dazu planen wir ein neues digitales Format, die „Aktuelle Stunde“ der Generalvikare, die künftig am Abend oder Nachmittag stattfinden soll.
365 Tage weitergedacht – worüber sprechen wir dann?
Dann reden wir hoffentlich über die Resonanz auf die Prozesse, die wir jetzt anstoßen. Vieles läuft derzeit im Hintergrund, aber in einem Jahr werden wir konkrete Ergebnisse sehen.
Ich hoffe, dass wir dann klarere Wege für die Zukunft haben – sowohl pastoral als auch verwaltungsseitig. Der Weg beginnt jetzt, aber ich bin zuversichtlich, dass wir in einem Jahr weiter sind.
Im Kirchenjahr steht als nächster Meilenstein die Fastenzeit bevor. Wie begehen Sie diese?
Ich versuche, bewusst auf eine Sache zu verzichten. Zudem nehme ich mir vor, ein Buch zu lesen, das nichts mit meiner konkreten Arbeit als Generalvikar zu tun hat – sondern mit meinem Glauben, einer Biografie oder einem Roman. Da befinde ich mich gerade in der Auswahl.
Ich sehe die Fastenzeit als Gelegenheit zur Selbstprüfung. Gute Vorsätze sind schnell gefasst, aber die Herausforderung liegt in der Umsetzung. Deshalb ist es für mich eine Zeit, in der ich bewusst innehalte und reflektiere, was wirklich wichtig ist.
Vielen Dank für das Gespräch.