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Kirche als Streetworkerin

Die Marktkirche Geseke konnte jetzt einjähriges Jubiläum feiern. Für Gemeindereferentin Ute Paschedag hat sich gezeigt: Das ist eine andere Form von Kirche.

Der Wochenmarkt in Geseke ist klein, trotzdem bekommt man dort viel von dem, was man fürs Wohlbefinden so braucht: Obst und Gemüse, Geflügel und Fisch, Blumen. Einmal im Monat hat der Markt inzwischen mehr im Angebot: Gastfreundschaft zum Beispiel. Ein gutes Gespräch. Vielleicht auch einen wertvollen Rat. Oder einfach kostenlosen Kaffee. Der Stand, der all das bietet, heißt Marktkirche und ist ein ökumenisches Angebot von katholischer und evangelischer Kirche in Geseke. Die Initiative konnte am Samstag ihr einjähriges Jubiläum feiern.

„Inzwischen gehören wir schon fest zum Markt dazu“, sagt Gemeindereferentin Ute Paschedag, Koordinatorin des Projektes. „Wir sind willkommen und verteilen unsere Giveaways sehr gerne auch an die Marktbeschicker. Da ist ein gutes Miteinander gewachsen!“

„Alle tun das, was sie gut können“

Gutes Miteinander, Kontakt zu den Menschen, Offenheit – das sind die Haltungen aller, die beim Projekt Marktkirche mitwirken. Neben Ute Paschedag gehören Kristina Ziemssen, evangelische Pfarrerin in Geseke, sowie vier Ehrenamtliche aus katholischer und evangelischer Kirche zum Organisationsteam. „Weitere Menschen aus unseren Gemeinden springen ein, wenn sie gebraucht werden“, erklärt Ute Paschedag. „Wichtig ist: Alle tun das, was sie gut können und was ihnen Spaß macht.“ Auch zwei geflüchtete junge Männer, die inzwischen in Geseke heimisch sind, zählen zu den Unterstützern und helfen beim Standaufbau.

„Mit einem solchen Projekt erreicht man ganz andere Leute als bei unseren gewohnten Angeboten“, kann Ute Paschedag nach einem Jahr bilanzieren „Es ist wirklich eine andere Art von Kirche.“ Und blickt darauf zurück, wie die Idee zur Marktkirche entstanden ist: 2021 lag die caritative Arbeit brach und es stand die Frage im Raum, wie diese wiederbelebt werden könne. Nach mehreren Veranstaltungen und Gesprächen lautete das Fazit: Kirche muss mehr als Streetworkerin unterwegs sein. „Das war die Geburtsstunde der Marktkirche“, so Ute Paschedag.

Die Begegnungen mit Menschen stehen im Mittelpunkt

Einmal im Monat ist das Team nun Samstags auf dem Geseker Marktplatz präsent. Jeder Auftritt hat ein anderes Motto. „Einer geht noch– Du bist willkommen!“ hieß es zum Beispiel am 8. Juni– die Marktkirche bot Aktionen rund um Fairplay und die Fußball-EM an. Am 3. August wird das Motto „Sommer, Sonne, Strand, Marktkirche“ lauten. Dann gibt es eine Fotobox, mit der die Standbesucherinnen und -besucher ein Foto ausdrucken und mitnehmen können. Eine Rolle spielt bei den Auftritten auch die Initiative „1000 gute Gründe“ des Erzbistums Paderborn – mit vielen bunten Postkartenmotiven und anderen Giveaways.

Doch nicht Aktionen und Giveaways stehen im Mittelpunkt, sondern die Begegnung mit Menschen. „Inzwischen haben wir Stammgäste“, erzählt Ute Paschedag stolz. „Am Marktplatz gibt es eine Einrichtung für betreutes Wohnen, und die Bewohnerinnen und Bewohner kommen zuverlässig mit ihren Rollatoren vorbei.“ Auch junge Leute, die nicht so viel Geld haben, seien regelmäßig zu Gast, um einen Kaffee zu genießen. Menschen fragen neugierig nach, was die Kirche ihnen denn zu bieten habe. „Da können wir natürlich weiterhelfen.“ Einer Frau sei zum Beispiel nicht bekannt gewesen, dass es möglich sei, die Kommunion zu Hause zu empfangen, wenn der Gang zur Messe nicht mehr möglich ist.

Wann ein solches Projekt gelingt

„Ein solches Projekt braucht schon einen Kopf, eine Koordination, bei der alles zusammen läuft“, sagt Ute Paschedag. „In unserem Fall bin ich das, aber die Rolle könnten auch ehrenamtlich Engagierte übernehmen.“ Genauso wichtig seien die Menschen, die mithelfen, unterstützen und immer wieder neue Ideen einbringen. „Wir arbeiten Hand in Hand und auf Augenhöhe.“

Ute Paschedag nennt auch Werbung, die das Projekt professionell in Szene setze, als entscheidend für das Gelingen. Zu den einzelnen Aktionen gebe es zum Beispiel immer wieder passende Plakate und entsprechende Hinweise in den sozialen Medien. „Und was wir auch brauchen: einen Pfarrer, der uns den Freiraum für das Projekt gibt und sagt: ‚Machen Sie das.‘ Den haben wir zum Glück.“ Nicht zuletzt brauche ein solches Projekt auch Geld: Hier habe das Erzbistum Paderborn aus dem Fonds „Neue Projekte zur Umsetzung von Zukunftsbild und Zielbild 2030+“ eine wertvolle Anschubfinanzierung geleistet.

Schließlich sorgt auch die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen für das Gelingen des Projektes. In der Vergangenheit waren zum Beispiel Mitarbeitende der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Erzbistum Paderborn oder des Malteser Besuchsdienstes am Stand zu Gast, am 29. Juni wird es das Geseker Netzwerk „Alter und Pflege“ und der Verein „Blickpunkt Auge“ sein. Für spätere Termine sollen die Notfallseelsorge und die Hospizbewegung eingeladen werden.

„Das Projekt ist noch nicht fertig“

Nach einem Jahr mit dem Projekt ist Ute Paschedag sich sicher: „Die Marktkirche ist noch nicht fertig.“ Neben den monatlichen Auftritten auf dem Markt denkt sie zum Beispiel über regelmäßige Impulse in den Sozialen Medien nach oder über Veranstaltungen, die nicht zur Marktzeit stattfinden, aber trotzdem unter dem Label „Marktkirche“ laufen. „Das Projekt ist schon sehr arbeitsintensiv“, sagt sie. „Aber es macht auch viel Freude und lässt reichlich Kreativität zu.“

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn
Redaktion

Dr. Claudia Nieser

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© Maria Savenko / Shutterstock.com

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