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Personen ziehen am Tau© Rawpixel.com / Shutterstock.com

„Das, was uns verbindet, ist immer größer als das, was uns trennt.“

Gedanken und Perspektiven für die Zeit der Sedisvakanz von Diözesanadministrator Msgr. Dr. Michael Bredeck zum Tag des Pastoralen Personals

Diözesanadministrator Msgr. Dr. Michael Bredeck hat sich am Tag des Pastoralen Personals am 27. Oktober in Dortmund mit Gedanken und Perspektiven für die Zeit der Sedisvakanz an die hauptberuflichen Mitarbeitenden gewandt. Der Tag stand unter dem Thema „Endlich wieder wir. Christsein in der Gesellschaft.“ Msgr. Bredeck rief dazu auf, „Gott mit den Menschen und Menschen untereinander zu verbinden“. Hier lesen Sie die komplette Ansprache:

„Mit dem lebendigen Stein ist es ja so eine Sache. Das ist ja in der Tat ziemlich paradox: das Leben und der Stein. Wir würden das ja fast gegenseitig ausschließen. Entweder man hat ein Herz aus Stein, also kein Herz – oder man hat ein lebendiges, warmes, weiches Herz. Dazwischen gibt‘s im Grunde nichts.

„Behüte dein Herz; denn von ihm hängt das Leben ab“, heißt es im Buch der Sprüche: Sieh zu, dass sich dein Herz nicht in einen Stein verwandelt, dass du offen bleibst und lebendig. Dass du ein geistiges Haus aufbaust, keinen toten Kasten. Genau darum geht es ja bei der Lesung auch, nicht um tote Steine, sondern um geistige, lebendige Steine.

Liebe Schwestern und Brüder, wir alle arbeiten als Seelsorger und Seelsorgerinnen, als Priester, Diakone, Gemeinde- oder Pastoralreferentinnen in der Kirche und haben Teil an deren tiefer Krise. Ich meine, das schlimmste, was wir in dieser Situation, die uns allen viel abverlangt, tun könnten, wäre wie Steine zu werden: Steine sind Monaden. In sich abgeschlossen, ohne Beziehung, ohne Perspektive auf Andere, auf die Welt. Das sollte unsere Kirche natürlich niemals sein, schon gar nicht eine Kirche, die kein Selbstzweck ist, sondern ein Werkzeug, ein Instrument, wie es das Zweite Vatikanische Konzil in Erinnerung gerufen hat.

„Wir im Erzbistum Paderborn wollen eine herzliche Kirche sein, zugewandt, Weite zeigend“

2014, am 25. Oktober, vor 8 Jahren, hat unser mittlerweile emeritierter Erzbischof das Zukunftsbild für das Erzbistum Paderborn veröffentlicht und als Wegzeichen für die Weiterentwicklung der Seelsorge im Bistum bezeichnet. Vor einem Jahr, am 22. Oktober 2021, ist das daraus abgeleitete Zielbild 2030+ veröffentlicht worden. Im Zukunftsbild ging es wesentlich um etwas, das mit den lebendigen Steinen zu tun hat. Vereinfacht gesagt steht darin: Wir im Erzbistum Paderborn wollen eine herzliche Kirche sein, zugewandt, Weite zeigend. Oft wurde gesagt, hier ginge es um Haltungen und es wurde auch oft hinzugefügt: die sind nur schwer zu ändern, und anordnen lässt sich das schon gar nicht. Im Zielbild 2030+ und dem Diözesanen Weg „Erzbistum 2030+“ wird das Zukunftsbild nach sieben Jahren Aneignung erneuert und konkretisiert. Hier heißt es sieben Mal: „Wir im Erzbistum Paderborn gewinnen Zukunft, wenn…“

Was in Zukunfts- und Zielbild steht, ist anspruchsvoll und vielleicht auch anstrengend. Aber es ist – da bin ich mir sicher – der einzige Weg, der sich in der säkularen und mehrheitlich nicht mehr christlich geprägten Kultur, in der wir als Kirche in Deutschland Kirche existieren, eignet, um die Mission zu erfüllen, die wir haben: Gott mit den Menschen und Menschen untereinander zu verbinden. Menschen, die freiwillig entscheiden, ob sie das wollen oder nicht. Menschen, die wir als Menschen der Kirche in dieser Freiheit achten und schätzen sollen.

„Mit Freundlichkeit wollen wir den Menschen begegnen.“

Einige Autoren, vor allem aus dem französischen Sprachraum, sprechen davon, dass die Kirche in tiefer Freundschaft den Menschen dieser säkularen, nicht mehr mehrheitlich christlich geprägten Kultur verbunden sein müsse. Das hat auch wahrhaft theologische Gründe, denn, wie das Konzil sagt: In Jesus Christus hat sich Gott gewissermaßen mit jedem Menschen verbunden. Für diese Glaubensüberzeugung können wir durch Freundschaft Zeugnis ablegen. „Das Wesen der Freundschaft ist die Freundlichkeit“, hat einmal ein Autor gesagt. Mit Freundlichkeit wollen wir den Menschen begegnen. Ich wiederhole: Das ist anspruchsvoll und vielleicht auch anstrengend. Aber ich möchte dafür werben, dass das unser Maßstab sei. Unser inneres Kriterium. Freundlich und zugleich verbindlich. Wir wollen das Gespräch suchen, auch mit denen, die nicht unserer Meinung sind, gerade mit denen, mit allen, die einen guten Weg gehen wollen.

Was heißt das für uns, die wir im pastoralen Dienst stehen? Lebendig sein bedeutet auch: verletzlich sein, sich verwundbar machen, sich aussetzen, das damit verbundene Risiko eingehen. Wir müssen in dieser Zeit großer Auseinandersetzungen in unserer Kirche um den richtigen Weg gut aufeinander aufpassen, zuhören, Rücksicht nehmen. Nicht mit Steinen aufeinander werfen, auch nicht subtil und in der Form von Worten. Oder in der Kälte des Umgangs miteinander oder in einer abwertenden Sprache.

„Wenn ein neuer Bischof seinen Weg mit uns beginnt und wir unseren Weg mit ihm…“

Wenn Sie mich und alle in „Paderborn“, „die da in Paderborn“, an diesen vielleicht idealistisch klingenden Gedanken messen, dann ist das in Ordnung. Wenn ich und „wir da in Paderborn“ Sie und euch ebenfalls daran messen – ist das auch in Ordnung. Mir ist klar, dass ich selbst, wie vermutlich wir alle, immer wieder hinter diesem Maßstab bleiben werden, ihn unterlaufen durch unsere Sündhaftigkeit, vielleicht noch mehr durch unsere Bequemlichkeit oder Gewohnheit. Aber trotzdem: Ich lade dazu ein, den Anspruch an mich selbst bewusst mal groß zu machen, ein inneres Kriterium zu wählen, das mich herausfordert. Auf diese Weise lässt sich Zeugnis geben von dem Gott, dessen Menschenfreundlichkeit in Jesus Christus erschienen ist – die, wie gesagt, jedem Menschen gilt. Auf diese Weise werden im Bau der Kirche von Paderborn sozusagen hauptamtliche lebendige Steine sichtbar. Vielleicht ja schon heute, hier in unserem Miteinander.

Ich möchte für diesen Stil in den kommenden Monaten der Sedisvakanz werben. Wenn ein neuer Bischof seinen Weg mit uns beginnt und wir unseren Weg mit ihm, wäre es schön, wenn uns allen ein weiterer Grundsatz des Konzils neu bewusst geworden wäre in den Monaten der Sedisvakanz: Das, was uns verbindet, ist immer größer als das, was uns trennt.“

Raus aus dem Selbstmitleid

Mehr zum Tag des Pastoralen Personals vom 27. Oktober 2022 können Sie im Dom nachlesen.

Der Beitrag umreißt die mahnenden Worte von Prof. Manemann, der über den Klimawandel und die Aufgabe der Kirche beim bekämpfen dieser Katastrophe sprach.

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