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„Mach’s wie Gott, werde Mensch“

Der Liturgiewissenschaftler Prof. Stefan Kopp beschreibt, wann das Weihnachtsfest 2020 ein gelungenes ist

Der Liturgiewissenschaftler Prof. Stefan Kopp beschreibt, wann das Weihnachtsfest 2020 ein gelungenes ist

Driving home for Christmas – das gilt auch für Prof. Stefan Kopp, Rektor der Theologischen Fakultät Paderborn. Er wird in seine Heimatdiözese Gurk in Österreich fahren, dort Heilige Messen feiern und mit seiner Familie das Weihnachtsfest begehen. Doch wie kann Weihnachten im Erzbistum Paderborn in diesem besonderen Jahr gut und gebührend gefeiert werden? Dazu gibt Kopp als Liturgiewissenschafts-Professor im Interview einige Tipps.

Redaktion

Prof. Kopp, Weihnachten 2020 in drei Worten, das ist für Sie?

Prof. Stefan Kopp

Das ist schwierig (lacht). In drei Worten? Menschwerdung auch heute.

Redaktion

Warum gerade „Menschwerdung auch heute“?

Kopp

Menschwerdung kann aus meiner Sicht in einem doppelten Sinn verstanden werden. Einerseits Inkarnation: Gott wird für uns Mensch, um uns zu erlösen – nicht nur als historisches Ereignis, sondern vor allem als Grund der Hoffnung heute. Und andererseits denke ich dabei gerne an die einprägsame Formulierung von Bischof Franz Kamphaus: „Mach’s wie Gott, werde Mensch.“ Gerade diese Zeit erfordert Solidarität mit den anderen Menschen. Beide Dimensionen sind für mich Zuspruch und Auftrag.

Redaktion

Berührt Sie Weihnachten noch?

Kopp

Ja, sehr. Und ich glaube, dass Weihnachten für die meisten Menschen das emotionalste Fest ist, noch emotionaler als Ostern. Die Geborgenheit in der Familie ist für viele ein wichtiger, positiv besetzter Faktor an Weihnachten. Viele Menschen sind an Weihnachten überdies offener als sonst für das gottesdienstliche Angebot der Kirche.

Redaktion

Woran spüren Sie das Besondere an Weihnachten?

Kopp

Ich würde sagen, dass es bei mir wie bei vielen anderen Menschen auch ist. Die Atmosphäre, der Winter, alles um Weihnachten herum, die Vorbereitung darauf in der Adventszeit, die Festfreude, die Familie, einige Ferientage bis zum Jahreswechsel, der dankbare Rückblick auf ein Jahr – ganz gewöhnlich, ganz normal.

Redaktion

Ist es in diesem Jahr die Aufgabe der Kirche, genau das „Gewöhnliche“ und „Normale“ an Weihnachten zu ermöglichen, obwohl das so schwer ist?!

Kopp

Ja, es geht darum, „Menschwerdung“ zu ermöglichen – wobei das fast wie eine Leistung klingt. Es ist keine Leistung, sondern zunächst ein Geschenk. Das ist eine wichtige Botschaft gegenüber der Selbstüberforderung oder überzogenen Erwartungen an Weihnachten.

Es geht darum, sich innerlich darauf vorzubereiten, ein Geschenk zu empfangen. Nicht noch mehr zu tun, sondern sich freizumachen und empfänglich zu sein. Sonst kann es sein, dass man Gott im sanften Säuseln, wie es in einem biblischen Bildwort so schön heißt, nicht gehört hat, weil alles zu laut war drumherum. Kirche muss auch in diesem Jahr dieses Geschenk für die Menschen sichtbar machen und die Menschen besonders in ihrer Lebenssituation wahrnehmen.

Es braucht Solidarität mit Menschen, die in diesem Jahr ihre Arbeit verloren haben, die Zukunftsängste haben, die gesundheitlich gezeichnet sind. Mit Menschen, die ein Enge-Gefühl oder Einsamkeit spüren.

“Es geht darum, ‘Menschwerdung’ zu ermöglichen – wobei das fast wie eine Leistung klingt. Es ist keine Leistung, sondern zunächst ein Geschenk. Das ist eine wichtige Botschaft gegenüber der Selbstüberforderung oder überzogenen Erwartungen an Weihnachten.”

Prof. Stefan Kopp

Redaktion

In den Gemeinden machen sich Haupt- und Ehrenamtliche viele Gedanken darüber, wie Weihnachten 2020 gefeiert werden kann. Welche Ziele sollten sie dabei vor Augen haben?

Kopp

Es gibt so viele Menschen, die am Rand stehen, die Ängste und Schwierigkeiten haben. Das dürfen wir als Kirche im Advent und an Weihnachten nicht vergessen. Neben der menschlichen Zuwendung zum Menschen ist es wichtig, auch ein kirchliches „Programm“ anzubieten, in dem verschiedene Formen von Gottesdiensten vorkommen. Angefangen von einem Weihnachtslob, das in der Hauskirche oder an verschiedenen anderen Orten stattfinden kann bis zur Hochform christlicher Liturgie in der Christmette. Wie es an der Fakultät ein hybrides Semester mit Präsenz- und Digital-Anteilen gibt, braucht es auch hier hybride Formen, die sich ergänzen.

Redaktion

Sind christliche Feste nicht immer hybrid? Nur die eine Form gibt es ja nicht …

Kopp

Das stimmt, aber jetzt müssen wir diese Hybridität beziehungsweise die Vielfalt von Feierformen neu wahrnehmen. Als Kirche sind wir gefordert, eine neue Normalität sicherzustellen.

Dieses Weihnachten könnte eine Chance für die Hauskirche sein, die zwischendurch in Vergessenheit geraten ist, wo aber der Glaube und das christliche Leben beginnen. Es muss auch dezentrale Formen gottesdienstlicher Feiern geben, zum Beispiel könnte das Krippenspiel, das sehr beliebt ist, an mehr Orten als sonst angeboten werden.

Anregungen für konkrete Aktionen bietet auch das Deutsche Liturgische Institut – zum Beispiel eine Aktion „Lichtbringer“, bei der Menschen von Tür zu Tür gehen und die Weihnachtsbotschaft verkünden, Handreichungen für Adventsandachten oder ein Faltblatt für „Weihnachten zu Hause“ – unterstützt vielleicht auch durch Streaming-Angebote für Menschen, die nicht in die Kirche kommen können oder wollen.

Redaktion

Das Erzbistum Paderborn fördert mit dem Fonds „Weihnachten trotz Corona“ Projekte mit bis zu 12.500 Euro. Wie würden Sie das Geld einsetzen?

Kopp

Ich würde bei Menschen ansetzen, die sonst leicht vergessen werden oder die zu den Verlierern der gegenwärtigen Krise gehören. Ich sehe Kinder und Jugendliche, bei denen die Gefahr besteht, dass ihnen Chancen verbaut werden. Ich sehe Menschen, die ihre Arbeit verloren haben und auf der Suche nach Sinn in ihrem Leben sind. Und ich sehe beispielsweise ältere Menschen, die noch einsamer geworden sind.

Redaktion

Was meinen Sie damit, dass jungen Menschen Chancen verbaut werden?

Kopp

Dass fachlich gut ausgebildete junge Menschen plötzlich keine Bewerbungsmöglichkeiten haben. Türen sind plötzlich nicht mehr offen, die noch vor einem Jahr offenstanden. Da ist die Frage, was man tun kann, damit sich die Jugendlichen nicht nur beruflich, sondern auch sozial und persönlich entwickeln können. Die Pandemie lässt schon jetzt nicht nur enorme wirtschaftliche, sondern auch bedrückende soziale und psychische Folgen erkennen, die man nicht unterschätzen darf. Da haben wir als Christen eine Hoffnungsbotschaft, die wir weitergeben können.

Redaktion

Nämlich: Gott ist Mensch geworden?!

Kopp

Gott ist Mensch geworden und hat uns damit die Perspektive auf Leben in Fülle eröffnet, das die Not jeder Zeit übersteigt.

Redaktion

Prof. Kopp, vielen Dank für das Gespräch.

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