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Erfolge und Herausforderungen prallen aufeinander

Hearing „alternative Leitungsformate“ zeigt, wie unterschiedlich die Erfahrungen sind

Hearing „alternative Leitungsformate“ zeigt, wie unterschiedlich die Erfahrungen sind

Hören und gehört werden. Inspiration sammeln und auch Frust Luft ablassen. Grenzen wahrnehmen und darüber hinaus gestalten. Was beim Hearing „alternative Leitungsformate“ am Freitag, 25. September, im Hotel Susato in Soest geschehen ist, lässt sich am besten durch solche Gegensätze darstellen. Denn an diesem Tag prallten die unterschiedlichen Perspektiven rund um das Thema „Leitung wahrnehmen“ auf dem Weg zum Diözesantag am 14. November aufeinander.

Beispiele gefällig? Beginnen wir mit dem Pfarrgemeinderats-Vorsitzenden, der sagt, dass der PGR in der Corona-Zeit das Leitungsgremium für die Gemeinde war. Gleichzeitig berichten andere Ehrenamtlichen, dass sie zwar Aufgaben übernehmen, aber dabei nicht das Selbstverständnis haben, zu leiten. Da ist ein Pfarrer, der fragt, ob das Hearing auch dazu gedacht ist, über die bisherigen Vorgaben, dass ein Pfarrer immer einen Pastoralen Raum leiten muss, hinaus gedacht werden kann.

Es berichtet eine Ehrenamtliche von der Pastoralvereinbarung des Pastoralen Raums, in der vorgeschlagen wird, das bisherige Leitungsmodell bewusst um eine Frau aus der Gemeinde als hauptamtliche Gemeindeleitung zu erweitern.

Um den Austausch ging es besonders beim Hearing "alternative Leitungsformate". Alle Fotos: Schulte

Die Pastoralen Räume sind im Thema "alternative Leitungsformate" unterwegs

  • Arnsberg
  • St. Johannes Baptist Bad Arolsen
  • St. Christopherus Wanne-Eickel
  • Heiligste Dreifaltigkeit Beverungen
  • Iserlohn
  • Lippe-Detmold
  • Schmallenberg-Eslohe
  • Balve-Hönnetal
  • St. Andreas Velmede

Zuhören auf dem Weg zum Diözesantag

Kurz zu den Rahmenbedingungen. Das Hearing war ein Schritt auf dem Weg zum Diösantag am 14. November und zum Diözesanen Forum im Juni 2021. Matthias Kolk und Theresa Reinke als Teamleader des Schlüsselthemas „Leitung wahrnehmen“ haben dazu haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende eingeladen, die ihnen aus diesem Feld bekannt waren. Es galt, die Erfahrungen von vor Ort zu sammeln, um auf diözesaner Ebene das Thema „Leitung wahrnehmen“ weiterentwickeln zu können. Ein Tag, bei dem es vor allem ums Zuhören ging – und „Paderborn“ zwischendurch auch was auf die Ohren bekam.

Zuerst fand Monsignore Dr. Michael Bredeck, Leiter des Bereichs Entwicklung und Kommunikation des Generalvikariats, Gehör. Er beschrieb die Lage des Felds: Die Gemeinden werden zu immer größeren Pastoralen Räumen zusammengelegt, gleichzeitig arbeiten immer weniger Menschen in allen pastoralen Berufen (nicht nur dem Priesteramt). Gleichzeitig ist und bleibt Leitung eines Pastoralen Raums an einen Pfarrer gebunden.

Die Leitlinien für Leitung im Erzbistum Paderborn gibt nach wie vor: das Zukunftsbild. Die Stichworte sind bekannt: Vertrauen und Verantwortung, Leitung als Dienst an den Menschen zur Berufungsförderung. Kurz ging Bredeck auch auf die Schrift „Gemeinsam Kirche sein“ der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) aus 2015 ein. Darin werde die Frage aufgeworfen, wie Partizipation (aller) und Repräsentation Christi (durch einen Priester) miteinander verbunden werden können. Außerdem werde darin bekräftigt, dass Jesus Christus der eigentliche Leiter der Kirche sei. „Leitung sollte Christus Platz lassen“, sagte Bredeck.

Dann galt es, das heiße Eisen anzupacken – die Instruktion der Kleruskongregation von Ende Juni 2020 aus Rom. Bredeck betonte, dass in dem Schreiben zwei Teile erkennbar seien. Im ersten Teil, der sich größtenteils aus Zitaten von Papst Franziskus zusammensetze, sei „vieles mit dem Zukunftsbild synchron“. Den zweiten Teil zu den Pfarreien, Räten und Gremien, der mehr kirchenrechtlicher Natur ist, bewertete Bredeck so: „Es stehen keine neuen Dinge drin, nur das, was bislang schon galt. Es werden aber Akzente gesetzt“. Ein solcher sei etwa, wie stark betont werde, dass Kirchen nicht wegen Mangel an Gläubigen oder aus finanziellen Gründen profaniert werden dürften – oder dass der Bischof bei flächendeckenden Fusionen von Pfarreien deutlich begründungspflichtig sei.

Ärger, der sich kanalisiert

„Ich habe in der Instruktion aber nichts gesehen, was im Erzbistum Paderborn bislang Praxis und nun bedroht wäre“, sagte Bredeck. Zudem berichtete er von einer Aussage von Bischof Bätzing nach der Vollversammlung der DBK im September, dass die Schrift „Gemeinsam Kirche sein“ weiterhin gelte.

Zeit für offene Diskussion. In diesem Fall auch: Zeit für klare Kante. Es wurde die Sorge deutlich, dass die Instruktion aus Rom „die letzten Engagierten demotivieren“ könnte. Der Ärger über die Instruktion kanalisierte sich in Sätzen wie: „Wenn ich das alles lese, da habe ich die Schnauze voll“. Mehrere Männer und Frauen sagten, dass sie sich nach dem Schreiben aus Rom eine Stellungnahme der Paderborner Bistumsleitung gewünscht hätten.

Zum ganzen Bild gehört aber auch, dass ein Priester sagte, dass die Instruktion in seiner Pfarrei kein Thema gewesen sei. Ein anderer Geistlicher rief dazu auf, sich davon wenig beeinflussen zu lassen, weil das Schreiben „Dinge festklopft, die längst weg sind“. Deswegen veränderten sich bei diesem Hearing nun die Rollen. Die Haupt- und Ehrenamtlichen aus den Pastoralen Räumen erhielten das Wort, um in Einzel- und Kleingruppengesprächen über ihre Erfahrungen mit alternativen Leitungsmodellen zu sprechen.

Pfarrgemeinderat ohne Hauptamtliche

Beispiel Schmallenberg-Eslohe. Dort engagieren sich in den Pfarrgemeinderäten nur Ehrenamtliche – ohne ein hauptamtliches Mitglied. Reinhard Schulte leitet den Pfarrgemeinderat St. Georg Bad Fredeburg und sitzt im großen Rat des Pastoralen Raums. Er ist in Soest, um zu erzählen, wie es damit läuft.

 

Ab wann ist Verantwortung auch Leitung?

Mit kerniger sauerländer Stimme sagt er: „Ich erfahre, dass der Pfarrgemeinderat in der Corona-Zeit ein Leitungsgremium ist. Die Anfragen kommen an uns und den Kirchenvorstand, wir klären, wie die Regelungen sind und stimmen es mit dem Leiter des Pastoralen Raums ab. Bei uns wird alternatives Leiten gelebt“. Wenn er doch etwas kritisieren müsste, dann, dass die Gremien vor Ort bei diözesanen Entscheidungen noch mehr mit ins Boot genommen werden müssten.

Ähnlich positiv sind auch die Erfahrungen von Katja Koch, die im Pfarrgemeinderat des Pastoralen Raums Beverungen aktiv ist. Dort haben sich rund um die Kirchtürme Ortsteams aus Ehrenamtlichen und einem hauptamtlichen Mitarbeitenden gebildet, die das geistliche Leben vor Ort gestalten.

Als die Erfahrungen aus Schmallenberg-Eslohe und Beverungen auch in der großen Gruppe des Hearings geteilt wurden, antwortete eine andere Ehrenamtliche sinngemäß: Wir übernehmen vor Ort auch Aufgaben, spüren aber nicht, dass uns dadurch Leitung übergeben wird.

Daraus entstand eine entscheidende Frage: Was ist Leitung und ab wann wird Verantwortung zu Leitung? Matthias Kolk antwortete: „Es gibt keinen leitungsfreien Raum. Es steht und fällt also damit, dass sich jeder, der sich engagiert, seiner Rolle bewusst ist“. Wer vor Ort aktiv werde, seine eigene Rolle annehme, nehme damit auch Leitung wahr.

Pfarrer, Verwaltungsleitung, Gemeindeleitung

Springen wir eine Ebene höher, von der Gemeinde zum Pastoralen Raum. Dort scheinen durch die Instruktion aus Rom die Grenzen klar gezogen: Ein Pfarrer leitet einen Pastoralen Raum. Punkt.

Doch mit diesen Grenzen könnten in Zukunft auch anders gearbeitet werden, wie das Beispiel aus Bad Arolsen zeigte. Leonie Jedicke, ehrenamtlich engagiert in der Pfarrei und beruflich beim Caritas Diözesanverband beschäftigt, stellte das mögliche Leitungsmodell der Zukunft für die Pfarrei vor. In der Pastoralvereinbarung ist vorgesehen, dass der Pastorale Raum, Diaspora mit einer Kirche bei 28 Ortsteilen, in Zukunft von einem Team aus dem Pfarrer, einer Verwaltungsleitung und einer Gemeindeleitung geführt werde.

“Dadurch lassen sich die Ehrenamtlichen nicht abhalten”

Damit versuchen die Gläubigen darauf zu reagieren, was sie kommen sehen. „In zehn Jahren“, sagte Jedicke, „wäre es ein Wunder, wenn wir noch einen Priester nur für unseren Pastoralen Raum hätten.“ Zudem berichtete sie von extremen Schwierigkeiten in den vergangenen Jahren, eine Frau oder einen Mann zu finden, die die Stelle als Gemeindereferentin oder Gemeindereferent besetzt. Daher entstand die Idee, eine hauptamtliche Gemeindeleitung einzusetzen – möglichst eine bewährte Frau aus der Kirchengemeinde, die die Ehrenamtlichen praktisch unterstützen könne.

In diesem Modell hätte der Pfarrer weiterhin die eindeutige Leitungsfunktion – wobei Jedicke auch berichtet, dass es aus der ökumenischen Gemeinde vor Ort auch gute Erfahrungen mit Leitung im Konsensprinzip gebe.

Am 1. November wird der Pastorale Raum Bad Arolsen die Pastoralvereinbarung übergeben. Das führt zu der Frage: Was, wenn Paderborn „Nein“ zu dem erarbeiteten Modell sagt? „Ja gut“, antwortete Jedicke, „dann sind wir so weit, wie wir vorher waren. Dadurch lassen sich die Ehrenamtlichen momentan nicht davon abhalten, sich dafür einzusetzen.“

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