Das Arbeiten in und mit verteilten Teams ist ein Wesensmerkmal von Jugendverbänden. Bereits vor der Pandemie gehörte der Umgang mit einer asynchron arbeitenden Mitarbeiterschaft und ortsungebundenen Arbeitsformen zur Alltagspraxis.
„Vor allem freiwillig Engagierte wollten sich immer schon darauf verlassen, unabhängig von ihrem Arbeitsort und ihrer zeitlichen Verfügbarkeit verlässliche Arbeitsbedingungen vorzufinden, um selbstorganisiert arbeiten zu können“, so Manuel Troike (KLJB). „Heute gilt dies auch vermehrt für unsere Angestellten.“
Kompetenzanerkennung, Barrierefreiheit und Chancengleichheit seien für die Arbeit des Verbandes essentiell. „Da wir anders als klassische Unternehmen zu einer Vielzahl unserer Mitarbeitenden, ganz konkret meine ich damit unsere ehrenamtlich Engagierten, ohnehin in keinem Vorgesetztenverhältnis stehen, orientieren wir uns in unserem Leitungshandelns an flachen Hierarchien – und dies mit Erfolg“, schildert Troike. „Wir stellen etwa fest, dass die Zusammenarbeit auf Augenhöhe die Leistungsfähigkeit unserer Teams fördert.“ Vor allem die Weitergabe von Informationen und die Qualität der Kommunikation würden so positiv beeinflusst.
Talentmanagement und Bereitschaft zum Experimentieren
„Um bei der Vielzahl unserer verteilten Teams arbeitsfähig zu bleiben, sind wir auf deren Selbststeuerung angewiesen“, beschreibt Troike weiter. „Talentmanagement ist daher für uns enorm wichtig. So bieten wir all unseren Mitarbeitenden unabhängig von ihren Vorerfahrungen die Möglichkeit, sich in unseren Diözesanarbeitskreisen, Projekten oder als berufene Mitglieder des Vorstands in leitenden Rollen zu erproben. Zur Förderung der Entwicklungsmöglichkeiten und Kompetenzen unserer Mitarbeiterschaft bieten wir unseren Mitarbeitenden regelmäßig die Teilnahme an Schulungen und fachliche Qualifizierungen an, die wir selbst oder in Kooperation mit anderen Trägern ausrichten.“
Auch die Bereitschaft zum Experimentieren mit neuen Tools ist Troike zufolge eine treibende Kraft, die die Zusammenarbeit der Teams vorangebracht hat. „Wir wissen, dass uns dies nur deshalb gelungen ist, weil alle das Risiko des Scheiterns bewusst eingegangen sind. Zudem sind technische Tools nicht die Lösung aller Probleme, das gilt etwa dann, wenn die Probleme der Zusammenarbeit auf persönlicher Ebene liegen. Hier ist Mut erforderlich, die konkreten Schwachstellen ehrlich zu benennen und zu bearbeiten. Daran wächst ein Team dann wirklich.“
Verständigung auf gemeinsame Ziele und Leitlinien
„Ausgehend von den stark dezentralisierten und der voneinander abweichenden Arbeitsrhythmen steuern wir unsere Teams über Motivation, Vertrauen, geteilte Verantwortung und Empowerment.“, so David Jetter, Diözesanleitung der KjG. „Dass wir insbesondere bei dem Einsatz unserer Engagierten nicht vorrangig auf die formalen Qualifikationen, sondern vor allem auch die individuellen Interessen und Talente zurückgreifen, erleben wir hier als Schlüsselfaktor. Dadurch erreichen wir eine hohe Selbstaktivierung. Auch die gegenseitige Ansprache im „Du“, der wir uns verpflichtet haben, erleben wir als förderlich: Hiermit gelingt es uns besser, eine persönliche Beziehungsbasis zueinander aufzubauen.“
Darüber hinaus helfe die konkrete Verständigung auf gemeinsame Ziele und Leitlinien dabei, Arbeitssettings zu stabilisieren und Fehlerquoten in der Zusammenführung von Aufgaben einzudämmen, so Jetter. Von großer Bedeutung sei es zudem, mögliche Unstimmigkeiten an Schnittstellen frühzeitig in Verhandlung zu bringen. „Entscheidungen gestalten wir deshalb als demokratischen Aushandlungsprozess, an dem wir diejenigen beteiligen, die am Ende damit arbeiten müssen. Wir stärken so nicht nur die Identifikation und eine geteilte Verantwortung bei der Erzielung von Ergebnissen, sondern sorgen vor allem auch für Qualität und die Akzeptanz von Entscheidungen. Dies ermöglicht uns in den asynchronen und ortsungebundenen Arbeitssettings ein selbstständiges Arbeiten entlang miteinander verständigter Leitplanken“, ergänzt Jetter.