Das vom Institut für christliche Organisationskultur (ICO) organisierte Netzwerk der Ethikverantwortlichen im Erzbistum Paderborn traf sich am Donnerstag, den 11. April 2024 in Paderborn. Das Institut unterstützt und begleitet kirchliche Träger, deren Einrichtungen und Dienste sowie deren Mitarbeitende auf allen Ebenen bei Fragen zu christlicher Ethik, Spiritualität und Organisationskultur. Träger des Institutes ist das Erzbistum Paderborn.
Zwischen Autonomie und dem Wohl des Betroffenen
Das Treffen startete mit einem kurzen Einblick in die zahlreichen Projekte und die Arbeit des Instituts durch dessen Direktor Hannes Groß. „Christliches Profil zu schärfen und herauszuarbeiten sei eine wichtige und dauerhafte Aufgabe für unsere Einrichtungen, um die Visionen des Evangeliums auch zu leben. Christliche Ethik spielt hierbei eine zentrale Rolle,“ betonte Groß. Anschließend stellte Pfarrer Matthias Bruders die Kooperationseinrichtung, das bereits 1850 gegründete St. Marien-Hospital Hamm vor. Seit dem 02.01.2024 ist dieses ein Unternehmen der Johanniter GmbH in Zusammenarbeit mit dem ev. Krankenhaus Hamm. Die dort etablierte und regelmäßige Ethikarbeit legt seit dem Jahr 2000 besonderes Augenmerk auf die Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen. Dazu gehören unter anderem monatliche Treffen des Ethik-Forums und jährliche Angebote für Bürgerinnen und Bürger.
Prof. Dr. med. Marcel Sieberer, Chefarzt der psychiatrischen Klinik und Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Witten-Herdecke, sprach bei der Veranstaltung in der vergangenen Woche über ethische Spannungsfelder in der Psychiatrie. Er machte dabei auf die Herausforderung zwischen dem psychiatrisch-medizinischen Vorgehen und der Autonomie der Patientinnen und Patienten aufmerksam. So sei es nicht immer leicht, im Alltag eine ideale Lösung zu erzielen. Prof. Sieberer stellte ethische Prinzipien am Beispiel der Zwangsmaßnahme vor und stellte zudem die Frage, wie Psychatrie zukünftig aussehen könnte. Anschließend gab es hierzu einen Austausch mit den Teilnehmenden.
Nachmittags gab es einen informativen Vortrag und eine Einführung in die Praxis des IHP-Modells von Oberarzt Dr. med. Norbert Zumdick. Das Modell ist die Grundlage für die Arbeit der Psychatrie Hamm. Auch hier folgte anschließend ein Austausch mit 30 Ethikverantwortlichen. Hannes Groß blickte zufrieden auf das Treffen, die Einblicke und den Austausch. Im kommenden Jahr soll ein ähnliches Treffen mit der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen stattfinden.
Erfahrungen austauschen und voneinander lernen
Das Netzwerk widmet sich der Diskussion sowie auch der praktischen und theoretischen Auseinandersetzung verschiedener ethischer Themen im Sozial- und Gesundheitswesen. Ziel ist zunächst der Erfahrungsaustausch zwischen den Verantwortungsträgern und die Gelegenheit zum Aufbau von Netzwerken untereinander.